Die Antwort auf die Frage dürfte nicht ganz einfach zu geben sein, die wenigsten von uns werden die Möglichkeit haben, ein und dasselbe Klaviermodell einmal mit Agraffen und einmal mit Druckstab anzuhören. Wir vergleichen also immer unterschiedliche Instrumente, die sich nicht nur in diesem einen Aspekt unterscheiden, was es schwer macht, zuverlässige Schlüsse zu ziehen.
Bechstein hat ja z.B. bei den Flügeln von durchgender Agraffenführung auf Kapodaster im Diskant umgestellt, neben anderen Modifikationen, und ich würde unterstellen, dass man sich davon einen klanglichen Gewinn verspricht. Der Kapodaster hat eine größere Masse und damit eine höhere innere Dämpfung für hohe Frequenzen. Es verbleibt mehr Energie im schwingenden System, statt unhörbar abzuwandern. Damit verbessert sich der Sustain des Tones.
Für die Mittellage ist es klanglich wahrscheinlich nicht so ein großer Unterschied, jedoch gefallen mir Agraffen hier trotzdem besser. Insgesamt ist die Saitenbegrenzung damit besser, die Saiten können nicht wandern sondern haben eine feste Position. Bei alten Klavieren mit Druckstab sieht man oft, dass die Saitenabstände untereinander nicht mehr stimmen. Häufig gibt es hier auch unsaubere Schwingungen, die beim Stimmen Probleme machen und erst verschwinden, wenn man die betreffende Saite etwas umpositioniert.