Orgel studieren

PS2: nachgeschaut: über 15000 Gemeindemitglieder! Gottesdienst als Zentrum des Gemeindelebens, das war mal...
15000 Mitglieder ist echt viel. Ein Gottesdienst je Sonntag schaffen sehr viele Gemeinden auch mit einer Null weniger. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass viele Leute nicht mehr in den Gottesdienst gehen, wenn "ihr" Gotteshaus geschlossen wir und man weiter fahren muss. Andererseits hat man lieber einen vollen Gottesdienst und weniger Organistenmangel als ein paar Gottesdienste mehr.
 
Organistenmangel haben die garantiert nicht, bei 3 Angestellten (mindestens 1 A-Hauptamtler, evtl. auch die C-Stellen quasi hauptamtlich).
Kommt mir aber alles, sorry, wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod vor. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass viele deswegen nicht mehr komemn, weil sie kein Profil mehr erkennen können und nichts mitnehmen. Da geht es nicht um zu hohe Schwellen, sondern um zu tiefe. Außerdem tut es mir leid für unsere Vorfahren, die unter Mühen diese Zentren erbaut und mit intelligentem und geistlichem Leben erfüllt haben. Alles noch nicht lang her, und gerade diese interessanten kleinen Kirchenzentren böten so viele Chancen, abseits von Kommerz, Konsum etc. Stattdessen entwickelt sich die ev. Kirche zu einer total redundanten, recht geistlosen Sozial- und Wohlfühlorganisation. Mag unverschämt klingen, sorry, ist aber meine Sicht der Dinge.
Man könnte jetzt auch sagen, das Konzept ist gescheitert: sowohl die Thomas- als auch die Christuskirche waren "supermodern", für einen nachhaltigen Gottesdienstbesuch hat es aber offensichtlih trotzdem nicht gereicht. (Ich wohnte mal im Gemeindegebiet der Christuskirche und hätte die Gottesdienste dort bestimmt nicht wiedererkannt)
Superprofesionelle Zielgruppengodi hier und da, angekarrte alte Leute, (tatsächlich wollen das viele nicht, auch und gerade in der Stadt, die bleiben dann eben zuhause), Jugendliche, alleingelassen in der Ödnis der Trabantenstädte, das ist nicht das, was ich unter Kirche verstehe.

Sorry, jetzt schreibe ich schon wieder OffTopic, bitte ggf. abtrennen.
 
So klingt das tatsächlich. Ich denke auch, dass das Literaturspiel im Kirchenmusikstudium (leider auch neben der populären Musik) teils weiter zunehmen wird. Der liturgische Gebrauch der Orgel wird nämlich immer weniger, sodass man als Organist immer mehr die Orgel nur in Konzerten "richtig" benutzen wird. Manche Stellen wird es daher nur aufgrund der Bedeutung der Orgel geben.
 
Das befürchte ich leider auch. Aber checke die Dinge bitte lieber im "wirklichen Leben" ab, zB bei Hospitationen.
Allerdings glaube ich, dass es für einen jungen Orgelinteressierten auch eine sehr gute Option sein kann, sich neben einem anderen Studium/Hauptjob quasi professionell in Sachen Orgel aus-/fortzubilden, da gibt es genug Möglichkeiten, incl. Teilnahme an Meisterkursen, Besuche an hist. instrumenten, von denen man massig lernen kann etc.
Wenn die Entwicklung und Richtung der Kirchen so weitergeht, geht das alles auseinander, befürchte ich.
 
Allerdings glaube ich, dass es für einen jungen Orgelinteressierten auch eine sehr gute Option sein kann, sich neben einem anderen Studium/Hauptjob quasi professionell in Sachen Orgel aus-/fortzubilden, da gibt es genug Möglichkeiten, incl. Teilnahme an Meisterkursen, Besuche an hist. instrumenten, von denen man massig lernen kann etc.
Wenn die Entwicklung und Richtung der Kirchen so weitergeht, geht das alles auseinander, befürchte ich.
Ich denke aber, dass ich Kirchenmusik studieren werde, wenn ich nach dem Abi weiß, dass ich mindestens ein gutes A-Examen ablegen kann. Ideal wäre dann eine Stelle an einer berühmten historischen Orgel.
 
Gerade gefunden. Man kann Orgel wohl auch bei der Lehramtausbildung wählen (zumindest in Hamburg).


(2) Als Instrumentalfächer können gewählt werden: Klavier, Akkordeon oder Knopfakkordeon, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Gitarre, E-Gitarre, E-Bass, Harfe, Blockflöte, Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Saxophon, Trompete, Horn, Posaune, Tuba, Schlaginstrumente. Alternativ (nicht additiv) zu Klavier kann Orgel oder Cembalo gewählt werden.
 
