Sirius 6.0 - Der Flügel mit schmaleren Tasten

Die Finger 2 bis 5 soll man stets nur minimal auseinander nehmen!
Zurücklegen von Distanzen durch Spreizen der Finger bzw. durch "Langen" mit dem Finger nach der nächsten Taste ist grundfalsche Spieltechnik, die dazu führt, dass man nicht nur schlecht schnell spielen kann, sondern auch Dynamik schlecht kontrollieren kann sowie Schwierigkeiten hat, den Rhythmus gleichmäßig zu halten. Verschlimmert wird das Problem noch, wenn man zusätzlich die Finger krümmt.
Aber wenn man Akkorde spielt, kommt man manchmal nicht umhin, die Finger entsprechend zu spreizen. Oder arpeggierst du die unbequemen Akkorde alle (schnell und mit Pedal)?
 
Ja? Zeig mir mal ein Beispiel, bei dem man einen Akkord dergestalt spielen muss, dass man Finger 2-3 oder 3-4 mehr als nur ein bisschen, also "mit Kraft", auseinander machen muss.

Finger 5 kann natürlich ein bisschen weiter weg sein, weil der einen zusätzlichen eigenen Muskel hat, so dass das locker geht.

Was Leute aber immer wieder fälschlich machen, ist, beispielsweise den Akkord d-f-a-c mit Fingersatz 1-2-3-5 zu spielen, und zwar mit "gekrallten" Fingern (weil es ja auf weißen Tasten ist). Deutlich besser wäre es bereits, die Finger auszustrecken und den Unterarm etwas nach außen zu rotieren (so dass 2-3 nicht mehr nennenswert seitlich auseinandergehen müssen, sondern sozusagen 2 ein bisschen "runter" geht und 3 ein bisschen "rauf"). Wenn man dann noch einsieht, dass 1-2-4-5 der deutlich bessere Fingersatz ist, ist alles tacko, und man braucht die Außenrotation des Unterarms auch nicht mehr 😎 (Bei krasseren Akkorden wie h-d-f-as-h hingegen schon, jedenfalls bei normaler Handgröße.)

Ein anfängerfreundlicher Indikator, der bei den meisten, aber nicht allen, Leuten ganz gut funktioniert, ist: Wenn die Haut an der Stelle, wo die Fingersehnen über das Fingergrundgelenk laufen, beim Akkordgreifen weißer wird, ist zu viel Spannung in der Hand.
 
Ich glaube, du hast mich missverstanden.
Der Punkt war: Wenn man einen Akkord spielt, muss man alle Tasten gleichzeitig drücken. Das kann man auf mehrere Arten tun und dabei gibt es die Variante, die die Spreizung der Finger minimiert. Wie groß diese Spreizung ist, ist von Akkord abhängig, aber sie existiert.
Würde man diese Noten nicht als Akkord spielen, sondern hintereinander, entspricht die Haltung der Hand in etwa dem "Langen" nach der Taste.

Vielleicht verstehe ich "außen" falsch, aber bei mir verringert sich die Spreizung der Finger, wenn ich den Unterarm nach "innen" drehe, den Ellbogen eher zum Körper führe. Wenn ich 2-3 auf d-f lege und die Hand so drehe, dass die Finger in Richtung Diskant (nach rechts-vorne) zeigen, sind die beiden Finger fast geschlossen. Drehe ich sie hingegen in die andere Richtung, sodass sie in Richtung Bass zeigen (nach links-vorne), wird die Spreizung immer stärker.
 
Mit Rotation des Unterarms ist gemeint: Drehung der Elle um die Speiche, also die Bewegung, die man auch beim Schlüsselrumdrehen macht. Hat also mit der Ellenbogenstellung nichts zu tun.

Ansonsten warte ich noch auf ein Literaturbeispiel für einen aus Deiner Sicht unbequemen Akkord, bei dem man ums Fingerspreizen nicht herumkommt.
 
einen aus Deiner Sicht unbequemen Akkord, bei dem man ums Fingerspreizen nicht herumkommt.
Das kann man nicht absolut sehen, sondern es hängt von der Handgröße ab.

