Ich möchte diesen alten Faden nochmal Leben einhauchen. Man soll alte Geschichten auch abschließen.
Das inzwischen steinalte General Music RP2 spielt noch immer und die Tastatur klappert mit jedem Jahr lauter. Aufgrund allgemeinen Stresses in Arbeit (Selbstständigkeit) und Familie (pubertierende Töchter) ist das Thema 2017 dann irgendwie "auf Pause gegangen".
Vor einem halben Jahr hat ein Roland FP-90X als mobiles Gerät in den Proberaum meiner Frau gefunden, das sich zwar leidlich gut spielt und in anderen Belangen den Zweck prima erfüllt, aber in meinen Ohren nicht so richtig nach Klavier klingen will. Es "plärrt" und stresst mich, untenrum ist nicht viel los. Da empfinde ich nach wie vor das 25 Jahre alte General Music RP2 noch als klanglich "vollständiger", das spielt beeindruckend gefällig, deswegen haben wir es ja damals auch gekauft.
Wir dachten es läge naheliegenderweise an den kleinen Lautsprechern des noch transportablen Gerätes und haben dann als Nachfolge fürs RP2 im Wohnzimmer ein Roland LX-708 besichtigt. Meine Frau hat es schon mehrfach bespielt und ich durfte sie dabei auch einmal begleiten. Sie mag die einfache Bedienung, die nicht so üble Klaviatur, aber auch dieses durchaus ansehnliche Stück klingt trotz größeren Gehäusevolumens und potenterer Lautsprecher nebst Verstärkern für mich nicht so recht überzeugend.
Auch diverse Yamaha Digitalpianos — von ein paar bis zu vielen tausend Euros teuer — wurden gespielt, die waren in jeder Hinsicht anders als das Roland. Mir gefiel dabei als Zuhörer das CLP-785 noch am besten, aber dessen Tastatur mochte die Frau eher gar nicht.
Im Pflichtenheft meiner Gattin steht: auch leise spielbar, Aufnahmemöglichkeit, MIDI, transformieren, einfache Bedienbarkeit, ein paar unterschiedliche Klavier-Klangfarben, nicht zu schwergängige Klaviatur.
In meinem Pflichtenheft steht: flügelartiger Klang, ansehnlich, Zeitlosigkeit und — in Relation zum Preis — auch Reparierbarkeit.
Da die Versuche dann schon in Richtung Hybridpianos gingen "schubste" ich meine Frau zu einem Piano und sie spielte das erste mal in diesen Tagen mit einem leichten Lächeln.
Vom Yamaha B1 (furchtbar!) ging es über ein Pxxx (fühlbar angenehmer vom Klang) und von dort zu einem U1 (es wird brauchbar). Auch ein YUS3 stand dort. Vor allem das YUS war im direkten Vergleich wie von einer anderen Welt, schön kräftig im Bass, brauchbar mollig in den Mitten und ohne diese vordergründige und schon mal nervige "Yamaha-Klarheit", dieses Scharfe, das Metallische der günstigeren Baureihen.
Das Yamaha U3 war bei diesem Händler nicht zu spielen, das YUS3 hatte wieder kein TransAcoustic-System und war auch schon reserviert. Also sind wir wieder zum Nachdenken abgezogen …
Bei einem anderen bekannten Wiener Händler konnte sie dann aus dem Vollen schöpfen: Anspielen auf einem Yamaha U3 TA3, einem YUS3, einem YUS3 TA3, einem YUS5 und einem SU7 sowie irgendeinem neuen CFX-Konzertflügel um schlanke 170.000 Euro! Von den anderen europäischen Marken von Schimmel über Hoffmann bis Bechstein und noch andere will ich gar nicht schreiben … unfassbar, was dort an funkelndem Vermögen herumsteht!
Sie konnte in zwei längeren Besuchen — das zweite Mal auch gemeinsam mit der Tochter — alles -zigfach hin- und hervergleichen und sich damit "endgültig verunsichern". Die Verkäufer halfen und erklärten wo nötig und machten sich unsichtbar, wenn die "Exerzitien" vollzogen wurden. So muss das sein.
Klar bestätigen kann ich die Richtigkeit der Preisleiter. Das U3 klingt passabel gut, das YUS3 schon hörbar besser, etwas "flügeliger". "Gefühlt dem Preisunterschied angemessen" trifft's ganz gut, meine ich.
