Chiarina, sehr schöner Beitrag.
Oft sind die Unternehmen an der Börse und müssen entsprechende Gewinne erwirtschaften.
Und da liegt der Hund begraben. Es geht nicht mehr um Werte, sondern um virtuelle Werte.
Kleines Beispiel:
E-Plus (Auch Vodafone und demnächst O2) lagern den gesamten Kundenservice und die Netzoptimierung aus. Um das Netz zu optimieren, werden bei E-Plus Chinesen eingeflogen. Aus Angestellten werden freie Mitarbeiter gemacht oder sie werden entlassen. Das Alles ist nicht preiswerter, im Gegenteil. Aber der Wert der Aktie steigt dadurch, weil die Fixkosten gesenkt werden. Alles in Allem ist das ganz großer Humbug und wird langfristig nicht funktionieren, aber kurzfristig werden einige Wenige bei solchen Maßnahmen reich. Der Manager "spart" zig Millionen an Fixkosten (die aber an anderer Stelle um so mehr ausgegeben werden) und erhält seine Erfolgsprovision. Dabei ist dem Manager kein Vorwurf zu machen. Er macht genau das, was sein Job ist.
Allein die Börse entscheidet über alles, was wo wie wann ge- und verkauft wird, was erhaltenswert ist, was nicht. Mit einem Mausklick werden Milliarden verschoben und Millionen verdient, ohne auch nur einen Cent Gegenwert zu schaffen. Wird falsch geklickt...macht nix: Wir (die Gesellschaft) fangen das auf und die Zocker gewinnen trotzdem. Wie zum Henker kann es möglich sein, dass man daran verdient, wenn man darauf wettet, dass jemand pleite geht?
Anderes Beispiel: Hier werden deutsche Bauern mit EU-Geldern subventioniert, Milch wird zu Trockenmilch verarbeitet und in Entwicklungsländern unter Preis verkauft. Die Bauern dort verhungern, weil sie ihre eigene, regionale und frische Milch nicht mehr losbekommen. Das ganze wird getarnt als Entwicklungshilfe, dient aber nur der eigenen Wirtschaft (die Entwicklungsgelder landen am Ende bei uns). Vorher hat die deutsche Tabakindustrie dort alles in Monokulturen verwandelt und außer Tabak wächst nichts mehr. Auch das war "Hilfe". Ähnliches bei den Rettungspaketen: Dieses Geld landet bei den Bankern, der deutschen Rüstungsindustrie und anderen Gläubigern (die dank der Pakete nicht glauben, sondern wissen, dass sie das Geld wieder bekommen).
Und das ist es, was ich verantwortungslos finde und den "Volksparteien" vorwerfe. Es wird alles unternommen, um Kapital in immer nur eine Richtung fließen zu lassen und zu vermehren. Das Volk lässt man dafür bluten.
Dass es auch anders geht, zeigt die Vergangenheit:
15xxirgenwann gab es eine geplatzte Spekulationsblase in Holland, die "Tulpenzwiebelkrise". Banken, Investoren, Anleger: Alle gingen zur Regierung und verlangten Hilfe. Es ging um wirklich viel. Nach Beratungen antwortete die Regierung sinngemäß: "Die Investitionen, Spekulationen wurden in einer Art Fieberwahn getätigt. Für Spielsucht ist jedoch nicht die Regierung, sondern der Arzt zuständig". Peng! Die Zocker gingen pleite, Holland hat´s nicht geschadet.