Wenn Du Lehrer werden willst, ist Klavier als Instrument meiner Meinung nach hilfreicher, so schön das mit der Orgel auch ist. Wenn Du Organist werden willst, ist ein Lehramtsstudium möglicherweise nicht die erste Wahl oder der direkte Weg. Vor allem, wenn Du Deinem Faible für "ältere" Musik weiterhin frönen möchtest. Aber das musst Du selber wissen, was Deine Ziele sind und dann schauen, welche Möglichkeiten es gibt, sie zu erreichen.
 
Für mich wäre das Lehramt in Musik definitiv nichts. Lauter unmotivierten und unmusikalischen Kindern/Jugendlichen möchte ich nicht musikalische Grundlagen beibringen müssen.
Natürlich brauch man die Orgel wahrscheinlich nicht im Lehramt. Allerdings hat es auch Vorteile. Nehmen wir mal an, dass die Person die Lehramt studieren möchte gut Klavier und recht/sehr gut Orgel spielen kann. Das Können im Bereich Klavier reicht für das Lehramt vollkommen aus. Außerdem hat diese Person schon eine C-Orgelausbildung. Die Leidenschaft ist die Orgel, wenn auch das Können nicht ganz für ein Kirchenmusikstudium reicht oder man es aus irgendeinem Grund nicht möchte. Warum sollte man sich dann mit dem Klavier zufrieden geben? Man könnte ja Unterricht an seinem Lieblingsinstrument bei renommierten Professoren haben kann und (bei gewissem Können) auch ein hohes Niveau erreichen. Viele Techniken (vor allem der Musiktheorie) lassen sich auch auf das Klavier übertragen.
Natürlich ist das nicht vergleichbar mit einem Studium der Kirchenmusik/Orgel. Allerdings können auch Musiker, die "nur" auf Lehramt studiert haben, eine nicht zu kleine Karriere als Organist haben. Bestes Beispiel ist Klaus Beckmann. Das ist allerdings eher selten.
 
@Lübeck,

du solltest dich mit meiner Enkeltochter zusammen tun. Sie will Kirchenmusik studieren. Hat rosarote Brille auf und lehnt meine Einwände dazu ab. Wer nicht hört, muss fühlen.

:017:
 
Die Kirchenmusik hat durchaus nicht schlechte Zukunftsaussichten. Die Bezahlung ist auch nicht so schlecht, aber eben oft nicht entsprechend der Leistung. Wenn die Alternative aber z.B. eine Ausbildung in der Kranken/Altenpflege wäre, ist die Kirchenmusik manchmal die bessere Lösung (Können vorausgesetzt).
 
Ich muss auch von Kirchenmusik dringend abraten. Und das nicht aus der Perspektive eines Beobachters, sondern eines Betroffenen. Ich habe 2005 A-Examen gemacht (zusätzlich Instrumentalpädagogik Orgel und künstlerische Reifeprüfung Orgel mit Schwerpunkt historische Aufführungspraxis) und versucht, eine Stelle zu bekommen. Damals habe ich packenweise Bewerbungen geschrieben, oft genug nicht mal eine Antwort bekommen oder geadezu skurrile Bewerbungsgesräche absolviert. Die erste Stelle, die ich dann angenommen habe, war eine, über die ich im ersten Semester noch gelacht habe. B-Stelle mit 72% (Tarifgruppe 8). Nach Abzügen kamen da rund 1100 € raus. Da macht man nun keine großen Sprünge.
Die A-Stelle mit historischer Orgel, jep, davon habe ich in der Pubertät auch mal geträumt. Ich habe mich immer gefragt, was man machen muss, um da überhaupt an einer nennenswerten Stelle eingeladen zu werden? Bestechungsgelder zahlen? Mit irgendjemanden ins Bett gehen? Keine Ahnung.
Ich bin dann in den Schuldienst. In NRW konnte man seinerzeit mit A-Examen als Seiteneinsteiger für Sek. II ins Referendariat. Nein, das war nicht mein Traum, aber auch das kann Spaß machen. Und wie in jedem Job, hat man Sachen, die netter sind und die Sachen, die man weniger gerne macht. Ich halte es für eine Fehleinschätzung, dass Literaturspiel einen höheren Stellenwert bekommt. Es werden eher niederschwellige Angebote sein, die man den Musikern abverlangt. Neulich hatte ich eine Anfrage, ob ich nicht einen Mutter-und-Kind-Chor aufmachen wolle. Nee, nun wirklich nicht. Für musikalische Früherziehung gibt es Profis. Und das immer weiter um sich greifende Gedudel neuer geistlicher Lieder ist nun auch nicht mein Traum. Der letzte "hauptamtliche" Chor, den ich hatte, konnte ganz anständig Gounods C-Dur Messe singen, aber bitte, dafür braucht man keinen Kantor. An ein Oratorienkonzert oder ähnliches war aus verschiedenen Gründen nicht zu denken.
Also bitte: Finger weg! Mit einem Abi kann man auch noch etwas anders werden als Krankenpfleger.
 

