„schön klingende“ technische Übungen für Anfänger

Hallo,
ich hoffe Ihr nehmt mir das nicht übel bzw. fühlt euch nicht angegriffen ...
Ich hatte schon Bedenken Präludien aus dem WTK 1 als irgendwie geartete "technische Übungen für Anfänger"
überhaupt ins Spiel zu bringen ( zumal man sich bei dem unbedarften Versuch BWV 847 einfach auch nur "runterzuhacken" auch
schon ordentlich die Sehnen strapazieren kann).
Die Diskussion über die Notwendigkeit die Spreizbarkeit der Hände zu trainieren oder zu verbessern - geht m.E. dann wohl doch
an der ursprünglichen Fragestellung vorbei. Oder liege ich falsch... ?:030::007:
 
Hallo StefanN,
als Mensch aus dem Autismus-Spektrum...bzw. früher hätte man wohl gesagt....Person mit leicht autistischen Zügen...sind Zahlen und Zahlen -Buchstaben Kombinationen für mich ...eingänglicher... Systemfehler 😂
 
Nö....c-moll Präludium und fuge c-moll sind BWV 847 ...und BWV 871 ....je nachdem WTK 1oder WTK 2.
😇...ich wollte nur sagen....dass es für mich eingänglicher ist. Nicht verallgemeinernd...und das liegt an meiner persönlichen Wahrnehmung. Gruß Jan
 
Ich schaue lieber Leuten wie Andras Schiff (2x live gesehen) oder Seong-Jin Sho auf die Finger wenn sie ruhige Stücke spielen und begeistere mich für deren schwebende Lässigkeit, runde Bewegungen und Genuß beim Spiel.
Der Klang kommt aber nicht allein aus den Fingern. Der ganze Körper ist beteiligt. Auch deswegen ist eine Lehrkraft, möglichst live und vor Ort, wichtig. Gerade am Anfang, denn da gewöhnt man sich unter Umständen Dinge an, die ein späteres Fortkommen erschweren.
Was ich von Hanon- oder anderen Technickübungen halte habe ich ja schon öfter hier im Forum geschrieben (ich halte sie, richtig angewandt, für sinnvoll), aber, gerade als Anfänger, nur unter professioneller Aufsicht.

Und eine Parallele zum Fußball: Von Kniebeugen alleine wird man kein guter Fußballer, aber sie sind eine sinnvolle Ergänzung des Trainings.
 
Das Nö war eine Replik auf: "Bach Präludium und Fuge in c-moll ...voll eindeutig" von Sven. Eben nicht voll eindeutig - deswegen Nö.
Wie gesagt...ich systematisiere halt leichter mit Zahlen und Buchstaben...hat mit dir und dem Rest der Welt nix zu tun 😁
 
Nun zu meiner Frage: Welche Literatur/Noten für kurze und wohlklingende klassische technische Übungen und Etüden würdet mir empfehlen bzw. sollte ich mit anschauen?
Ein Sextakkord (e-g-c) klingt schön genug!

Man kann, ohne dass es blöde oder schlecht klänge, die Sextakkorde jeder Tonleiter aufwärts spielen (e-g-c dann f-a-d dann g-h-e und so weiter) ((Beethoven verwendete das als Hauptthema eines Scherzosatzes, es kann also kein totaler Unsinn sein))
Zunächst r.H. alle Tonleitern (!) mt 1-2-5, später mit 1-2-4.
l.H. zunächst mit 5-3-1, später 4-2-1

Vorteil: man gewöhnt sich peu a peu an das Tastengelände jeder Tonart, spielt was wohlklingende und muss auf kein Koordinationsgefummel aufpassen. Tut man das mit etwas Klangsinn, lernt man enorm viele Akkordsilhouetten (schwarz-weiss-weiss, weiss-schwarz-weiss usw) sinnvoll anschlagen.

Später kann man diese Akkorde arpeggiert spielen.

Zudem schadet es nie, sie auch chromatisch auf- und absteigen zu lassen (C-Dur - Cis-Dur - D-Dur usw)

Und was mit Sextakkorden geht, das geht auch mit Quartsextakkorden (g-c-e)

...und wer sich das gönnt, der kann auch die Tempi variieren (ein sehr langer, zwei rasche, ein sehr langer Akkord etc)
 
War der totale Unsinn nicht vielmehr in einem Finalsatz des jungen Grimmen?
Anlässlich dieses heutigen Unsinns habe ich diesen Satz jetzt eben mal wieder hoch- und runtergezwitschert (den Dreifachtriller muss ich wohl mit zwei Händen einschummeln :zunge:).

