Schon wieder ein Flügelkauf

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so in etwa. Aber wenn man mit Zollstock laboriert, wirkt der Platzverbrauch tatsächlich größer. Ebenso mit der Flügelschablone auf dem Fußboden - besser auf einen Tisch legen!
 
Mein Verstand spricht für Kawai GE30, mein Herz eher für den Blüthner.
Frag doch Dein Herz mal, warum ihm der Blüthner besser gefällt. Ist es der Klang? Oder vielleicht doch eher die Idee, einen Klassiker zu besitzen? Und falls es letzteres ist - was ist Dir diese Idee wert? Etwas zu haben, was nicht jeder hat. Beim spielen den Schriftzug anzuschauen, den offenbar auch z. B. Debussy gerne beim Spielen vor sich hatte? In der Antwort auf diese Fragen liegt vielleicht die für Dich richtige Entscheidung.

Ich hab einen Blüthner und hatte alternativ einen Boston in Erwägung gezogen. Beide hatten ihre Reize. Ich glaube, ohne wirklich sicher zu sein, dass die Idee, einen Klassiker zu besitzen, bei mir eine große, wenn auch unbewusste Rolle spielte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

also ich weiß nicht. Mein Flügel ist nicht zum anschauen sondern zum spielen da.
Ich muß auch (immer wieder ;-) ) auf die Duplex Skala hinweissen, die meines Wissens der Blüthner nicht hat.
Aber wichtig ist halt, daß man den Klang mag. Für mich ist die DS ein kleines feines Muß, sorry.

Gruß
 
Entscheidend ist doch, ob das, was hinten herauskommt, der Gesamtklang, gefällt, egal wie er zustandekommt.
Das ist natürlich richtig. Trotzdem würde mich mehr zu Aliquot vs. Duplex interessieren.

Aliquot ist meines Wissens eine vierte Saite im Chor, die durch Resonanz mitschwingt. Sie hat die volle Länge der normalen Saiten und wird mit einem eigenen Wirbel gestimmt. Ich vermute, ganz normal auf den Ton des zugehörigen Chors?

Duplex-Skala heißt nach meinem Verständnis, dass die Teile der normalen Saiten, die hinter dem Steg liegen, mitschwingen. Normalerweise werden die mit Filzen gedämpft, bei der Duplex-Skala sind die Längen so berechnet, dass sie einen Oberton zum eigentlichen Ton ergeben und werden deshalb nicht gedämpft.

Wenn mein Verständnis richtig ist, dann sollte die Duplex-Skala mehr Obertöne liefern und Aliquot macht irgendwas anderes (weiß nicht was). Jedenfalls meine ich, es sind zwei verschiedene Dinge.

Mein eigener Blüthner hat übrigens kein Aliquot und auch kein Duplex und ich finde trotzdem, dass er ziemlich obertonreich ist. Ich hoffe fast, dass Micha ihm das nächste Woche ein klein wenig abgewöhnt, aber jedenfalls stützt meine Erfahrung @joeachs Aussage, dass es sich vor allem um Prospektfeatures handelt.

Ciao
- Karsten
 
Den Faden auf Pianoworld verstehe ich nur bedingt. Auch scheint man sich dort nicht recht einig. Dazu lediglich eine Frage zur Begrifflichkeit: "Unison" ist das englische Wort für ein Chor?

Der Wikipedia-Artikel hilft weiter. Ich möchte sogar noch auf diesen Artikel ergänzend hinweisen.
@Peter, der von Jörg verlinkte Wikipedia-Artikel sagt ausdrücklich:
Aliquot stringing and the duplex scale, even if they use "aliquots", are not equivalent.

Ich lag anscheinend nicht so schlecht:
  • Aliquot-Saiten sind passiv mitschwingende Saiten. Sie laufen parallel zu den "normalen" Saiten, haben demnach auch eine ganz ähnliche Länge. Man kann sie in Blüthner-Flügeln deutlich sehen. Wo ich mir nicht sicher war, ist die Stimmung - offenbar werden sie eine Oktave höher gestimmt als der zugehörige Chor.
  • Duplex-Skala nutzt die Saitenlänge hinter dem Steg. Dazu wird vor dem Anhangstift eine weitere Saitenauflage vorgesehen, um die passiv klingende Länge zu begrenzen. Diese Auflage kann verstellbar sein oder nicht. Die Duplex-Skala ist natürlich viel kürzer als die normale Saite und ist deshalb 2 Oktaven oder mehr über dem zugehörigen Chor gestimmt.
Insofern steht hinter Aliquot und Duplex die gleiche Idee, aber vermutlich ist Aliquot deutlicher hörbar wegen der längeren Saite und der tieferen Stimmung dieser Saite.
 
@@Peter, der von Jörg verlinkte Wikipedia-Artikel sagt ausdrücklich:
Ich bezog mich ja eher auf Deine Aussage: "Wenn mein Verständnis richtig ist, dann sollte die Duplex-Skala mehr Obertöne liefern und Aliquot macht irgendwas anderes ". Aliquot macht aber nichts anderes. Es liefert mehr Obertöne.
The fourth string is stimulated to vibrate through sympathetic resonance when the other three strings are struck, which results in an acoustical system enriching the overtone spectrum.
 
...dass die Aliquotsaite eine Oktave höher gestimmt ist als der Grundton.
Da scheint es Varianten zu geben (siehe vorletzter Absatz)?
l005.jpg
 

Auf jeden Fall hat Blüthner die schickste Farbkombi von Gußrahmen und Filzen. da könnt ich glatt schwach werden.
 
