Operninszenierungen: Hinweise, Empfehlungen und Kritik

  • Ersteller des Themas Ambros_Langleb
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:lol::lol::lol::lol:
...da verbietet sich aus in zivilisierten Breiten üblicher Höflichkeit jeder Kommentar...
:cry:@rolf Buhuhu... Du schmähst all diese Künstler verschiedener Couleur, die ihr Herzblut, Kreativität usw. in das Schaffen fasznierender und fesselnder Filme stecken...

(aber ich weiss: eigentlich schmähst Du ja was anderes... ; - )) Die "Bücherleseunwilligkeit")
 
Ich bin ein großer Opern Fan. Meine erste Oper war die Zauberflöte, die ich bis heute einige Male gesehen habe und die ich nach wie vor sehr mag. Was ich aus der Kindheit mitgenommen habe, ist die Faszination für die Musik in Kombination mit einer auf der Bühne erzählten Geschichte. Als Erwachsener komme ich inzwischen ohne Geschichte aus, mag also auch Konzerte aber die Oper hat da noch etwas ganz eigenes.

Sehr berührt hat mich eine grandiose Aufführung von Aida in der Arena von Verona und Toska in der Berliner Oper. Als Kind hat mich das Bühnenbild von Zar und Zimmermann fasziniert, eine Schiffswerft auf der Bühne...

Groteske Erfahrungen gab es auch, eine Zauberflöte in der die Protagonisten wie eine Bauarbeiterkolonne daher kamen, mit blauen Badekappen auf. Da konnte die Musik dann auch nichts mehr retten. Auch eine La Traviata Inszenierung in Verona fand ich eher dürftig und bei Regen mit Plastik Umhang war der Klang ziemlich suboptimal.. Seitdem hat die Begeisterung für open air etwas gelitten.

Inzwischen habe ich Kinder und versuche behutsam die Begeisterung für die Oper bzw. die Musik allgemein zu wecken. Meine Tochter konnte ich mit dem Nussknacker begeistern, das Ballett ohne Gesang aber mit traumhafter Musik und wunderschönen Tänzen hat sie total in den Bann gezogen. Meinem Sohn gibt das leider nichts. Der hat im Grundschulalter mal eine stark verkürzte aber wunderschöne Aufführung der Zauberflöte gesehen, das hat ihn sehr begeistert. Jetzt wollte ich mal mit den Kindern die Zauberflöte sehen, weil die gerade hier in Hamburg lief. Aber was ich dann im Internet gesehen habe, hat mich doch nachhaltig abgeschreckt. Statt einem phantasievollen schönen Bühnenbild gibt es nun eine Art Leinwand aus LED Ketten, wo wie auf einem Riesen Fernseher die Schauspieler in Nahaufnahme erscheinen. Papageno und Co flitzen auf Rollschuhen und Skateboard. vor den Lichterketten. Nein danke. Leider ist das inzwischen weit verbreitet, alles möglichst modern und spartanisch zu gestalten. Da geht dann viel von dem Zauber verloren.
 
Die letzten Aufführungen (Carmen im November in Leipzig und La Boheme am Sonntag in Saarbrücken) waren erfreulich unspartanisch inszeniert. Ich habe auch das Gefühl, dass (zumindest bei uns) die Zeiten vorbei sind, wo man mit einem Bücherregal auf der Bühne (das war alles!!!! Freischütz übrigens) auskam.

Meinen Sohn habe ich von klein auf an Musik heran geführt. Als er dann mitt10 meinte, er wolle mal in eine richtige Oper gehen, nicht nur in Kinderaufführungen, war die Zauberflöte auch die erste :001:.

Dieses Jahr hat er nun lautstark Wagner eingefordert. Nächstes Jahr gehen wir in Tristan und das Rheingold.

Es ist einfach herrlich, wie die Kinder mitfiebern. Letztes Jahr in der Traviata hatte er richtige Angst um Violetta. Jetzt in der Boheme hatte er den Mund offen stehen, als plötzlich der Weihnachtsmann über die Bühne gefahren ist. Eine Bekannte, die mit war aber so nicht oft in die Oper geht, meinte in der Pause, dass sie die Handlung nicht verstünde (Übertitel hatte sie nicht bemerkt). Mein Sohn (jetzt übrigens 14) meinte zu ihr "das verstehst du auch so, musst nur der Musik zuhören". Schön!