Ich weiß endlich (das kam mir immer schon verdächtig bekannt vor, nämlich:), woher Johannes das hymnische Thema in seinem Finalsatz (ebenfalls dritte Sonate) gemopst hat; selbst die "Instrumentierung" ist ziemlich ähnlich. (Überflüssig zu sagen, dass diese Sonate in jedem ihrer Sätze einfach nur großartig ist.)
 
Da geht ja das Problem schon los - wer "Fingerspreizung" für etwas beim Klavierspielen Relevantes hält, ist schon ganz mächtig auf dem Holzweg und wird sich alle möglichen Probleme einhandeln.
Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich glücklicherweise ich keine Probleme mit meinen Händen habe und eigentlich alles verkrampfungsfrei greifen kann, was da so auf dem Blatt steht - wie treffsicher ist natürlich einen andere Frage. Das verdanke ich vermutlich dem Gitarre spielen. @hasenbein Vermutlich bist du aber öfter auf dem Holzweg als ich, denn mein Klavier hat nur Plastiktasten 😉.

Die Czerny Etüden sind mittlerweile eingetroffen und gefallen mir extrem gut (op. 821). Wunderbar melodisch, kurz und einprägsam, sodass man sie recht schnell lernen kann - die angebenen Tempi sind für mich allerdings noch völlig illusorisch. Vielen Dank für Eure Tips, Anregungen und Eingaben 👍
 

Behandle diese wunderbaren Achttakter ganz vorsichtig, ganz langsam und ganz genau.

Ich habe mir eigens Jahre Zeit gelassen, um sie auch in schnellerem Tempo (aber auch dann nicht wie notiert) zu spielen. (btw dieses achtmal(?) Wiederholen mache ich überhaupt nicht). Im schnellerem Tempo sind es auch andere Bewegungsabläufe, gewissermaßen en gros und mit schnellem Zuhören(!) Gelegentlich kann dann auch die große Technik ins Spiel gebracht werden (Handgelenk, Arm).

Mir ist Czerny für die große Technik noch zu kleinteilig, noch "mit Münze oben auf der Hand". Die letzten paar Übungen sind aber schon groß(artig), u.a. die weltberühmten Tschaikowsky-chromatischen-Oktaven. Da sind Chopin-Etüden schon befreiend, auch wenn keine Złoty-Münze auf der Hand liegenbleiben würde.
 
Behandle diese wunderbaren Achttakter ganz vorsichtig, ganz langsam und ganz genau.

Ich habe mir eigens Jahre Zeit gelassen, um sie auch in schnellerem Tempo (aber auch dann nicht wie notiert) zu spielen. (btw dieses achtmal(?) Wiederholen mache ich überhaupt nicht). Im schnellerem Tempo sind es auch andere Bewegungsabläufe, gewissermaßen en gros und mit schnellem Zuhören(!) Gelegentlich kann dann auch die große Technik ins Spiel gebracht werden (Handgelenk, Arm).

Mir ist Czerny für die große Technik noch zu kleinteilig, noch "mit Münze oben auf der Hand". Die letzten paar Übungen sind aber schon groß(artig), u.a. die weltberühmten Tschaikowsky-chromatischen-Oktaven. Da sind Chopin-Etüden schon befreiend, auch wenn keine Złoty-Münze auf der Hand liegenbleiben würde.
Geht es auch bitte mit konstruktivem Kommentar/mit konstruktiver Gegenrede? Ich habe mir Gedanken gemacht, ich bin hier bereitwillig am Lernen.

Ich finde diesen Kommentar (und einen der Likes) befremdlich :020:.
Lieber StefanN,

ich nehme an, du meinst mein Like unter @hasenbeins Bullshit-Detektor.

Mir hat das Bild des Detektors aus der Seele gesprochen, weil ich meine, dass wir hier im Forum schon unzählige Male über die Wichtigkeit der Einheit von Arm, Hand und Finger geschrieben haben. Ganz unabhängig von der Literatur, also auch bei Bach, Czerny und allen anderen Werken der Klavierliteratur.

