OT - Latour 1982
wie kann man von einem Säufer, den Unterschied von einem Discounter-Wein und einem Château Latour 82 erwarten. ????????
Latour 82 wird großenteils überschätzt: die Kombination großer Name - großer Jahrgang ist keineswegs immer der Garant für den herrlichsten aller Weine.
Erst kommt der 61er Latour, dann der 90er, und bei den 82ern ganz ganz viele vor dem Latour. Latour war 82 im Umbruch, frische neue britische Besitzer etc. (vor den heutigen überhypten Kaufhaus-Heinis), die mussen sich erstmal wieder fangen...
Wir haben mal in einer Runde Großer Jungs (TM) alles Relevante rechts und links des Grenzgrabens Pauillac/Saint-Julien verschnatzelt, Leo Las Cases gegen den Nachbarn Latour. 1982 gegen 88 gegen 89 gegen 90. Winner war 90 Latour, dann 82 LLC. Der 82 Latour war in der Probe bei den schlechtesten Weinen. Wenn ich das recht erinnere, war nur der 88 LLC noch grüner... Alle dort träumten von dem 61er.
Die Preise des 82 Latour mom. ab 1.145 Euro (winesearcher.com) sind der helle Wahnsinn, das ist der Wein genusstechnisch einfach nicht wert. ;)
Und doch, ja: es kann mal sinnvoll sein, eine Flasche Wein vierstellig zu bezahlen. Einfach, wenn man das mal - nach langem Anlauf, nach langer Schulung in den Nuancen, nicht einfach nur so aus Protz, sondern als Ende eines langen Laufes zum feinsten Wein über Jahre - erleben will. Ich mache es schon lange nicht mehr, aber Mouton 1945 wird mir unvergessen sein, bester Wein meines Lebens. Mit 1900 Margaux.
Der Cheval Blanc 1947: die leere Flasche nahm ich aus einer Ultra-Probe mit, die ich mal sieben Jahre lang vorbereitete. Sie landete in der Verlosung bei mir.
Als diese Weine weg waren - danach kam der große Flügel. Wer da nu meckern wollte, oder das als vollbekloppt bezeichnen, zwei Entgegnungen:
a- Klavierspielen ist auch im gleichen Sinne vollbekloppt (..), es kostet nur und ist der blanke Luxus, ein Klavier zu haben.
b- Es geht um die Sinne. Warum sollte, wenn einem die Ohren wichtig sind, die Nase und der Gaumen unwichtig sein? Es gibt auch noch die Augen. Es ist m.E. "sinnen"voll, mal die Pyramiden, das Taj Mahal, eine hohe Wand im Himalaja, einen Tropenstrand und die Unterwasserwelt zu sehen. Und es gibt auch die Haut, das Gefühl. Hat ja auch mit Klavierspielen zu tun.
Alles sind Sinneneindrücke - sie sind das einzige, was des Menschen Gehirnskasten an die Welt anbindet. Die Sinne sollte man pflegen. Der Sensualismus ist meine Predigt. Dazu darf auch mal eine Runde gnadenlos bepreister Pullen des besten Weines der Erde zählen, wenn man es wirklich weiß, wenn man den langen Anlauf nahm. Es muss ja nicht immer nur der Flügel sein..
;)
Ich bin, wenn schon kein Pianist, da doch "on topic" von der Alten Generation. Da weiß man: ...82 Latour? Lass die Finger davon. Lohnt nicht. :D