Kinder müssten viel mehr ins Theater und Oper mitgenommen werden. Sie nehmen so viel auf!!!!
 
Kinder müssten viel mehr ins Theater und Oper mitgenommen werden. Sie nehmen so viel auf!!!!

Unbedingt.

Wir hatten unseren Sohn allerdings mal zu früh in Hänsel & Gretel mitgenommen. Wenn die Hexe auftauchte, hat es sich ängstlich hinter der vorderen Stuhllehne versteckt.

Zum Glück hat das bei ihm keine bleibenden Schäden hinterlassen...…:002:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Leider ist das inzwischen weit verbreitet, alles möglichst modern und spartanisch zu gestalten.
@Ralph_hh Oper und Theater haben nicht nur einen kulturellen Bildungsauftrag, sie sind auch politisch - und das korrekt ;-) insofern stimmt modernistisch-spartanisch das Publikum auf die künftigen, dem Klimawandel geschuldeten Teuerungen ein ;-):-D
 

Na ja @kitium , mein erstes Opernerlebnis war mit 5 Jahren "Der Freischütz" in der (Freilicht-)Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz.
Als da in der Wolfsschlucht ein richtiges (Theater-)Gewitter mit Blitz und Donner losbrach und danach (natürlich mit Platzpatronen) scharf geschossen wurde, hat mich das schon sehr beeindruckt.
 

Am Tag vor Silvester habe ich in Nürnberg den blechernsten Rodolfo aller Zeiten gehört. Nun macht nix, der Mann war nur vertretungsweise da und ich hatte die Inszenierung schon zweimal mit einem manierlichen R. genossen.- Außerdem war die Schmonzette eh nur die Zugabe zu etwas wirklich besuchenswertem: Francesco Cavalli, La Callisto. Die Musik (das Stück stammt von 1651) hat noch eine Anmutung von Renaissance, und
die historischen Instrumente vom Chittarone bis zum Zink boten ein reizvolles Hörerlebnis. Der Stoff ist eine der vielen Metaphorphosen Ovids, wo Zeus eine Dame aus dem niederen olympischen Adel verführt, wie sie dutzendfach als Steinbruch für (Musik-)dramen verwendet wurden, wo der Steinbrecher nur vor der Frage "tragisch oder komisch ausgestalten" stand. Schon der Librettist Faustini hatte sich für letzteres entschieden, und der Regisseur Herzog (derzeit Chef in Nürnberg) entschied sich dafür, das in auf modern getrimmter Inszenierung ein wenig in Richtung Klamauk zu steigern. Weil es meistens lustig ist (von ein paar pflichtmäßig eingestreute Klima- und Gender-Phrasen abgesehen) stört das nicht weiter, vor allem weil es nie trashig wird. Wirklich besuchenswert macht es aber die musikalische Einrichung durch Wolfgang Katschner.
 
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Vor einigen Tagen durfte in an der Hamburgischen Staatsoper das Ballett Der Nußknacker von Tschaikowsky genießen, eine Inszenierung des Hamburger Ballett Chefs Neumeier.

Eine überwältigende Aufführung. Die Musik ist hinreichend bekannt, so sehr, dass man bald mit dirigieren möchte. Wunderschön gespielt, ergreifend.

Dem klassischen Ballett habe ich mich sehr sehr lange entzogen, mit diesen Figurbetonten Kostümen der Männer konnte ich nichts anfangen und so habe ich das Ballett gemieden, bin dann eigentlich mehr der Musik wegen da hin. Aber oha. Das ganze war mehr als sehenswert. Ich wollte gar nicht wieder raus. Ich könnte glatt nochmal rein. Ein schönes, buntes Bühnenbild und eine tolle Inszenierung, die Tänze ein Traum. Umwerfend. Ein besseres Wort fällt mir nicht ein.
 
Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm

Passt hier sicher nicht "lupenrein" her, doch (nicht nur) für Opernfreunde durchaus sehr ansehenswert: Opulent in Szene gesetzt, gute Schauspieler, dem historischen Original sehr gut nachempfundene Musik. Ein ganz besonderer Film.

https://www.arte.tv/de/videos/070713-000-A/mackie-messer-brechts-dreigroschenfilm/

Gerade angeschaut, zumindest teilweise.
(Bertolt Brecht und Heinrich Böll waren meine ersten Zugänge zur "Erwachsenen"-Literatur, da war ich 13 Jahre alt.)
 

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