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Cheval blanc
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Johan Lyss: Apoll häutet Marsyas ( ca. 1623), hängt in der Galleria dell‘Academia in Venedig. Fragt sich, ist das Kunst?
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abgesehen von Liss würden Tizian, Zelotti, Giordano und Ribera mit ja antworten (was nicht erstaunen muss, denn deren Darstellungen der Häutungsszene hängen in berühmten Museen an den Wänden)Fragt sich, ist das Kunst?
...pillepalle -- in der hohen Literatur werden solche mit burlesker Komik garniert (11000 Ruten von Apollinaire) und manchmal auch einfach en passent ganz lakonisch erwähnt ("i ate that cook in a week or less", Twain (Lichtjahre wirkungsvoller als der lächerliche Kino-Hannibal))Die Liste der Bestialitäten in der Malerei
Ich erlaube mir darüber kein Urteil, da ich die Performance nicht zu sehen bekomme. Und auf die Schlagzeilen dee Boulevard-Presse (wozu ich auch den SPIEGEL zähle) gebe ich herzlich wenig....allerdings die Stuttgarter Lustbarkeit kann für sich nicht beanspruchen, auf Augenhöhe mit Tizian, Apollinaire oder Twain zu agieren
Ich finde es ausgesprochen schockierend, mit welcher Nonchalance die Katholiken jeden Sonntag den Leib Christi verspeisen und (in manchen Gemeinden) auch noch das Blut Christi trinken.Ich hätte Angst vor einer Gesellschaft die solche Bilder nicht mehr schockierend findet.
Vielleicht ist die Stuttgarter Performance mal ein (zugegebenermaßen drastischer) Anlaß, sich über die christlichen Gewaltfantasien Gedanken zu machen: Sebastian, der von Pfeilen durchbohrt, verzückt die Augen gen Himmel richtet. Laurentius, der ebenfalls verzückt auf dem Feuerrost schmort. Normal ist das nicht. Ebenso wie die Selbstgeißelungen der jungen Männer in Spanien während der semana sancta - normal? Oder dieEntweder weil der Akt als solches sie kalt lässt, oder weil die Kunst sie nicht mehr berührt oder weil sie vergangene Gewalt zur Legitimation gegenwärtiger heranzieht.
In der Tat und muss es das deshalb bleiben? In den besagten Kreisen wird das nicht hinterfragt, es ist Gewohnheit. Wenn es überall zur Gewohnheit wird, wo ist der Gegenpol? Wer leistet das? Was will man dem dann entgegensetzen? Wo soll der Mensch sensibilisiert werden? Wer fördert Empfindsamkeit?Das alles scheint gesellschaftlich akzeptiert zu sein. Merkwürdig.
Es gibt eine Alternative. Die besteht im Eskapismus. Ich halte einen Eskapismus, der subtil Kritik an den gegenwärtigen Umständen übt, für weitaus zielführender als den Schlag vor den Kopf, den etwa Clockwork Orange und vermutlich auch American Psycho (diesen Roman, der sehr gut sein soll, hab ich allerdings nicht gelesen) ausüben. Ein gutes Beispiel für einen Eskapismus, der mit Kritik an unserer Gesellschaft verbunden ist, ist z.B. „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss.Wo soll die herkommen?
...der liebe Tizian illustrierte eine mythische Geschichte der Erfinder der Demokratie also geißele bitte die alten Griechen, weil sie einen Apoll erfanden, welcher einen Flußgott häutetAndere Frage: muss Kunst die Rohheiten der Realität in anderer Farbe wiedergeben?
Ich liebe Dostojewski. Und seine Beschreibungen sind bestalisch teilweise. Aber es gibt einen Riesen Unterschied. Er löst Gefühle aus was dazu führt Moral, Haltungen etc. neu zu durchdenken. Es ist intelligent gemacht. Ich erinnere mich an die Hinrichtung eines mörders und die frage ob der angeordnete mord nicht grausamer ist als der mord aus Affekt weil dem Opfer bis zum Schluss die Hoffnung bleibt. Das sind Dinge die nachwirken, die dazu führen dass man vermeintlich eindeutige Haltungen hinterfragt.Sind Beschreibungen der sozialen Verhältnisse bei Dostojewski (Schuld und Sühne) schön?
Das erste, was Diktatoren unter dem lauten Beifall des 'Volkes' verbieten und zerstören ist wirkliche Kultur
Ich stimme Dir zu. Aber Dostojewski hatte ein Publikum, das der Literatur zugewandt war. Wir leben in einer weitaus stärker visuell geprägten Welt. Und ich wage zu bezweifeln, daß man mit der Sprachgewalt eines Dostojewskis (ich kenne allerdings nur die deutschen Übersetzungen) heutzutage noch Allzuviele hinter dem Ofen hervorlocken kann (@rolf ist da zweifellos die löbliche Ausnahme). Victor Hugo konnte mit seinem Zeitungsartikel „J‘accuse“ eine ganze Nation aufrütteln (zugegeben: die Franzosen standen dem geschriebenen Wort schon immer aufgeschlossener gegenüber). Vielleicht müssen wir mittlerweile zu drastischeren „künstlerischen“ Mitteln greifen, um uns Gehör zu verschaffen und Diskussionen anzustoßen. Letzteres ist „Sancta“ auch durchaus gelungen. - Über die künstlerische Qualität der Stuttgarter Performance enthalte ich mich nach wie vor jeder Beurteilung. Ich habe das Stück nicht gesehen, und die Skandalberichte, die ich bislang gelesen habe, reichen mir nicht für ein Urteil.Ich liebe Dostojewski. Und seine Beschreibungen sind bestalisch teilweise. Aber es gibt einen Riesen Unterschied. Er löst Gefühle aus was dazu führt Moral, Haltungen etc. neu zu durchdenken. Es ist intelligent gemacht.[…] Das sind Dinge die nachwirken, die dazu führen dass man vermeintlich eindeutige Haltungen hinterfragt.
Aber bitte mit dicken Nägeln befestigen, dass es auch hält!nehme man ein Brett und schlage es vor den Kopf.
Nicht alle Künstler sind auch noch Helden! Die Selbstzensur ist oft sehr verwandt mit dem Selbsterhaltungstrieb.gehöriger Anteil an "Selbstzerstörung" zu beobachten ist.
Mir - Leseratte ab der 1. Klasse - fiel eines Tages ein Buch in die Hände, das meine Eltern von der katholischen Kirche zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten. "Leben und Leiden der Märtyrer" oder so ähnlich wird es geheißen haben. Es wimmelte darin nur so von Schilderungen dieser Art. Ein mehr als fragwürdiges Hochzeitsgeschenk - nein, normal ist das nicht!sich über die christlichen Gewaltfantasien Gedanken zu machen: Sebastian, der von Pfeilen durchbohrt, verzückt die Augen gen Himmel richtet. Laurentius, der ebenfalls verzückt auf dem Feuerrost schmort. Normal ist das nicht.