Beim A hat man doch die gesamte Entwicklung, während beim B das erst noch kommt.
Huh? Nur weil der Flügel nicht schwarz ist, ist er noch lange nicht aus Furnier. Aber mal abgesehen davon, der Unterschied zwischen einem A und einem B sind 23cm - und die kann man klanglich nicht mal einfach wegdiskutieren. Für mich wäre jedenfalls ein A keine Option, aus genau diesen klanglichen Gründen.
Und die minimalen Sachen, die sich bei einem B von vor 130 Jahren geändert haben, fallen nicht ins Gewicht. Das wären zum Beispiel die Fänger die früher eher Klotz waren und kein Keil wie heute. Für die Funktion spielt das keine Rolle. Die leicht andere Form der Hammerköpfe fällt auch nicht ins Gewicht, sie macht beim Spielen keinen Unterschied. Die Hebeglieder sind zwischen alt und neu auch komplett austauschbar, Repetierfähigkeit und Regulierungsmöglichkeit sind also auch gleich.
Was aber anders ist: Der Resonanzboden ist noch aus Appalachenfichte und die Stege aus verleimtem Buchsbaum - und das macht wiederum klanglich einen erheblichen Unterschied.
Ohne zu wissen, was in dem Schnäppchen-A noch alles im Innern vermurkst worden ist, ich würde ihn definitiv nicht gegen meinen B von 1887 tauschen. Und in den sind in den letzten 6 Jahren knapp 14.000,- EUR an Reparaturen reingesteckt worden. Da zweifle ich dann schon daran, dass ein etwas teureres und als "spielfertig" bezeichnetes Instrument auch nur ansatzweise die Qualität hat wie meine alte Kiste.
Was den B aus Graz angeht: Ich gehe davon aus, dass das ein Fantasiepreis ist, den nie jemand zahlen wird. Da müßte innen schon alles an der Mechanik so überholt worden sein wie bei mir, ein tatsächlich originaler Boden, der noch nicht vermurkst wurde, neue Besaitung, neue Agraffen, neue Filze etc.
Auf der anderen Seite: Ich gehe fest davon aus, dass bei einigermaßen akzeptablem Zustand der Klang einfach sensationell sein wird.