Für mich z.B. sehr spannungsreich zu spielen: F-Moll, Fis-Moll, G-Moll. Wobei das Spielen eines einzelnen Akkords die eine Sache ist. Etwas anderes ist es, in einem virtuosen Stück solche oder ähnliche Akkorde vier- bis sechsmal pro Sekunde hintereinander zu spielen. Das tut mir so weh, dass ich das nicht lange machen kann. Außerdem ist der Ton nicht schön, sondern klingt grob und scharf, also nicht so, wie man es gerne hören würde.

Eine Umstellung auf eine schmalere Tastatur stelle ich mir sehr leicht vor, weil ich schon öfters Cembalo (in Schülerkonzerten) gespielt habe, und danach wieder aufs Klavier zurückgewechselt bin. War überhaupt kein Problem. Auch beim Cello ist der Wechsel vom 3/4 auf ein 4/4-Cello (und zurück) innerhalb von wenigen Minuten geschafft. Das Gehirn stellt sich sehr schnell um.

Also: Falls sich noch jemand mit kleinen Händen und ähnlichen klaviaturbedingten Problemen wie ich für die kleineren Tastaturen interessiert, gibt es hier eine sehr interessante Videoreihe "PASK movie part 1 - 3". Darin werden auch die ganzen hier von Euch angesprochenen Argumente und Gegenargumente aufgegriffen und entkräftet.
 
Mit Rotation des Unterarms ist gemeint: Drehung der Elle um die Speiche, also die Bewegung, die man auch beim Schlüsselrumdrehen macht. Hat also mit der Ellenbogenstellung nichts zu tun.
Danke für die Antwort. Für mich ist das eine Rotation des Handgelenks. Der Unterarm arbeitet, aber das Handgelenk dreht sich um die Achse, die durch den Unterarm geht. Der Unterarm verdreht sich dabei in sich, aber nicht als ganzes. Drehung im Unterarm, nicht Drehung des Unterarms.

Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, meinst du so nicht:
schlecht.jpeg

besser so:
besser.jpeg
mit deutlich kleinerem Winkel zwischen 2 und 3, und

noch besser so:
am_besten.jpeg
mit 2, 3 und 4 fast parallel.

Vielleicht gibt es noch ein sprachliches Missverständnis. Im zweiten Bild würde ich 2 und 3 als leicht gespreizt beschreiben, aber nicht als verspannt. Im ersten Bild sehen wir Spreizung UND Spannung. Daher sage ich, dass jeder Akkord eine gewisse ihm eigene Spreizung verlangt, die auch je nach Hand unterschiedlich ausfällt.

Meine eigentliche Frage war aber, wie man den Widerspruch auflöst, dass man, wenn man eine Melodie spielt, nicht nach dem nächsten Ton langen soll. Aber gleichzeitig beinhaltet das Spielen eines Akkordes das Langen nach dem nächsten Ton, weil der ja schon in Zeitdifferenz 0 gespielt wird.
 
Vielleicht sollte man noch Spannung und Verspannung unterscheiden…
 

unmissverständlich: In welcher Stellung befindet sich Dein Handgelenk beim Spielen des Akkordes?
Bei jedem/jeder in einer individuel anderen!
es sei schlechte Technik, wenn man zum Anschlagen eines Akkordes die Hand rotieren bzw. das Handgelenk "abknicken" muss.
Exakt das Gegenteil ist richtig! Erlaubt ist, was gefällt (funktioniert!).
Jede Position, die ein müheloses Kontrollieren des Akkords erleichtert, ist okay.
Das ist aber oft nicht intuitiv, also weniger erfahrene Pianisten finden gute Handpositionn nicht ohne Hilfe (KL!).
Das Problem ist aber meist nicht das Handgelenk, sondern die Instabilität in der Hand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Handgelenk "abknicken" (Du meinst die Hand seitlich gegenüber dem Unterarm abknicken, ne, @Marlene ?) ist IMMER ungünstig. Die Taubman-/Golandsky-Leute sagen übrigens dazu "twisting".

