Plädoyer für Klavierlehrer, der mit Verträgen arbeitet!

Lt meiner KL gibt es in meiner Nähe einen (sehr gut beleumundeten) KL, der die Eltern vertraglich verpflichtet, KEINERLEI Vorspiele ohne seine Erlaubnis zuzulassen - auch nicht vor Oma!!!! ;-) . Da ist doch eine Kündigungsfrist ein Dreck dagegen...

Sehr, sehr viele KL haben das in ihren Verträgen stehen, besonders die, deren Schüler bei Jugend musiziert erste Preise abräumen. :D Von Musikhochschulen rede ich mal gar nicht. :p
 
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Ja, aber der Lehrer sucht sich ja dann (hoffentlich) nicht schon vorsorglich einen neuen Schüler! Was ich meine, ist nur, dass man nicht sagen kann "der längere Entscheidungsprozess, ob man aufhören will, entspricht ja der Kündigungsfrist". Denn die beginnt ja erst am Ende des Entscheidungsprozesses.

Ach so, ja, das stimmt natürlich. Was ich aber meinte, entspricht auch dem Standpunkt von Rheinkultur. Wenn man nämlich keine Kündigungsfrist hat, kann es sein (muss aber nicht), dass Eltern oder Schüler bei einer momentanen Krise diese nicht als Chance sehen, etwas zu verändern oder sie zu bewältigen, sondern gleich aufhören und mit dem KL die Situation erst gar nicht besprechen. Das wäre verflixt schade.

Naja, über die Vor- und Nachteile von JM gibt's ja hier im Forum eine andere, sehr schockierende Diskussion. Ich bin immer wieder über die Einblicke in diese Denkweise entsetzt...

Ja, das kann sein. Aber auch da muss man unbedingt differenzieren.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: @HoeHue: wenn man tatsächlich noch einen schriftlichen Vertrag macht, wenn man schon einen mündlichen abgeschlossen hat, ist es doch klar, dass der vorherige Vertrag nicht mehr gilt. Das wäre doch sonst auch juristisch viel zu kompliziert oder verstehe ich da was falsch?
 
@Rheinkultur
Bisher waren irgendwelche Pflichten (Unterrichtsvorbereitung, -nachbereitung, totale Kontrolle des KLs über Schüleraktivitäten etc.) in keinem Vertrag enthalten, den ich unterschrieben habe. Wenn ich sowas sehen würde, würde mich das auch ganz erheblich an diesem KL zweifeln lassen. So eine schriftliche Klausel drückt meinem Gefühl nach eine Haltung aus, die ich bei einem KL nicht gut finde. Das passt eher zu den hier im Forum ab und zu beschriebenen Profs, die ihre Studenten anbrüllen, rumkommandieren und die Noten auf den Boden pfeffern.
Entsprechende Formulierungen sind nicht von mir erfunden, sondern z.B. hier nachzulesen:
http://dtkv.org/images/pdfs/unterrichtsvertrag_2011-04.pdf

Nicht nachvollziehen kann ich den hier hergestellten Zusammenhang zwischen der an und für sich selbstverständlichen Unterrichtsdisziplin, ohne die es keine adäquaten Fortschritte geben kann und unbeherrschtem, aggressivem Verhalten cholerisch eingestellter Lehrkräfte, die inzwischen eindeutig in der Minderheit sein dürften. Oder behauptet jemand hier wirklich ernsthaft, gelungener Unterricht käme ohne Disziplin, ohne Anstrengung, ohne aktive Mitarbeit aller Beteiligten aus?

Übrigens gibt es keine Vorschrift, ein derartiges Muster ohne Veränderung übernehmen zu müssen. Wenn entsprechende Vorgaben zum Arbeitsverhalten stören, kann man sehr wohl aus diesen Vorgaben seinen eigenen Vertrag basteln. Solche Musterdokumente sollen ein möglichst breites Spektrum an Eventualitäten abdecken. Nun gibt es nicht nur unterschiedliche Typen von Lehrern (die meisten kommen ohne Jähzornsausbrüche beim Unterrichten aus), sondern auch von Schülern: Die einen nehmen die künstlerische Ausbildung hochmotiviert, interessiert und gewissenhaft wahr - diese brauchen nicht zu regelmäßigem und konzentriertem Üben angehalten zu werden, sie tun das bereits von sich aus. Andere brauchen Impulse und behutsamen Druck von außen, um ihre Aufgaben endlich zu erledigen. Viele ermüden schnell, sind leicht ablenkbar und führen von sich aus begonnene Projekte nie zu Ende. Und natürlich gibt es allerlei Zwischenstufen zwischen Aktion und Passion, immer wieder Rückschläge und Krisen, dann und wann auch mal wieder ein Erfolgserlebnis... - da wirken verbindliche Vereinbarungen für viele Menschen keinesfalls einengend, sondern eher stabilisierend. Sicherlich hätten der DTKV und andere Berufsverbände solche Vertragsmuster für ihre Mitglieder nicht schon seit Jahrzehnten im Leistungskatalog, wenn es keine Nachfrage nach derartigen Arbeitshilfen gäbe.