Hehehe, schau mal meinen Avatar an! :heilig:

Und das ist sogar noch handlackiert - original!
 
Ja, steht aber leider Blüthner drauf. *Duckflitzundweg*
 
Nach dem Lesen all dieser Beiträge bekomme ich noch mehr Lust auf Blüthner, natürlich ist es ist eine emotionale Sache und natürlich spielt das Aussehen und der Name und was ich damit verbinde auch eine Rolle. Schön wäre, wenn ich Blüthner und Kawai mal direkt vergleichen könnte, am besten blind, vielleicht wäre man überrascht. Ich habe den Eindruck, dass der Blüthner-Klang etwas leicht abgehobenes, fast sphärenhaftes, weniger "bodenständiges" hat. Wahrscheinlich liegt das an dem Aliquot System mit Saiten die unberührt von profanen Hämmern schwingen.
 
Flügelfreund, könntest Du denn mal einen der Musiker, die bei dir Hausmusik machen sollen, drauf spielen lassen?
 
Gute Idee! Auf jeden Fall sollte ich mir eine zweite neutrale Meinung einholen.
 
Hi,

danke an alle für die tollen Informationen (ich hab's natürlich ungefähr so gewusst ;-) ).

Das sind aber alles nur Prospektfeatures.
Entscheidend ist doch, ob das, was hinten herauskommt, der Gesamtklang, gefällt, egal wie er zustandekommt.

Genau, entscheidend ist was hinten raus kommt. :-)

Aber das ist kein Prospektfeature!
Die Duplexskala von der ich rede, zB Steinway und Yamaha, hört man sehr gut, wenn man weiß auf was man achten muß.
Es hört sich so ähnlich wie die Mixturen-Register bei der Orgel an (ich vermute man hat es sich klanglich davon abgeguckt). Es werden sehr helle Obertöne auf den Ton gesetzt und sie schwingen nach der Dämpfung kurz weiter. Der Ton wird strahlend und es ist durch die Dynamik steuerbar (mit einem Wort ich liebe es ;-) ).

Das Alliquot hört sich nach meiner leider nicht sehr intensiven Erfahrung anders an. Es macht den Klang grundtöniger, runder.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
Es sollte bei Blüthner unterschieden werden zwischen dem alten Aliquot, und dem, wie es heute produziert wird. Bei alten Blüthner-Flügeln gab es einen zusätzlichen Steg, die Aliquot-Saiten wurden bzw. werden (bei solchen alten Instrumenten) eine Oktave höher gestimmt. Im höchsten Diskant wurde die 4. Saite nicht auf den zusätzlichen Steg geführt, sondern auf den normalen Steg, allerdings etwas erhöht, so dass sie nicht vom Hammer angeschlagen wird, diese Saite wurde unisono mit den anderen gestimmt. Eine Saite, die nur in Resonanz ist, hat ein anderes Obertonspektrum, als wenn sie direkt vom Hammer angeschlagen wird. Das kann man auch anhand der Verschiebung bei jedem Flügel testen, indem man sich einmal den Klang anhört, wenn nur zwei Saiten angeschlagen werden (dazu muss man die linke Saite dämpfen), und einmal, wenn die linke Saite ungedämpft ist, aber nicht vom Hammer angeschlagen wird. Der Effekt ist subtil, das ist die Wirkung des Aliquots allerdings auch.

Beim heutigen Blüthner Flügel gibt es nur noch das gleich gestimmte Aliquot, keinen zusätzlichen Steg. Aus diesem Unterschied resultieren einige der Missverständnisse im Pianoworld-Thread, weil sich die Ausführungen auf jeweils unterschiedliche Bauweisen des Aliquot beziehen.

Die Duplex Skala hat eine andere Wirkung. Hier macht man sich nicht nur den Resonanz Effekt zu nutze, sondern nutzt vor allem auch die Energie, die durch die Begrenzungen an Steg und Kapodaster "hindurch gehen". Diese Energie wird bei allen anderen Instrumenten mit Filz gedämpft, bei der Duplex Scala versucht man, durch Hinzufügen eines weiteren klingenden Abschnittes die Energie nutzbar zu machen. Vom Standpunkt der Energienutzung ist das ein sehr gutes Konzept, da man ja beim Flügel nur die Anschlagsenergie des Hammers in Klang verwandeln kann (anders als bei der E-Gitarre, zum Beispiel). Jedoch erkauft man sich den Zugewinn an Energienutzung (ist theoretisch eine längere Ausschwingdauer) mit dem Nachteil, dass man die Länge des Duplex kaum stimmen kann und es werden damit auch unharmonische Obertöne produziert. Allerdings hat man diesen Effekt in unterschiedlicher Ausprägung sowieso bei jedem Instrument, da die oberen Diskantsaiten ohne Dämpfer frei liegen und somit auch sowohl unharmonisch als auch harmonisch mitschwingen, auch das kann man leicht im Experiment durch Abdämpfen feststellen.

Ich würde dazu raten, den Kauf eines Instrumentes nicht an solchen Dingen wie Duplex Skala oder Aliquot festzumachen. Es gibt sehr viele Blüthner-Flügel ohne Aliquot und die haben dennoch den typischen Blüthner Klang, zu dem mehr gehört als das Aliquot. Und dann haben auch viele Billigflügel eine Duplex Skala und es klingt trotzdem nur bescheiden.

Manche Flügel sind weder bescheiden, noch haben sie mit dem Sustain zu kämpfen. August Förster ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Es gibt sicher noch eine ganze Reihe anderer Instrumente, die sehr gut klingen, ohne Aliquot oder Duplex.
 

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