@Rheinkultur
Bisher waren irgendwelche Pflichten (Unterrichtsvorbereitung, -nachbereitung, totale Kontrolle des KLs über Schüleraktivitäten etc.) in keinem Vertrag enthalten, den ich unterschrieben habe. Wenn ich sowas sehen würde, würde mich das auch ganz erheblich an diesem KL zweifeln lassen. So eine schriftliche Klausel drückt meinem Gefühl nach eine Haltung aus, die ich bei einem KL nicht gut finde. Das passt eher zu den hier im Forum ab und zu beschriebenen Profs, die ihre Studenten anbrüllen, rumkommandieren und die Noten auf den Boden pfeffern.
Entsprechende Formulierungen sind nicht von mir erfunden, sondern z.B.
hier nachzulesen:
http://dtkv.org/images/pdfs/unterrichtsvertrag_2011-04.pdf
Nicht nachvollziehen kann ich den hier hergestellten Zusammenhang zwischen der an und für sich selbstverständlichen Unterrichtsdisziplin, ohne die es keine adäquaten Fortschritte geben kann und unbeherrschtem, aggressivem Verhalten cholerisch eingestellter Lehrkräfte, die inzwischen eindeutig in der Minderheit sein dürften. Oder behauptet jemand hier wirklich ernsthaft, gelungener Unterricht käme ohne Disziplin, ohne Anstrengung, ohne aktive Mitarbeit aller Beteiligten aus?
Übrigens gibt es keine Vorschrift, ein derartiges Muster ohne Veränderung übernehmen zu müssen. Wenn entsprechende Vorgaben zum Arbeitsverhalten stören, kann man sehr wohl aus diesen Vorgaben seinen eigenen Vertrag basteln. Solche Musterdokumente sollen ein möglichst breites Spektrum an Eventualitäten abdecken. Nun gibt es nicht nur unterschiedliche Typen von Lehrern (die meisten kommen ohne Jähzornsausbrüche beim Unterrichten aus), sondern auch von Schülern: Die einen nehmen die künstlerische Ausbildung hochmotiviert, interessiert und gewissenhaft wahr - diese brauchen nicht zu regelmäßigem und konzentriertem Üben angehalten zu werden, sie tun das bereits von sich aus. Andere brauchen Impulse und behutsamen Druck von außen, um ihre Aufgaben endlich zu erledigen. Viele ermüden schnell, sind leicht ablenkbar und führen von sich aus begonnene Projekte nie zu Ende. Und natürlich gibt es allerlei Zwischenstufen zwischen Aktion und Passion, immer wieder Rückschläge und Krisen, dann und wann auch mal wieder ein Erfolgserlebnis... - da wirken verbindliche Vereinbarungen für viele Menschen keinesfalls einengend, sondern eher stabilisierend. Sicherlich hätten der DTKV und andere Berufsverbände solche Vertragsmuster für ihre Mitglieder nicht schon seit Jahrzehnten im Leistungskatalog, wenn es keine Nachfrage nach derartigen Arbeitshilfen gäbe.
Ich habe selbst diese Musterverträge kaum genutzt, da ich primär künstlerisch und weniger pädagogisch tätig bin: Die pädagogischen Aufgaben waren und sind meist befristete Intensivangebote im Vorfeld von Aufnahmeprüfungen, Studienabschlüssen oder als Probespiel- bzw. Vorsingetraining - zweckgebunden über wenige Wochen oder Einzeltermine, da machen Kündigungsfristen o.ä. wenig Sinn. Die meisten Kolleg(inn)en, die hier schreiben, bieten langfristig angelegte Fördermaßnahmen an, die sich z.T. über viele Jahre erstrecken können - da sieht die Sache anders aus.