Es hat mich frustriert, von großer Technik und kleiner Technik zu lesen, da es diese Unterscheidung nicht geben sollte. Selbstverständlich setzt man je nach gewünschtem Klang bestimmte Teile des Körpers als Impulsgeber mehr oder weniger ein, aber immer in Verbindung mit dem Ganzen. Es gibt keine isolierten Bewegungen, es gibt keine isolierte Technik.

Es hat mich noch mehr frustriert zu lesen, dass es eine kleine Technik geben solle, bei der eine "Münze oben auf der Hand" tatsächlich liegen bleiben würde. Wir haben doch schon so oft im Forum über diese Dinge geschrieben, auch auf meiner Website findet sich viel dazu.

Ich habe schon oft erlebt, wie gerade Czerny hölzern und klanglich starr gespielt wird, weil der Bewegungsapparat, der dazu genutzt wird, sich hölzern und starr (Münze...) bewegt und das Ohr sich leider schon an den daraus folgenden unsanglichen und festen Klang gewöhnt hat a la "sind ja nur Sechzehntel".

Die Intervalle auch bei Sechzehntelpassagen hören und erleben, diese Passagen als sangliche Koloraturen begreifen, die phrasiert werden, die unendlich viele musikalische und emotionale Wendungen in sich tragen, die gehört und gefühlt werden wollen, dann zur Realisierung dieses Klangwillens alles nutzen, was den Körper mit der Taste verbindet - ja, dann klingt auch ein Czerny spritzig, witzig, gefühlvoll, lebendig, funkelnd, traurig .... .

Das wollte ich mit meinem Like sagen! :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe @chiarina ,

die Termini "kleine" und "große Technik" habe ich von @rolf (vielleicht findet sich sein Posting noch, das ist vielleicht 1-2 Jahre her).

Das mit der Münze auf der Hand ist - sorry - nun schon so dermaßen lange überholt, dass jegliche heutige Erwähnung nur noch ironisch gemeint sein kann. Das kann man auch mir mal ruhig zugestehen.

Czernys Achttakter (die ich seit 2006 pflege) behandeln, was die große Technik angeht, bei weitem nicht alle Eventualitäten. Das habe ich im Laufe der Jahre gemerkt.

Platt gesagt: auf die Préludes von Rachmaninoff bereiten die nicht vor. - Natürlich nicht, und darum ging es mir ja.

Das Große geht richtig erst mit den Chopin-Etüden los (wobei umgekehrt z.B. die beiden "kleinteiligen" cis-Moll-Etüden schon wieder (sehr) fies sind). Selbstverständlich wird man bereits bei Beethoven, Schubert (Wandererfantasie) und dann schon ganz dicke bei Schumann fündig; nur will ich mir die Stücke dieser Komponisten nicht gleich verderben, wenn ich sie als halb ungekonnte/nie richtig beherrschte Etüden missbrauche.

(Busoni sagte einmal, dass man einmal verdorbene Stücke kaum je wieder richtig spielen kann. Trotzdem versuche ich die fluffige E-Dur-Fuge aus WTK I, einst mit 16 Jahren verdorben, nach vierzig Jahren noch zu reparieren...)

Vielen Dank für Dein Posting.

StefanN

(Edit) PS: Meine gute Klavierfreundin schaute mich etwas schief an, als ich ihr anbot, bei ihrem Schülerabend einige der schönsten Czerny-Etüden (eben einige Achttakter) vorzuspielen. Womit sich bittesehr der Gedanke, ich würde die Sechzehntel nur so runterhacken, erübrigen möge.
 
Zuletzt bearbeitet:
@StefanN Könntest du vielleicht schreiben (oder verlinken), was du konkret unter großer und kleiner Technik verstehst?
 
von großer Technik und kleiner Technik zu lesen,
Diese Begriffe verwende ich auch, wenngleich kleine Technik natürlich nicht das damit zuweilen assoziativ verbundene betonharte Handgelenk an dem die Finger vorne herumzappeln gemeint ist. Aber es gibt schon einen grundsätzlichen Unterschied beim Umgang mit dem Klavier zwischen Mozart jnd Prokofieff und wenn msn den mit diesen Begriffen belegt, dann bin ich damit einverstanden!
 

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