Liebe chiarina, liebe clavios,
in diesem Faden, wie in so vielen anderen, sprechen wir jetzt wieder einmal nur über unsere Kommunikation miteinander, statt über das eigentliche Thema oder allgemeiner über das, was uns eigentlich alle verbinden sollte, nämlich die Liebe zur Musik und zum Klavierspiel.
Ob man jemanden, der dieses Abgleiten eines Fadens über Jahre hinweg immer und immer wieder provoziert, nun als Troll oder als etwas anderes bezeichnet, ist, wie Destenay schon bemerkt hat, völlig irrelevant. Entscheidend ist, dass es von sehr vielen hier als störend und fehl am Platz empfunden wird, und dass es viele davon abhält, ohne Angst vor Bloßstellung zum Gelingen dieses Forums und zu lebhafter Diskussion beizutragen.
Ich habe umgekehrt mehrfach betont, dass auch pppetc hier nicht immer nur mit Fairness begegnet wurde, und dass sich, geprägt durch diese Erfahrungen, meine Auffassung von Toleranz und Leben-und-Leben-Lassen über die Zeit gewandelt hat, worüber ich im Rückblick sehr froh bin. Vor kurzem, als ich das Gefühl hatte, dass rolfs (sicher nicht böse gemeintes) Witzeln von pppetc gerade als verletzend empfunden wurde, habe ich das beispielsweise auch
angesprochen.
Aber auch bei aller angebrachten Toleranz musste ich mir oft, zu oft, auf die Zunge beißen, wenn pppetc wieder einmal in völlig unangebrachter Weise hier aufgetreten ist. Wenn man diesem Forum mit Gleichgültigkeit begegnet, kann man sich natürlich in solchen Fällen entspannt zurücklehnen und mit der sprichwörtlichen Tüte Popcorn in der Hand den Unterhaltungswert der aufkeimenden Streitfäden goutieren. Mir ist das Forum aber nicht gleichgültig (ebenso wir Dir, chiarina, und vielen anderen hier) und ich habe nun gerade einmal auch genug Zeit, meine Sichtweise darzustellen -- etwas, das ich lange Zeit vermieden habe.
Ich danke Dir, chiarina, dass Du nun auch deutlich ausgedrückt hast, wie Du zum Verhalten von pppetc zuerst Felix und danach mir gegenüber stehst. Man kann Deinen Beiträgen (nicht nur hier im Faden) entnehmen, wie sehr Du darum bemüht bist, pppetcs Gedankengängen auf den Grund zu gehen und sie nachzuvollziehen. Es ist aber nun aber m. E. (ich vermute, Du wirst hier anderer Meinung sein) genau dieses fortgesetzte Sonder-Bemühen, das zum unverzichtbaren Bestandteil der Selbstinzenierung von pppetc als musikalischem Guru geworden ist, der sich alles erlauben kann und von dem umgekehrt keine eigenständigen Bemühungen um das Gelingen einer Kommunikation erwartet werden -- die Jünger fragen artig nach, der Meister antwortet, wenn er gerade Lust dazu hat (und wenn nicht, protestiert er lautstark, dass er sich zu nichts zwingen lässt -- ich muss jetzt hoffentlich nicht alle Fäden verlinken, die sich nach diesem Muster entwickelten).
Schon die weitgehend widerspruchslose Reklamation dieser Sonderrolle finde ich recht erschreckend. Wenn ich den Teil von pppetcs Beiträgen, die auch für einen Uneingeweihten wie mich verständlich sind, betrachte, findet sich darin maches Interessante, manches Uninteressante, und vieles Diskutierenswerte ---- wie bei zahlreichen anderen Forumsteilnehmern auch. Darüber hinaus gibt es nichts, aber auch gar nichts, was ihn für die Sonderrolle des erleuchteten Weisen auszeichnet, die er für sich so gerne und unermüdlich beansprucht (oft genug verbunden mit einer zusätzlichen Erwähnung seiner großen Bescheidenheit und Selbstlosigkeit).
Jedem anderen, der seine vermeintlichen Erleuchtungen auf eine Weise zelebriert wie pppetc etwa jüngst in einem Faden im Feedback-Bereich (natürlich nach dem üblichen Schema, dann nichts weiter dazu zu sagen), würde man einfach mal nüchtern zu einer Prise Bescheidenheit raten, bevor es überhaupt an der Zeit ist, sich mit diesen Erleuchtungen ernsthaft zu beschäftigen. Hier hingegen wird diese Selbstüberhöhung mittlerweile als normaler, unwidersprochener Bestandteil des Forumslebens hingenommen; es sind im Grunde genommen nur Hasenbein und rolf, die von Zeit zu Zeit die Beiträge von pppetc auf eine Substanz reduzieren, die etwas unspektakulärer ausfällt als die Geste ihres Vortrags für sich beansprucht.
