[...]
1 ) Viele ältere Pianisten haben sich gerne auf Mozart besonnen und z.B. dessen Klavierkonzerte im vorangeschrittenen Alter eingespielt (Leon Fleischer, Horowitz, Serkin). Ich kann diesen Aufnahmen absolut keine „Reife“ abhören, eher eine gewisse Senilität – Pardon für den bösen Ausdruck.
2. ) Um zu „reifen“ muss man entsprechende einschneidende Erlebnisse haben. Leon Fleischer hatte das schwere Schicksal, viele Jahre lang nicht spielen zu können aufgrund einer eigenartigen Lähmungserscheinung der rechten Hand. Das hat ihn geprägt. Seine Einspielung des Konzertes für die linke Hand von Ravel ist atemberaubend. Da würde sogar ich von Reife sprechen.
Hi Romantikfreak ;)
zu den 2 Punkten:
1 ) Ja, es stimmt: Es gibt z.B. eine Aufnahme mit Horowitz, zumindest in großen Teilen spiegelt sie den Aufnahmeprozess mit einem Orchester wider, von Mozarts K 488 A-Dur-Konzert. Wie gesagt, in hohem Alter, im TV. Das fand ich ehrlich gesagt ziemlich reif, und auch sein ganzes Verhalten in der Zusammenarbeit mit dem Orchester usw, total freundlich und auch da: reif. Aber wie wir hörten, scheint auch der Begriff "Reife" nicht unumstritten, bzw. erscheint subjektiv. Ok..:
2 ) Schicksalsschläge können nicht nur den Bewegungsapparat des Klavierspielers betreffen, sondern auch...psychische Faktoren können sich derbe auswirken.
Nehmen wir als Beispiel wieder Horowitz: Seine langjährigen PAUSEN vom Konzertieren sind ja bekannt.. .
Der Tod seiner Tochter Sonja vielleicht nicht so sehr. Wenn ich es im Plaskin lese, empfinde ich allerdings eine gewisse Distanziertheit seitens Horowitz selbst, der ja oft auf Reisen war, und eine gewisse "Kühle"...aber ob dem tatsächlich so war, oder ob das nur Maske war ? Jedenfalls stand Horowitz auch unter enormem Druck, denn wenn man sich vergegenwärtigt, was der Mann für Programme geleistet hat, und ich welcher Zahl, da klappen andere leicht um, denk ich.
So kam es - ebenfalls gemäß Plaskin: Horowitz-Biographie - dazu, dass er Nervenzusammenbrüche bekam, laut herumschrie, sachen durch die Gegend pfefferte, nicht ansprechbar war, usw., und das über teils längere Zeiträume.
Frei nach "Das Boot", Offiziers-Gespräch beim Essen, "das Geistige kommt hier zu kurz":
"Das Seelische kommt oft zu kurz..." - und darin kann ein Reifungsnachteil liegen, aber der kann auch wieder ausgeglichen werden.
Meint, mit LG, Olli !