Rolfs Übung
Hallo Ubik,
wenn Rolfs Übung das ist, was ich auch meine und so sinnvoll finde, dann meint er folgendes:
Angenommen, du hast z.B. eine Stelle, in der du - sagen wir mal in der rechten Hand - ganz schnell hintereinander folgende Töne spielen sollst:
es - g- es' - es' - g' - es'' usw.
Angenommen, die Stelle besteht natürlich nicht nur aus den paar Tönen, sondern geht ein paar Takte/Zeilen/Seiten auf diese Art und das Stück ist sehr schnell. Dann geht es nun also darum, wie man es hinbekommt, dass man diese Sprünge in der Hand erstens zielsicher hinbekommt und zweitens so, dass man dabei keinen Stress empfindet, denn sonst hat man je nach Stressfähigkeit früher oder später keine Chance mehr und versemmelt sämtliche Griffe ;)
Du musst also der Hand (bzw. deinem Gehirn, das da ja das alles verarbeiten und den Impuls dazu geben muss) zwei Dinge beibringen:
- zielsicher zu sein
- zu entspannen
Was mir jahrelang nicht bewusst war, ist,
wie man es schafft, in einer Stelle zu entspannen, in der man doch eigentlich gar keine Zeit hat zu entspannen! Doch das genau ist der wunde Punkt, der sehr sehr wichtig ist. Und genau da kommt nun Rolfs Übung ins Spiel:
Ich benutze sie in zwei verschiedenen Varianten, je nach Stelle und Stück.
- 1.Variante: Ruhepunkte einbauen, aber nicht auf jeder Note, sondern z.B. nach jedem Sprung oder, vielleicht allgemeiner, nach jeder "anstrengenden Handbewegung".
- 2. Variante: Ruhepunkte einbauen, aber auf jeder Note (das ist glaube ich das, was Rolf beschrieben hat weiter oben)
In unserem obigen Beispiel bietet sich z.B.
Variante 1 an:
Ich spiele folgenden Ausschnitt aus der Tonfolge: es-g-es'-es' mit 1-2-5-1 und habe somit zwischen es'-es' (5-1) den Sprung der Hand. Nun weiß ich: Die Hand soll ja genauso weiterspielen, die nächste zu greifende Einheit lautet es'-g'-es''. Also baue ich auf dem zweiten es', dasjenige, welches nach dem Sprung kommt und welches ich mit dem Daumen greife, einen Ruhepunkt ein, auf dem ich
- die Hand völlig entspanne
- aber gleichzeitig zusehe, dass die Hand schon parat liegt, um die nächste(n) Note(n) zu greifen
Punkt 1 hilft hierbei, dass die Hand (bzw. das Gehirn!) lernt, dass der Sprung ja gar nicht anstrengend ist, sondern man sich dabei entspannt und Punkt 2 hilft dabei, die Treffsicherheit zu lernen und - wegen Punkt 1 - auch noch völlig entspannt :)
Wenn du nun so übst, dann machst du ja nach jedem Sprung eine Entspannungspause. Was Rolf meint: Wenn du nun so übst, dann fühlt es sich ja in langsamem Tempo ganz unanstrengend an, du hast ja lauter Ruhepunkte. Nun kannst du Stück für Stück die Pause verkleinern - aber da du dir ja schon antrainiert hast dort zu enspannen, wirst du auch bei kürzerem Entspannungsaufenthalt auf deinem Ruhepunkt eine Entspannung empfinden. D.h. langsam aber sicher wird deine Ruhepause dort immer kleiner, aber du empfindest noch dieselbe Entspannung wie vorher und beginnst erst gar nicht damit, dir die Stelle stressig zu denken.
Genauso kannst du dann die
2.Variante machen bei einer geeigneten Stelle. Auf jeder Note diesen Ruhepunkt, aber schon direkt die Finger in der Stellung haben, dass sie die nächste Note spielen könnten (aber dies nicht tun!). Somit festigt sich ganz genau jeder Ton, du weißt ganz genau, wann welcher Ton auf welchen folgt und du entspannst.
Dadurch, dass du den nächsten Griff/Ton schon vorbereitest, entspannt die Hand auch schon
in der richtigen Position und muss sich nicht später mit irgendeiner unnatürlichen ruckartigen Bewegung korrigieren, um den nächsten Ton zu kriegen. Das ist super, denn damit lernst du auch gleich die richtigen natürlichen Bewegungen der Hand mit.
Kurzzusammenfassung: Ruhepunkt einbauen und auf dem Ruhepunkt aber schon den nächsten Ton/Griff vorbereitend in der Hand liegen haben
Hast du verstanden, was ich meine? Es ist ein bisschen umständlich zu beschreiben, am Klavier zu zeigen ist viel einfacher. Aber ich hoffe, dass du weißt, was ich meine.
So, ich hoffe, ich habe es halbwegs verständlich geschrieben und es entspricht in etwa dem, was du meinst, Rolf :) Wenn nicht, bitte ich um Ergänzung/Korrektur! Danke!
Liebe Grüße,
Partita