Damals habe ich packenweise Bewerbungen geschrieben, oft genug nicht mal eine Antwort bekommen oder geadezu skurrile Bewerbungsgesräche absolviert. Die erste Stelle, die ich dann angenommen habe, war eine, über die ich im ersten Semester noch gelacht habe. B-Stelle mit 72% (Tarifgruppe 8). Nach Abzügen kamen da rund 1100 € raus. Da macht man nun keine großen Sprünge.
Deine Geschichte klingt tatsächlich interessant. Ich kenne geringer qualifizierte Leute, die eine A-Stelle an einer historische Orgel habe. Oder hast du dein Studium nicht so herausragend abgeschlossen?:coolguy: Ich habe aber zumindest den Vorteil, dass ich in einer schönen Orgellandschaft wohne (Landkreis Stade), für mein Alter echt ganz gut Literatur spiele und ich rennomierte A-Organisten an Schnitgerorgeln kenne (und sie mich auch :super:).
 
Ach wo, die Zeugnisse kann ich herzeigen, ohne mich zu blamieren.
Vielleicht liegt die Situation etwas anders...ich bin katholisch, da ist der Stellenwert der Musik nicht besonders hoch. Als ich anfing zu studieren, wussten wir, die goldenen Zeiten der Kirchenmusik sind vorbei, aber so schlimm hatten wir uns das nicht vorgestellt. Ungefähr als ich B-Examen machte (muss 2003 gewesen sein), verschwanden aus der Musica Sacra schlagartig sämtliche Stellenanzeigen. Auf einmal waren Bistümer pleite (Berlin, Essen) oder kurz vor dem Finanzkollaps (Aachen). Mag sein, dass jetzt das Pendel in die andere Richtung ausschlägt, nachdem man jahrelang von Kirchenmusik abgeraten hat. Aber Du siehst richtig: Das muss eben eine Perspektive für die nächsten Jahrzehnte sein. Wenn das so weiter geht, werden die großen Kirchen bald auf dem Niveau einer Sekte sein.
 
Axel ist katholisch, das erklärt so manche Inhalte der Bewerbungsgespräche...

Ansonsten gibt es doch auch Jungstudium oder wie das heißt, nebenher bei wirklich guten Lehrern Unterricht. Ich denke, da kommt man ganz gut rein, die Professoren heutzutage haben doch kaum mehr was zu tun bei den Erstsemesterzahlen...
 
Das erklärt schonmal, warum du nicht Organist an einer Schnitgerorgel bist:idee:.
wussten wir, die goldenen Zeiten der Kirchenmusik sind vorbei
Das ist jetzt etwas anders.

Dass katholische Organisten nicht bei evangelischen Kirchen angestellt sein dürfen, ist klar. Ich habe aber mal gehört, dass es die Katholiken nicht so ernst nehmen. Stimmt das?
 
Das ist alles nicht mehr so, man muss nur konvertieren, dann kann man auch als Ex-Katholik (logischerweise mit kath. Studium) sich in einen ev. A-Kantor verwandeln. Außerdem kann man auch an versch. Orten ökumenische Kirchenmusik studieren, habe ich irgendwo mal gelesen..
 
Essen? Leider nicht so wirklich... Ein paar Euros von der Bundesrepublik(!) für das jahrzehntelange Theater (gut, seine Frau macht das beruflich), die Gemeinde und Orgeln ist trotzdem weg...
 
Das erklärt schonmal, warum du nicht Organist an einer Schnitgerorgel bist:idee:.

Das ist jetzt etwas anders.

Dass katholische Organisten nicht bei evangelischen Kirchen angestellt sein dürfen, ist klar. Ich habe aber mal gehört, dass es die Katholiken nicht so ernst nehmen. Stimmt das?

Nein, im Gegenteil. Ich hatte mal nebenbei eine ev. C-Stelle. Die nehmen es nicht so genau, wenn es keine ev. Bewerber gibt. So etwas ist bei Katholens undenkbar.
 

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