Um das zu verhindern, muss man weiter rein in die Tastatur gehen (Richtung Klavierdeckel), damit sich Daumen und/oder kleiner Finger komfortabel über der schwarzen Taste befinden. Die mittleren Finger spielen dann also zwischen den schwarzen Tasten.
 
Mit Rotation des Unterarms ist gemeint: Drehung der Elle um die Speiche, also die Bewegung, die man auch beim Schlüsselrumdrehen macht. Hat also mit der Ellenbogenstellung nichts zu tun.

Ansonsten warte ich noch auf ein Literaturbeispiel für einen aus Deiner Sicht unbequemen Akkord, bei dem man ums Fingerspreizen nicht herumkommt.
Lieber hasenbein,

bei der Rotation des Unterarms dreht sich aber die Speiche zur/um die Elle, deswegen heißt dieser Knochen auch so, https://www.bauerfeind.de/de/gesundheit/ellenbogen. :003:

Aber ansonsten ist dein Hinweis, den Begriff "Spreizen" beim Klavierspielen komplett zu verbannen, goldrichtig. Bei Akkorden spannen schon im Vorfeld viele die Hand/den Arm zu sehr an, weil sie meinen, dieses Monstrum an Akkord mit Kraft und Willensanstrengung in Angriff nehmen zu müssen, 1723062047226.png. :004:

Stattdessen lieber ein lächelndes Gesicht machen, sich auf den Akkord freuen, ruhig atmen, Hand auseinanderfließen lassen und nur so viel Spannung wie nötig zulassen, danach sofort wieder so viel entspannen wie möglich, möglicherweise den Akkord erst mal vereinfachen (vorsichtig dehnen, indem man den Abstand erst mal verringert, einen Ton weglässt ....) und das Hinterland beachten, wie du geschrieben hast!

Hinterland heißt zum Beispiel, nicht zu nah am Klavier zu sitzen, auszuprobieren, was einem gut tut, wenn man Arm, Ellenbogen in Winkel, Rotation etc. ausprobiert sowie auf einen stabilen Sitz zu achten mit aufrechtem Kopf.

Lieber @Flieger, bei deinen Bildern fehlt mir die Klangvorstellung, wie der Akkord klingen soll. Wenn zum Beispiel die Oberstimme hervorgehoben werden soll, ändert sich die Hand-/Armstellung. Bei Akkorden sind normalerweise die Töne unterschiedlich laut.

Zu sirius: ich höre von vielen, dass die Klaviatur ein Segen ist für kleinere Hände. Es gibt eben doch einige, die einen Akkord wie c-e-g-c nicht oder schlecht greifen können. Hier mal ein kleiner Einführungsvortrag:

Und trotzdem kann man mit Flexibilität und Geschmeidigkeit viel erreichen. Ich kenne einige asiatischstämmige Pianistinnen, die unglaublich kleine Hände und trotzdem keine Schwierigkeiten mit Brahms und Rachmaninoff haben.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Sorry, @chopinfan, du hattest das Video ja schon verlinkt. Aber egal, kann nicht schaden! :D
 
danach sofort wieder so viel entspannen wie möglich,
Es ist immer wieder erstaunlich, welchen Grad an Entspannung man beim sanften Niederhalten eines großen Akkords erreichen kann, wenn man nicht glaubt, man müsse nach dem erfolgten Anschlag noch nachdrücken.
Das kann jede/r erproben, indem er/sie mal ausprobiert was man gerade noch halten kann (bei mir links C-G-c-g) und was man gerade noch anschlagen kann (C-B-f).
Niemand muss sich beim tenuto (Niederhalten) eines Akkords, den man anschlagen konnte, noch verkrampfen!
 

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