Hoe Hue, Du unterliegst einem Grundirrtum, dem auch die Verfechter des Neoliberalismus friedmanscher Prägung erliegen.
Daß durch freies Walten der "Marktmechanismen" eine ausbalancierte Wirtschaft und eine ausreichend gerechte Gesellschaft entsteht, setzt nämlich gleichrangige Marktteilnehmer voraus.
Dies ist jedoch nicht der Fall - egoistische Riesenkonzerne und Riesenbanken sowie deren Lobbies in der Politik bestimmen die Spielregeln nach Gutdünken, außerdem findet Meinungsmanipulation und Desinformation der Öffentlichkeit statt.
Dass viele Voraussetzungen für ein sinnvolles Funktionieren von Marktwirtschaft oft nicht gegeben sind, und zu klare Machtstellungen (etwa auch Monopole) dies verhindern damit stimme ich mit Dir überein. Ob wirklich alle Marktteinehmer "gleichrangig" (was genau meinst Du damit?) sein müssen, ich denke eher nicht. Was nötig ist, ist dass alle Marktteilehmer über hinreichend viele Handlungsalternativen verfügen (Freiheit).
Um zu verhindern, dass die Regeln wesentlich von den ohnehin schon Mächtigen gemacht werden, dazu wurde doch mal die Demokratie erfunden. Vielleicht gibt's hier Verbesserungspotential.
Was Klavierlehrerhonorare angeht, so werden diese aber eher nicht von den Riesenkonzernen gemacht. Hier könnte ein Problem, was es guten Klavierlehrern schwer macht, angemessene Honorare zu erzielen eher mangelnde Transparenz und Abgrenzung gegenüber weniger qualifizierter Konkurrenz sein.
Das sieht dann immer nur zeitweise (solange es noch gut läuft und die "steile" Phase der Exponentialkurve noch nicht eingetreten ist) fair aus.
Hier liegt ein zentraler Denkfehler vieler Geldsystemkritiker. Die Exponentialkurve hat nämlich gar keine "steile" Phase. Wesentliche Eigenschaft der Exponentialkurve ist nämlich, dass ihre relative Steigung immer konstant ist. Dazu kommt noch, dass es überhaupt keine prinzipielle Notwendigkeit für nach unten beschränkte Wachstumsraten und Zinsen gibt. Wenn die Renditen fallen, gibt's auch kein exponentielles Kapitalwachstum mehr.
Was Dein schönes Bild eines Ausschnitts der Mandelbrotmenge angeht: Es ist ja wohl eine Binsenweisheit, dass sich komplexe Strukturen aus einfachen Regeln ergeben können. Daraus kann man aber noch lange nicht schließen, dass
a) ein gegebenes komplexes System tatsächlich durch einfache Regeln hinreichend erklärt wird
b) eine vorgelegte einfache Erklärung die Richtige ist.
Bei der modellhaften Beschreibung eines empirischen Systems ist es doch ohnehin so, dass ein Modell nicht nur richtig oder falsch ist, sondern sich meist auf nur bestimmte Aspekte konzentriert und auch nur bestimmte Aspekte des realen Systems mal mehr, mal weniger gut erklärt.
Die Überlegungen zu Zins und Zinseszins erklären durchaus Tendenzen zur Kapitakakkumulation wie sie auch in der Realität wiederzufinden sind. Zwingend notwendig ergibt sich daraus aber noch lange nicht, dass sich Individuen, Unternehmen oder ganze Staaten überschulden müssen. Letzteres ergibt sich m.E. vielmehr aus den politischen Entscheidungsfindungsprozessen.
Grüße.