Es gibt von pppetc keine einzige Einspielung aus dem klassischen Repertoire, über das er sich vom Sockel des Zen-Meisters herab äußert, zu hören; eine einmal eingestellte Aufnahme wurde schnell wieder gelöscht. Nun zeigen rolf, chiarina, hasenbein und andere täglich (ohne sich aktiv darum zu bemühen), dass man Glaubwürdigkeit, Vertrauen und pianistische Autorität (in einem positiven Sinn) problemlos erlangen kann, ohne sich selbst pianistisch zu präsentieren. Wenn sich jedoch jemand ohne Unterlass derart weit aus dem Fenster lehnt, dass er z.B. zum Großteil der Pianisten kein gutes Wort (dafür aber viele mitunter recht bösartige) zu sagen hat, dann diskreditiert er sich nur selbst, wenn er weder verbale noch klingende Argumente für seine abstrusen Thesen vorzubringen hat.
pppetc möchte die Musik und das Klavierspielen gerne in monokausalen Zusammenhängen sehen. Was durften wir nicht schon alles lesen; ein kleiner Auszug: Fast alle der lebenden Pianisten sind schlecht (bei Brendel gibt es sowieso keinen einzigen hörenswerten Ton), Schuberts Musik fasst man im Charakterzug der edlen Schlichtheit (und im Aphorismus “Schubert ist nunmal Schubert”) zusammen, man muss immer und alles blind spielen (natürlich nur als unterste Stufe der Pianistik, um ein “Scheitern” nicht schon dort zu garantieren), Sprünge sind immer nur im Schwung anzuvisieren, niemals und nimmer darf es zu einer (wenn auch nur innerlich gefühlten) innehaltenden Vorbereitung direkt am Ziel kommen, und so weiter....
Hier im Faden habe ich nun ein mir bisher unbekanntes Kind aus der Familie der pppetc-Dogmen kennengelernt (nach dreimaliger Rückfrage von chiarina), nämlich dass man die Musik Schuberts nicht einfach “üben” oder, schlimmer noch, in einem Arbeitszustand zur Diskussion stellen darf, der weit vom Idealbild des allein urteilsberechtigten pppetc entfernt ist (ein Schicksal welches auch die Einspielungen aller lebenden Pianisten teilen). In der arroganten, herablassenden und verletzenden Form, in der pppetc dieses Dogma nun wieder einmal (in beiden Impromptu-Fäden) vorgetragen hat, drückt sich die Erwartungshaltung aus, dass seine ästhetischen Überzeugungen (wie auch alle anderen seiner Weisheiten) die einzig “wahren” und “richtigen” sind, und dass jemand, der diese Weisheiten nicht als normativ bindend akzeptiert, sich zutiefst an der Musik versündigt.
Wurde es schon ein- oder zweimal gesagt?: Wenn pppetc seine Ansicht als respektwahrende “Ich-Botschaft” (ein kleines Augenzwinkern mit Blick auf die lange clavio-Historie dieses Begriffs sei mir auch in dieser ansonsten traurigen Diskussion erlaubt...) formuliert hätte, wäre statt des erneuten Abgleiten eines Fadens vielleicht die Grundlage für einen interessanten Austausch von Argumenten geschaffen gewesen. Man hätte dann etwa zurückfragen können, warum sich z.B. Brahms die unerhörte Frechheit erlaubt hat, aus dieser Musik eine Etüde für die linke Hand zu machen? War er auch nur ein schändlicher Philister? Oder konnte Brahms vielleicht anders als pppetc auch mal die Kirche im Dorf lassen, weil er als Komponist und Pianist wusste, dass man sich auch großer, wunderbarer Musik nun einmal langsam, Stück für Stück annähern muss, dass diese Annäherung etwas lebenslanges ist, das nie abgeschlossen ist, und dass neben vielerlei anderer Beschäftigung mit einem Werk auch die “profane” Arbeit an manuellen Schwierigkeiten oder Defiziten, die sich nicht einfach von selbst oder anhand anderer (weniger “heiliger”?) Stücke oder technischer Übungen lösen, ein nicht einfach wegzuzaubernder Teil im Leben der meisten Pianisten ist?
Leider hat pppetc in vielfacher Wiederholung (wozu auch die jüngsten Beiträge in diesem Faden gehören) bewiesen, dass er zu derlei Gedankenaustausch auf Augenhöhe weder willens noch fähig ist.
Es grüßt
ein trauriges pianovirus,
das die Zeit, die in diese Beiträge fließen musste, lieber am Klavier oder beim unbeschwerten Rätseln verbracht hätte