Oh Gott, ich spiel die Sturmsonate bzw. geht doch gar nicht

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Emma

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13. Apr. 2008
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Hallo ihr,

ja, ich war schon länger nicht mehr hier, habe durch meine Tochter auch eine neue Kl, die ist noch recht jung, sie kommt aus Russland, hat eine private Musikschule. Meine Tochter macht ziemlich gute Fortschritte, bin echt sehr begeistert. Ich nehme auch Unterricht bei ihr, zweimal im Monat, haben "River flows on you" gespielt, und ich denke dass ich es schon ziemlich gut und sogar auswendig spielen kann. Auch Yann Tiersen haben wir angefangen, aber ich bin ganz ehrlich: ist mal ganz nett, aber auf Dauer möchte ich was Anderes spielen.
Seit ca. 3 Jahren schleppe ich in meinen Noten die erste Seite der Sturm-Sonate mit mir rum, es ist das Beste, was ich je gehört habe, und heimlich übe ich immer mal darin rum. Tja, nach der Frage, was wollen wir denn jetzt mal spielen: hab ich leichtfertig gesagt, dass ich gerne mal die Sturmsonate (3.Satz, was sonst nach 4 Jahren spielen, wenn schon denn schon) spielen würde. Die Antwort war: "ist kein Problem, wir üben das, die ersten 3 Seiten schaffen wir". Ich bin so gut wie, tja, ernüchtert, denn auf der einen Seite will ich es unbedingt, und auf der anderen Seite bin ich noch nicht so weit. Ich kann doch jetzt keinen Rückzieher machen, schliesslich wollte ich unbedingt dieses Sück spielen, und ich weiß auch gar nicht, wann man überhaupt "reif" ist dafür. Aber ich merke, dass es mich überfordert, andererseits ist es auch eine Herausforderung, also ich willl es spielen, aber was soll ich machen? Daran festhalten, nur noch dieses Stück üben, oder erstmal aufgeben?
LG Cati
 
Aufgeben kann man ja immer noch, nach dem man es einmal ernsthaft versucht hat :)

Ich habe mich anfangs zum Beispiel auch an den dritten Satz der Appassionata geworfen und bin aber bis heute nicht über die 4. Seite hinaus gekommen. Nach etwa einem Monat wurde mir klar, dass das Stück erstmal eine Nummer zu groß ist und ich habe es beiseite gelegt.
Wenn ich derzeit mit dem üben fertig bin und etwas Zeit habe, spiele ich ein paar Takte daraus, um es mir sozusagen ein wenig warm zu halten, damit ich vlt. in einem Jahr wieder gemütlich einsteigen kann in dem Stück.

Man lernt am meisten bei den Stücken, in denen man vor wirklichen Herausforderungen steht und nach Lösungsansätzen suchen muss.
Da muss man manchmal richtig kreativ werden. Sollte die Kreativität in Blödsinn ausarten, wird dir deine Lehrerin schon auf die Finger klopfen.
Natürlich müssen die Herausforderungen zumindest ansatzweise im Bereich des möglichen sein, aber das ist immer eine recht subjektive Sache. Und die Sturmsonate scheint mir nach 4 Jahren durchaus möglich zu sein, auch wenn es im Vergleich zu den Tiersen Sachen ein großer Sprung ist.

Folglich: Nur Mut. Wenn du es wirklich willst, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch wesentlich höher, dass du es schaffst.
 
Hallo Emma,

ich kann mich ganz gut in deine Lage hineinversetzenn. Also, ich an deiner Stelle würde das Stück auf jeden Fall anpacken, noch dazu, da deine KL dir sehr wohl gesonnen ist und dich unterstützen möchte. Finde ich super, dass sie dir Mut zuspricht.

Die Sonate liegt dir sehr am Herzen. Sie spornt dich an, sie "lächelt dich an" und macht dich glücklich. Worauf wartest du?
Wir lernen sehr viel und reifen an solch einem, für uns eigentlich noch zu anspruchsvollen Stück. Klar, es gibt auch Klagemomente, und das nicht wenige. Da muss man auch durch und drüberstehen.