Alle Verkäufer — aller Händler — meinten unisono, dass Yamaha mit dem TransAcoustic-3-System einen deutlichen Vorsprung auf den Mitbewerb habe. Wer diese Möglichkeiten aus guten Gründen suche, der habe praktisch kaum eine andere Wahl. Europäer chancenlos, Kawai nicht ganz vergleichbar.
Das TransAcoustic-System in seiner 3. Generation machte auf mich als Zuhörer einen guten Eindruck. Meine Frau meint den Unterschied der auf "leise" gestellten Mechanik ein wenig zu fühlen, aber es sei minimal. Klanglich finde ich das System recht akzeptabel, sie hat es jedoch auch immer nur kurz ausprobiert, daher erlaube ich mir kein abschließendes Urteil. Ein wenig "matter" klingt es schon als das echte Instrument, meine ich. Das mag aber beim leisen Spiel vielleicht sogar ein Vorteil sein?
Zuletzt empfahl ich meiner Frau sich doch noch an das YUS5 nebenan zu setzen, auch wenn ihr die dunkelbraunroten vertikalen Abschlüsse des Notenständers nicht so recht gefallen.
Das erste, was sie sagte war: "Der Tastenbelag, der ist angenehmer!"
Und auch klanglich imponierte uns beiden das YUS5 richtig: Was das YUS3 besser als ein U3 macht, das macht das YUS5 offenbar nochmals ein Stück weit besser als das YUS3. Es klingt schon fast wie ein kleiner Flügel. Nun sah ich das erste Funkeln in den Augen, ein "noch schüchternes Begehren".
Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der "Inhalt" des Klaviers technisch identisch zum YUS3 sein soll. Nochmal sanfter (intoniert?), molliger in den Mitten, dabei aber gleichzeitig trotzdem etwas klarer mit mehr "Gefunkel und Silber" im Klang, im Bass schön grollend ohne "kraftlos herumzuknurren".
Zum Abschluss wurde noch ein SU7 angespielt — das wieder mit auffällig größerer Brillianz und Klarheit auffiel. Nicht unbedingt zum Gefallen. Der Verkäufer meinte dazu dies sei ein Konzertklavier, dieses brauche den großen Raum und auch Dämpfung, in einer Wohnung würde er selber es auch nicht wählen, auch wenn es ein ausgesprochen gutes Instrument wäre und er Yamaha anderen Marken oft vorziehe.
Zum Flügel verlor meine Gattin nur wenige Worte. "Ja, ist wirklich super." So ein Glück, dass das Wohnzimmer dafür definitiv zu klein und das Budget ebenso begrenzt ist.
Ein spontan angerufener Klavierbaumeister bestätigte, dass man diese "bunten Seitenleisten" natürlich umlackieren könne. Ist heikel, er macht es nicht gern an einem makellosen Neugerät herumzuschleifen und -polieren, kann ja nicht besser werden sondern nur anders, aber es ist um überschaubares Geld machbar. Ein Kritikpunkt weniger.
Die beiden Berater (zuletzt kam noch eine Dame hinzu) in diesem Geschäft haben den Job ganz hervorragend gemacht. Kein Druck irgendwelcher Form, diskret und zurückhaltend, eingehend auf die Kundin, zum Selberspielen motivierend, das ganze in gepflegtem wie stimmigem Ambiente nahe der Wiener Innenstadt. Dazu ein großzügiges Angebot*, das einem die letzen Sorgen vor Entscheidungsfehlern abnehmen kann.
Nachdem wir nun wirklich jahrelang die Investition in ein neues Tasteninstrument aufgeschoben haben, sich über die Zeit auch einiges in unserem Leben verändert hat, inzwischen die Mußestunden für "Hausmusik" wieder häufiger werden sowie sich die Technik in — der Spielerin durchaus wichtigen — Details ein kräftiges Stück weiterentwickelt hat, ist es nun ein guter Moment "den Sack zuzumachen", die Zeit ist reif.
Mitte Jänner 2024 kommt ein Yamaha YUS5 TA3 ins Haus, auf zumindest ein halbes Jahr gemietet (*) um letzte Zweifel bei diesem doch schon etwas teureren Kauf auszuschließen. Und wenn es sich bewährt und gefällt werden wir es nach drei Monaten einladen, unser neues Familienmitglied zu werden.
Mit etwas Glück werden noch die Enkelkinder etwas Freude daran haben.