Schmerzen in Armen und Händen. Wie vermeiden?

  • Ersteller des Themas newbie123
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Schmerzen sind fast immer ein Warnzeichen. Sie warnen vor Schlimmerem. Man sollte die Schmerzen also erst mal bewusst wahrnehmen und sich dann auf die Suche nach der Ursache begeben. Beim schnellen Überfliegen des Fadens habe ich dieses Procedere nur bei @Barratt lesen können. Falls dies auch noch andere Teilnehmer vorgeschlagen haben, bitte um Entschuldigung, dass ich es nicht mitbekommen habe.

Hier wurden bereits seitenlang gut gemeinte Ratschläge gegeben, welche Behandlungsformen zur Anwendung gebracht werden könnten. Warum aber den zweiten Schritt vor dem ersten machen?

Am Anfang steht imho die Beobachtung (klinische Untersuchung):
wie sieht es denn generell mit aktivem und passivem Bewegungsapparat aus? Beinlängenvergleich, Hüfthochstand, Rückenlinien, Schulterlinien etc. das muss alles erst mal ohne Klavier oder Gitarre untersucht / abgeklärt werden.

Auch eine eingehende Anamnese sollte durchgeführt werden, z.B.: Ist eine Krankheit bekannt, die evtl. hier einen Einfluss besitzt? Sind schon mal bei anderen Bewegungsmustern Schmerzen aufgetreten, z.B. beim längeren Arbeiten am PC? Gibt es Triggerfaktoren? Frühere Verletzungen? OP´s? Sportarten, die einen Einfluss haben? Irgendwelche Habits?

erst dann gehts ans Klavier:
wie sitzt der TE? Wie hoch ist der Klavierhocker eingestellt? Wie nahe steht der Klavierhocker am Instrument? Wie nahe sitzt der TE vor dem Klavier? Wie ist die Haltung des Oberkörpers, der Schultern, der Arme, des Nackens, des Kopfes? Verändert sich die Haltung beim schnellen Spiel?

Man bekommt nun eine Fülle von Informationen. Diese müssen verarbeitet werden und dann kristallisiert sich ein Bild heraus, das nun interpretiert wird und zur Diagnose führt. Und erst wenn diese feststeht kann man verschiedene Behandlungsregimes ins Auge fassen und ausführen.
 
An welche Stelle genau sollte ich Voltaren Salbe auftragen? Nur am Handgelenk? Oder auch den ganzen Unterarm und Hand?
 
Danke. Habe mir alles durchgelesen.

Nur zu einer Sache: dieses verkrampfte kommt, wie auch einer schrieb, von innen. Das heißt irgendwelche Vorstellungen oder emotionalen Zustände die zu einer Verkrampfung führen. Ich denke, das Problem lässt sich nicht mal so eben lösen. Man muss wohl an seiner Gesamtpersönlichkeit und Herangehensweise (z.B. Verbissenheit, Überehrgeiz) an Dinge arbeiten. Ich werde natürlich alle "oberflächlichen" Angebote wie Physio, Techniktraining annehmen, aber ich denke das Wesentliche ist an seiner Persönlichkeit/Einstellung zu arbeiten, denn solange sich die nicht ändert, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass man speziell einen Körperbereich immer entspannt halten kann (hier Hände und Arme).

Jemand hatte noch geschrieben, das 8 Stunden die Woche generell kein Problem sind. Ich sehe das etwas anders. Ich denke das hängt immer von der Person ab. Manche lachen darüber und für jemand anderen ist das sehr viel. Hängt halt davon ab, ob man locker spielt oder zu verkrampft.

8 Stunden pro Woche + 2 Stunden Gitarre sind nicht viel, überhaupt nicht. (Zuviel) Spannung ist etwas, was einer guten Technik immer im Weg steht und muss über die Zeit gelernt werden. Den einen fällt es leichter, den anderen schwerer. Dein Körper braucht auch Zeit, um die Bewegungsabläufe zu verinnerlichen.
Informiere dich mal über 'playing with arm weight, Russian school, Russian method'.
Wichtig ist es auch, Spannung im ganzen Körper zu lokalisieren, so solltest du z.B. die Schultern, wenn es geht, hängen lassen, als laste ein Gewicht auf ihnen und achte auch z.B. auf deine Beine oder dein Gesicht. Nicht selten verlagert man die Spannung. Nach einem angeschlagenen Akkord bestenfalls sofort entspannen.