Das Tolle ist ja, du kannst nichts verlieren. Entweder du schaffst das Stück in ausreichender Zeit zu deiner Zufriedenheit, oder du legst es nochmal beiseite für einen reiferen Zeitpunkt. Dies würde auch niemandem schaden.

Was ich jedoch vermeiden würde (entspricht aber meiner persönlichen Meinung) ist, ausschließlich an der Sturmsonate zu üben. Das Üben wir viel Kraft von dir fordern. Spielst du nebenbei jedoch auch einfachere, deinem Stand gemäße Stücke, wirst du schneller zu Erfolgserlebnissen im Klavierspiel kommen.

Beste Grüße und viel Erfolg wünscht dir Madita
 
also ich willl es spielen, aber was soll ich machen? Daran festhalten, nur noch dieses Stück üben, oder erstmal aufgeben?

hallo,

die erste Frage ist:
willst Du es (und sei es nur der erste Teil, also bis zum Wiederholungszeichen) wirklich mit Haut und Haaren spielen, oder willst Du es irgendwie so ungefähr spielen können?

wirklich
das fängt mit der linken Hand an - und bleibt sehr lange Zeit nur bei der linken Hand!
warum?
wenn man die Noten dieses im 3/8-Takt notierten Finales ernst nimmt, dann sieht man, dass Beethoven da etwas ganz eigentümliches macht: das 2. 16tel der linken Hand, das a, bleibt liegen! Es ist eine gehaltene Note, eine Art Klangachse.
Hand aufs Herz: hört man das bei allen Aufnahmen? Man hört es nur bei wenigen, d.h. bei denen, die sehr sehr sparsam das Pedal einsetzen - dann aber wirkt das ganz wunderbar!
...leider ist das schwierig, wenn man es noch nicht gewohnt ist, und das aus zwei Gründen:
1. diesen Ton unbetont, also unauffällig zu halten (man darf ihn nicht hineinbolzen)
2. mal muss man nach diesem a d1 und f1, mal e1 und g1 hinterher spielen (je nachdem, ob gerade d-Moll oder A-Dur7 dran ist) - und hier stellt sich die Frage, ob die Dehnfähigkeit a-d-f bzw. a-e-g mit 3-2-1 zulässt. Es muss der 3. Finger sein, weil das nach dem Bass d oder Bass A die einfachste und treffsicherste Fingersatzvariante ist.

Wie Du siehst, haben die ersten paar Takte gleich eine doppelte technische Schwierigkeit.

auch die späteren Begleitfiguren (Ableitungen von Albertibässen) sind ohne einige Erfahrung nicht eben einfach; auch gibt es noch eine heikle Sprungstelle in der linken Hand.

irgendwie so ungefähr
meint natürlich: etwas erleichtert - hier also erst mal ohne die liegende Note (Puristen werden da aufschreien - na ja, kann ich verstehen, aber ich kann auch verstehen, dass man das trotzdem spielen möchte)

also diese Frage solltest Du Dir stellen, finde ich.
_______________________

ansonsten:
auf gar keinen Fall zu viel auf einmal!!!!
erst mal lange Zeit und langsam nur 4 Takte - ich bin sicher, dass Dir Deine KL zeigt, welchen Schwung da Arm und Handgelenk machen müssen usw.
also da ist, egal wie, eine Engelsgeduld angesagt!!!

Gruß, Rolf
 
Hallo Raskolnikow, Rolf und Katrin!

