Pleyel.. welch ein Name von Donner.. => Pleyeldoyer für den leichtgängigen Flügel
Tjaaa, Pleyel...
..der guute aalte Ignaz, oder doch eher sein Sohn Camille.. Lieferanten Seiner Klavierspieler-Majestät des polnisch-halbfranzösischen Landedelmannes Fryderik Chopin..
Der Name solle wohl auch heute noch die Herzen der Klavierspieler (und deren Portemonnaie..) öffnen helfen. Erst verschmolzen all die französischen Konkurrenten; unter einem Dache erst Pleyel mit Erard, dann kam irgendwann noch auch Gaveau hinzu; die Brüder Mangeot gibt's ja schon lange nicht mehr, seit 1890 erloschen. Und ebenso würde man in Marseille die Fa. Boisselot niemals gekannt haben, sollte nicht angeblich in Weimar (??) der Herr Liszt am allerliebsten seine romantische Klaviermusik auf einem Boisselot notiert..
Heute hält Schimmel seine Hand darauf. Baut gelegentlich einige Klaviere unter der Marke "Pleyel", dann mal wieder einige unter dem Namen "Erard".. Wohl um die Markenrechte nicht verfallen zu lassen?
Wenn man aber einen der beiden zum persönlichen Besitz Chopins gehörenden Pleyel, den in England in voller Funktion stehenden, mal hat spielen hören, dann bekommt man eine Idee davon, was damals die Menschen empfunden haben müssen, dem Spiel Chopins (eher privatim) lauschen gedurft zu haben - dieser intensive, runde, perlige, fein ziselierte Klang - daran die Finger eines begnadeten Tastenartisten wirken..
DAS waren noch Klaviere ... Flügel.. Hammerflügel. Jaa, hammer Flügel.
Die echten Pleyel. Vor 160 Jahren.
Heute alles nur noch steif. Hart. Mega laut. Nicht mehr zum Salon einladend, nicht mehr 35 oder 40 Gramm, nein, 55 muss man auf die Taste werfen, damit sich (bei schon weggenommener Dämpfung) die Taste nur mal bewegen möchte.
Chopin hätte solche Klaviere nur einmal berührt, dann niemals mehr wieder. Wozu sich die Finger ruinieren an einem schwergängigen KLavier, wo es doch so viele Alternativen gibt..
Heute hat man uns die Alternativen entzogen. Alles ist "konzertant"... (gewichtet).
Kein Vergleich mehr mit den Klavieren der 30er und 40er Jahre. (...des vorvorigen Jahrhunderts.)
Ich träume von einem Klavier, das sich so leicht wie zu Beethovens oder Chopins Zeiten spielen lässt.
Da aber alle renommierten Klavierschmieden immer sich am Urteil von Konzertpianisten ausrichten, werden Flügel stets so gebaut, dass die größten von ihnen die Carnegie Hall mit 3.000 Menschen beschallen können - ultralange und enorm dicke Saiten. Noch dickere Hämmer. Die mit Schwerstmechanik bewegt werden wollen. Samt höchst trainierter Finger derer Tastenartisten, die an 3 oder 13 Stunden des Tages nichts anderes tun als Tasten an solchen schwergängigen Flügeln zu drücken.
Die setzen die Messlatte.
Leider.
Auch für die kleinein und kleinsten Flügel, denn die sollen sich auch "genauso" spielen lassen wie die großen - also baut man auch sie schwer in der Gewichtung. Damit nicht die konzertanten Tastentäter sich evnetuell bescwherten .. - nicht nur über den mangelnden Klang kurzer Saiten und kleiner Resonanzböden, nein, auhc nch über dieses "spielzeugartigen" Mechaniken.. ?..
Also baut man auch Stutzflügelchen eine Mechanik ein, die 50 oder 55 Gramm "benötigt" - welch ein unnützer Tort. Müssen denn erst Hobbyklavierspieler die Hersteller ihrer Flügel in Brüssel verklagen gehen, bevor die sich mal bequemen, Klaviermechaniken zu machen, an denen man sich nicht in 10 Jahren die chronische Sehnenscheidenentzündung holt !?!?!
50 oder 55 Gramm sind der Wahnsinn.
Nur erklärlich damit, dass die ganz großen Flügel das brauchen - um tausenen von Konzertbesuchern Klang bs ganz nach hinten zu bieten. 50 Gramm - Das kommt von viel zu schweren Hämmern. Dann fängt man an, gegenzubleien, und lahm wird die Fuhre.. In der Spieldynamik.
Ganz oft beschleicht mich der Verdacht, dass die Klaviertechniker, die die Flügel präparieren, selber wohl niemals damit spielen. Die stellen ihr statisches Bronze-Gewichtlein drauf - prima, 50 Gramm, alles in Ordnung..
Und ihre Amateur-Kundschaft holt sich daran in Jahren den Tennisarm..
Wo aber bleiben die Flügel für den Amateur, der sein eigenes Wohnzimmer (wenn's geht, auch leise..) beschallen möchte..?.. Was beinahe nicht mehr geht, mit all den fetten Klaviaturen der Höchst-Anschlagsgewichte. Ausgerichtet nur und ausschließlich auf die Erfordernisse der Bühnen-Konzertierenden.
Pianissimo spielen? (Im Wohnzimmer..) Vergiss es. Einen Saitenchor nur mal anhauchen? Undenkbar.
Ein Klavier, einen Flügel jedoch, der so leicht spielt wie Mozarts, Beethovens und Chopins Werkzeuge, sucht man heute weitenteils vergebens.
...nein, es gibt sie. Es geht, wenn man das will. Denn einmal hatte ich welche unter den Fingern. Restaurierte Steinways, völlig überraschend leichtgängig, von einem Meister seines Fachs vorbereitet. Flügel der A- und O-Größen, in einem großen Klaviergeschäft in den Niederlanden. Alte Flügel, 100 Jahre alt, aber zu spielen mit einer Leichtigkeit, mit einer Selbstverständlichkeit, mit einer Response unter den Fingern: ein einziger Traum.
Die neuen China-Instrumente daneben, "George Steck" made in Tsing Dao? Forget it. Schwergängig... (Sie waren wieder im Rahmen der "Normalspezifikationen"...)
Diese alten, bearbeiteten Steinways - Das wären Flügel auch nach dem Geschmack Chopins gewesen. Mindestens mit ihrem Angebot an Anschlagskultur. Über den Klang lässt sich streiten. Aber das Tastengefühl war einzigartig. Das hätte auch dem Monsieur Chopin gefallen, bin mir sicher.
Verzicht auf die Carnegie Hall. Verzicht auf das Gewohnte der Konzertpianisten.
Angebote für Amateure bitte. Flügelmechaniken, die leichtgängig sind. Dennoch halbwegs schnell beim Repetieren. (Der Amateur schafft keine 12 Anschläge per Sekunde.) Verzicht auf Vierteltonnen-Hämmer. Verzicht auf bald unterarmdicke Bassaiten.
OK, ich übertreibe. Manchmal sollte man das, um sich vernehmlich zu machen.