Ich habe selbst diese Musterverträge kaum genutzt, da ich primär künstlerisch und weniger pädagogisch tätig bin: Die pädagogischen Aufgaben waren und sind meist befristete Intensivangebote im Vorfeld von Aufnahmeprüfungen, Studienabschlüssen oder als Probespiel- bzw. Vorsingetraining - zweckgebunden über wenige Wochen oder Einzeltermine, da machen Kündigungsfristen o.ä. wenig Sinn. Die meisten Kolleg(inn)en, die hier schreiben, bieten langfristig angelegte Fördermaßnahmen an, die sich z.T. über viele Jahre erstrecken können - da sieht die Sache anders aus.
 
Lt meiner KL gibt es in meiner Nähe einen (sehr gut beleumundeten) KL, der die Eltern vertraglich verpflichtet, KEINERLEI Vorspiele ohne seine Erlaubnis zuzulassen - auch nicht vor Oma!!!! ;-) ;-) ;-). Da ist doch eine Kündigungsfrist ein Dreck dagegen...
Auch das sollte eigentlich selbstverständlich sein - und wenn die Lehrkraft auf eine solche Regelung nur zum eigenen Schutz pochen würde. Immerhin steht die Lehrkraft mit ihrer pädagogischen und künstlerischen Tätigkeit im Blickfeld der Öffentlichkeit und hat in Fachkreisen einen guten Ruf zu verlieren. Wenn ein eigener Schüler unautorisiert auftritt, wird die Zustimmung der eigenen Lehrkraft als selbstverständlich unterstellt. Wenn der Schüler sich mit einer schlechten Leistung auf einem nicht podiumsreifen Niveau blamiert, fällt das maßgeblich negativ auf den eigenen Lehrer zurück. Im Gegensatz zu früher ist es heute kein Problem, schlechte Darbietungen für die Ewigkeit festzuhalten und schlimmstenfalls online weiter zu verbreiten. Und dass am Urteilsvermögen vieler (auch junger) Menschen ernsthafte Zweifel begründet sein können, stellt sich spätestens beim Sichten von YouTube-Videos heraus: Da produzieren viele den allerletzten Müll und fühlen sich auch noch großartig dabei. Viele Karrierehindernisse sind in diesem Sinne hausgemacht - oder meint jemand ernsthaft, (potentielle) Vorgesetzte und Fachkollegen könnten solche Zeugnisse der Unreife im nichts vergessenden Internet nicht aufspüren? Da muss man kein paranoider Kontrollfreak sein, wenn man solche unnötigen Entgleisungen besser vermeiden möchte...

...meint Rheinkultur
 
Nicht nachvollziehen kann ich den hier hergestellten Zusammenhang zwischen der an und für sich selbstverständlichen Unterrichtsdisziplin, ohne die es keine adäquaten Fortschritte geben kann und unbeherrschtem, aggressivem Verhalten cholerisch eingestellter Lehrkräfte, die inzwischen eindeutig in der Minderheit sein dürften. Oder behauptet jemand hier wirklich ernsthaft, gelungener Unterricht käme ohne Disziplin, ohne Anstrengung, ohne aktive Mitarbeit aller Beteiligten aus?

Absolute Zustimmung! Ich wünsche mir sowieso, dass von Inhalten von Verträgen keine Rückschlüsse auf Charakter und Qualität des Unterrichts von Klavierlehrern gezogen werden - jemand, der nicht KL ist, kann die Gründe für solche Formulierungen nicht unbedingt wissen.

Wieso ich mich in dieser Diskussion überhaupt engagiere, liegt daran, dass mein Gerechtigkeitsgefühl getroffen wird, wenn Klavierlehrer angegriffen werden, weil sie Kündigungsfristen, best. Regelungen oder überhaupt schriftliche Verträge formulieren. Ich finde das völlig unabhängig von mir sehr ungerecht und wenn ich was ungerecht finde, dann ..... :D .

Sehr viel Verständnis habe ich aber für den Wunsch von Schülern nach individuellen Regelungen. Deshalb heißt der vom DTKV angebotene Vertrag ja auch Mustervertrag - weil man ihn nämlich jederzeit ändern kann. Ich kann Schüler nur ermuntern, bei Bedarf Bedenken, Einwände und Wünsche aus ihrer Sicht vor der schriftlichen oder mündlichen Zustimmung zu einem Vertrag freundlich zu formulieren und mit dem KL gemeinsam zu einer individuellen Lösung zu kommen. Das legt die Basis für eine gute Zusammenarbeit.

Und dann kann's losgehen! :D :klavier:

Liebe Grüße

chiarina
 

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