Seriennummer auf der Klaviatur (Steinway 1889)

A

Arturo

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Guten Abend, auf meinem Steinway A1 65741 finde ich auf der Seite der untersten Taste folgende Nummer eingestanzt. Weiß jemand, was die bedeutet?E0F84A9F-6024-4FA6-A9B5-F325F89B729B.jpegE0F84A9F-6024-4FA6-A9B5-F325F89B729B.jpeg
 
Ist wohl die interne Baunummer, mit der der Flügel durch die Fertigung lief.

Diese Nummer ist eine andere als die später aufgeklebte Seriennummer, die der Flügel erst beim Ende der Fertigung und mit dem Eintrag im Lieferbuch kurz vor der Auslieferung bekommt.

Beim Zusammenbau von Gehäuse und Klaviatur finden Anpass-Arbeiten am Klaviaturrahmengestell und oder am Mechanikboden statt, die einer weiteren freien Austauscherei ein Limit setzen - ab diesem Anpassen müssen Flügelgehäuse und die herausnehmbare Klaviaturmechanik zueinander gepaart gekennzeichnet sein, weil eben eine Austauschbarkeit nicht mehr so ohne weiteres gegeben ist.
 
Ich weiß nicht, wie es bei A-Flügeln dieser Jahrgänge aussieht, aber an meinem B taucht diese Arbeitsnummer an mehreren Orten auf. Einer davon ist das linke obere Ende der Gußplatte, wo man bei meinem einerseits das Jahr 1886 erkennen kann, aber eben auch die Arbeitsnummer 1057:

Arbeitsnummer-Gussplatte.jpg

Und bei bei genauerem Hinschauen findet man noch weitere Hinweise auf diese Arbeitsnummer:

Gussplatte-Arbeitsnummer-Kreide.jpg

Und auf dem Stimmstock sieht man dann das interessante Duo von Serien/Auslieferungsnummer und Arbeitsnummer in Bleistift, vor allem aber die unterschiedlichen Handschriften. Die Arbeits- und Seriennummer mit typisch amerikanischen Ziffern, aber das Wort "Platte" in klassisch deutscher Schreibschrift.

Die Fabrik in Hamburg existiert zwar seit 1880, aber zunächst diente sie ausschließlich dem Zusammenbau von in den USA gefertigten Komponenten. Auf meiner Gußplatte findet sich noch der der Hinweis "Depot der Steinway Pianos New York". Der erste wirklich komplett in Hamburg gefertigte Flügel stammt aus dem Jahr 1907.


Stimmstock-Arbeitsnummer1.jpg

Hat der "A" diese Nummer auch auf der Gußplatte?
 
Nein, er hier findet sich nur das Herstellungsdatum der Gussplatte, also der 29.9.1888. Die Seriennummer findet sich a den üblichen Stellen eingeschlagen Backen, Deckel, Lyra etc, aber die Nr. 20243 habe ich bislang nur auf der Seite der untersten Taste gefunden. Den Stimmstock habe ich allerdings noch nie gesehen.
 
Noch eine Frage, da so sachkundige Kollegen hier: der Flügel hat gerade Beine. Können die noch Original sein, trotz des frühen Datums? The ultimate guide to SS berücksichtigt in diesem Punkt nur die NY Produktion.1D970EA5-E1E9-490D-B217-1E090047DC41.jpeg
 
Das sieht sehr nach laienhaft nachträglich drangeflanscht aus.
 
Was bedeutet “drangeflanscht”?
 
An der Unterseite finden sich freilich keinerlei Spuren von Vorgänger Beinen, etwa runde, wie man erwarten würde, auch tragen die Beine an der Oberseite eingeschlagene Seriennummern. Habe gelesen, dass es neben den aufwendiger gestalteten Artcases auch ein plain Linie gab.
 
Die Schrauben sehen so aus, als müssten sie die ganze strukturelle Last von Flügel auf den Beinen halten und sind dann auch noch mit einer schrägen Unterlegscheibe versehen. Das würde ich als laienhaft drangeflanscht bezeichnen. Die Beine wurden zu dieser Zeit auch noch in New York gefertigt und hatten im Zentrum einen Bajonettverschluss, so dass nur noch die Richtung nach Einrasten mit zwei kleineren Schrauben fixiert wurde. Und auch bei der schnörkellosesten Bauart gab es immer noch ein wenig geschwungene Linie, um es an die Leiste am Gehäuse anzupassen.

Bei meinem Flügel hat man auch irgendwann mal die Beine ausgetauscht gegen die jetzigen, viereckigen klobigen Teile. Ich vermute, dass es vorher die Elefantenfüße gewesen sind, die für den Einsatz in der Tanschschule wohl nicht gepasst haben. Allerdings hat man bei mir den oberen Teil mit dem Bajonettverschluß beibehalten.

Hier ist eine Auflistung der Arten von Beinen, die bei Steinway verbaut wurden; sieht mir ziemlich vollständig aus:

 
Zuletzt bearbeitet:
hier findet sich nur das Herstellungsdatum der Gussplatte, also der 29.9.1888.
Ich denke zu wissen, dass dies kein Datum ist, sondern sich etwas anders ableitet.
Es schreibt sich 29/9.88. Und bedeutet, soweit ich das einschätzen kann, das 9. Modell (dieser Flügelgröße, oder aller Flügelplatten..., k.A.) in 1888.

Das kann (muss aber nicht) vom September sein, kann auch eher oder später sein, zeigt aber, dass man in jenen Jahren noch heftig herumexperimentierte - und davon der 29. Abguss. Wobei nicht durchgehend davon ausgegangen werden kann, dass aus jeder Gussplatte auch ein Flügel wird, denn da war unterwegs der doch komplexen Gusstechnik teils doch ein wenig Ausschuss, aber die Nummer steckt schon im Modell und ist mit Abguss "gelaufen" oder "verbrannt".

Mein Flügel hat das gleiche System, nur mit der führenden Nummer vor dem Schrägstrich noch nicht, elf-zwölf Jahre zuvor. Der wurde im September 1877 ausgeliefert, hat eine Gussplatte mit x.76, also hat einen Abguss von einem 1876er Modell, und nicht das erste (Bin gerade zu faul, zum Flügel zu laufen betreffs der Varianz im Jahr, könnte Krach machen, wenn mir der Deckel runterknallt, und es ist noch nicht mal 6 Uhr morgens...)
 

Habe inzwischen die Seriennummer an allen klassischen Orten gefunden. Die Nummer auf der A2 Taste bleibt weiter ungeklärt.
 

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Die tatsächliche Seriennummer ist jene welche sich droben auf der Gußplatte befindet.

Alles andere sind Nummerierungen von Zubehörteilen, welche für das Baujahr des Instrumentes keine große Rolle spielen.

Hier ist die einestanzte Gußplattenseriennummer identisch mit der eigentlichen Seriennummer, aber auch das muß nicht immer zwangsläufig sein.
 
Alle eingestanzten Seriennummern müssen IMMER mit der Rahmennummer übereinstimmen, die ja im übrigen nur aufgedruckt ist und nach jeder Neulackierung wieder aufgetragen werden muss. Bei Steinway befinden sich die Seriennummern stets an den oben gezeigten Stellen eingestanzt. Einzige Abweichung ist hier die Nummer auf der Tastenseite.
 
… natürlich nur wenn alle Teile des Flügels original sind. Bei modernen Exemplaren mag die Position der Nummern eine etwas andere sein.
 

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