Wenn mit deinen Sehnen und Bändern alles in Ordnung ist, musst du schon viel tun, um Schmerzen zu beschwören, daher denke ich, dass Verkürzungen bei dir der Grund sind. Dehn dich ausgiebig, vor allem deine Unterarme, ggf. Bizeps, Trizeps, Schulter, Nacken, Brust und deinen Rücken.
Dehnen bedeutet dann nach dem Aufwärmen zwischen einer und drei Minuten halten, ggf. wirst du experimentieren müssen, weil mit zu starker Dehnung du die Geometrie deines Apparates veränderst und ein anderes Spielgefühl bekommst, falls du insbesondere auf die Idee kommen solltest, deine Finger zu dehnen.
 

Ausnahme: Man kennt seinen Körper so gut, dass man weiß, dass die Schmerzen nicht schaden sondern es sich um ungewohnte Bewegungen handelt bzw. verkürzten Sehnen und/oder Muskeln die Ursache sind.

Besser als Voltaren wirkte bei mir Retterspitz-Salbe.

Ich schwöre auf diese Creme und das gleichnamige Injektionspräparat.

Immer, wenn Du ein verspanntes Gefühl hast: Aufhören!

Aufhören zu spielen aber auch anfangen zu reflektieren. In sich gehen, versuchen den Grund für die Verspannungen aufzuspüren. Was dahinterstecken könnte wurde ja bereits erkannt (und das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung), nämlich:

Man muss wohl an seiner Gesamtpersönlichkeit und Herangehensweise (z.B. Verbissenheit, Überehrgeiz) an Dinge arbeiten.

Man kann den Zustand der Entspannung lernen, man muß ihn nur erstmal erfahren.

Falls aber durch eine zu hohe Erwartungshaltung an sich selbst Druck ausgeübt wird, dann muss man erstmal lernen damit umzugehen. Erst wenn man die Verbissenheit abgebaut hat kann man erfahren, wie Entspannung sich anfühlt.
 
Wie gehen denn professionelle Pianisten mit so einer Situation um? Ich gehe mal davon aus, die haben auch Sehenscheidentzündungen o.ä.

Im Durchschnitt nach meinen Beobachtungen eher weniger.
Die meisten, die schon etwas länger dabei sind wissen einfach, wie sie mit ihren Händen umgehen müssen. Wenn außerdem die technische Grundlage wirklich gut ist, dann geht/kommt man sehr selten an die Grenzen der Belastbarkeit.
 
Eine Kommilitonin von mir hat ihre Hände überlastet und folglich eine Prüfung verschoben. Andernfalls hätte sie ihre Arme noch mehr belasten müssen (in der Prüfungsvorbereitung), hat aber gemerkt, dass sie sich besser schonen sollte.

Was soll man schon machen - wenn man Probleme hat, schont man sich. Allerdings bestätige ich Tastendrücker - normalerweise sollte man sich irgendwann gut genug mit dem eigenen Körper und dem Üben / Spielen auskennen, um solche Situationen zu vermeiden. Temporäre Überlastung durch intensives Üben kann vorkommen. Bei mir allerdings höchstens in der Form, dass ich mal einen Tag pausiere oder etwas weniger anstrengendes übe.
 
mache Dehnübungen! Es gibt welche, die von Anfang an sehr massiv dehnen und denen ich skeptisch gegenüberstehe. Diese Dehnübungen, in dieser Form ausgeführt, finde ich sehr gut:
Vielen Dank @chiarina für dieses super Video zu den Dehnübungen. Die erste Übung, wo man eine Faust macht, konnte ich gar nicht korrekt machen, weil ich die Faust beim Dehnen gar nicht geschlossen halten kann. Offensichtlich sind da einige Muskeln (oder Sehnen?) stark verkürzt von jahrzehntelangem täglichem Mausgebrauch. Obwohl ich seit einigen Jahren schon auf eine Vertikalmaus und beidhändige Mäuse umgestiegen bin, weil ich einmal extreme Probleme mit einem Mausarm (?) hatte.

Ich werde die Übungen jetzt täglich machen und hoffe, dass dadurch die Hand und der Arm insgesamt wieder geschmeidiger werden. Vielleicht wird dann auch das Klavierspiel wieder etwas lockerer, das wäre schön.
 
Interessante Übung, aber was soll die dämliche Musik....
danke für´s Wiederhochholen, @Marlene :love:
 

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