Natürlich will ich die Sturm-Sonate "richtig" spielen, was denn sonst? Aber: Im Grunde bin ich noch längst nicht soweit, das weiss ich, aber ich kann im Moment trotzdem nicht anders, zu sehr reizt mich das Stück. Ich höre diese Sonate sogar im Traum, es ist auch mein absolutes Highlight, was ich jemals spielen wollte. Es ist Stufe 5, was die Reclam-Hefte angeht, ich bin erst bei Stufe 2-3, ich weiss das alles ganz genau, aber natürlich kann ich es nicht erzwingen.
Rolf: die erste Seite habe ich noch nicht mal zuende geschafft, ich übe immer noch, und es sind noch 7 Seiten zu schaffen. Ganz ehrlich: Es ist schwer.
Und, Madita:
natürlich übe ich auch andere und technisch viel leichtere Sachen, nach wie vor mag ich Tiersen und co., sonst würde ich auch verrückt werden:)
Ich hoffe, meine KL wird mir meine Grenzen aufzeigen, denn damit hab ich auch kein Problem, dann verschieben wir es noch weiter. Keine Ahnung, warum ich mich so auf dieses Stück eingeschossen habe, ich hab's tasächlich zum ersten Mal im Auto gehört und es war ein Unwetter, einfach unglaublich. Dachte echt, mich trifft der Schlag.
Ich danke euch erstmal, schauen wir mal, was ich draus mache!
LG von
Cati
 
Natürlich will ich die Sturm-Sonate "richtig" spielen, was denn sonst?

Keine Ahnung, warum ich mich so auf dieses Stück eingeschossen habe, ich hab's tasächlich zum ersten Mal im Auto gehört und es war ein Unwetter, einfach unglaublich. Dachte echt, mich trifft der Schlag.

hallo,

also so ein Erlebnis ist doch was wunderbares, vor allem wenn es sich so sehr und intensiv einprägt! Ich finde es toll, dass Dich diese Sonate (und wohl speziell der letzte Satz?) so sehr fasziniert.

Mir ging es als Kind mal so mit einem Klavierkonzert von Mozart:
wir waren rodeln, abends dann Heimfahrt, ich saß als kleiner Bub (6-7 Jahre alt) aufm Rücksitz, und es schneite so stark, dass mein Vater an den Straßenrand fuhr und stehenblieb: da war nichts mehr zu sehen. Im Radio lief Mozarts C-Dur Konzert mit Dinu Lipatti, anschließend noch Mozarts a-Moll Sonate mit Lipatti. Das habe ich heute noch im Ohr, ganz besonders den langsamen Satz des Konzerts und den ersten Satz der Sonate. Kein Hunger, kein Durst, kein ich will heim Gequengel - nichts dergleichen, stattdessen völliges gefangen- und umfangen-sein von dieser Musik. (ok, später besserte sich das Schneetreiben und die Heimfahrt konnte fortgesetzt werden)

Ich habe Dir das erzählt, damit Du nicht glauben musst, Du wärst mit so einem Erlebnis allein.

das Finale der Sonate:
ist Dir mal aufgefallen, dass man gegen Ende in der Melodie ein Kinderlied hören kann? "da fällt herab ein Träumelein" (Armin-Brentano, des Knaben Wunderhorn) - man rätselt bis heute, ob diese Entdeckung von Richter Zufall oder Absicht ist.

Ich rate Dir, die linke Hand - wie ich es beschrieben habe - sehr ernst zu nehmen: sie ist nicht leicht, wenn man sie wirklich mit der liegenden Note realisieren will.
Ansonsten empfehle ich Dir, dass Du Dich mit Akkordik und Harmonielehre befasst, damit Du Dir einen "Harmonie-Plan" des Ablaufs des Finales machen kannst.

Sodann ist Beethoven ja in diesem Finale manchmal ein Schalk: er verlässt gelegentlich den drei Achtel Takt und organisiert seine mus. Gedanken rhythmisch anders: anstelle von zwei Gruppen zu je drei Achteln (das wären zwei normale Takte), wählt er drei Gruppen zu je zwei Achteln (in zwei Takten) - - da kann man durcheinander geraten.

Also die "fehlenden sieben Seiten" sind gewiß noch sehr sehr viel Arbeit!

Ein allgemeiner Tipp noch: versuch immer alles so zu machen, dass Du das Gefühl hast, dass Deine Arme und Hände ganz weich sind!

Gruß, Rolf
 

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