Neuer Studiengang an der Musikhochschule München

[Zuckerfee]

Habe ich noch nie gesehen. In der Oper sieht man manchmal Leute, die mit Klavierauszügen zu den Stehplätzen im obersten Rang laufen. Die haben vermutlich nicht daran gedacht, dass das Saallicht während der Vorstellung ausgeschaltet ist.

Früher gabs in der Galerie noch Partiturplätze bzw Hörerplätze ohne Sicht auf die Bühne, die waren mit Leselampe, wurden die abgeschafft?

 

[Livia]

Na ja, das ist halt mehr Party-Event mit Musikbegleitung als Kunst, und die Programme bestehen da überwiegend aus Sonntagsnachmittagswunschkonzertstücken.

Sowas kann man machen, klar - aber mit einer Bruckner-Sinfonie im Konzertsaal hat das ungefähr so viel gemein wie eine Seifenoper im Fernsehen mit dem Hamlet im Theater. Es spricht ein ganz anderes Publikum an - auch wenn es da Überschneidungen gibt.

So, wie du nicht in die Oper oder in ein Sinfoniekonzert gehst, gehe ich nicht zu solchen Events. Wenn schon Party mit Musik, dann richtig: Laut, frivol und mit Drogen!

Das stimmt so nicht. Letztes Jahr sah das Programm so aus:

Modest Mussorgsky
Eine Nacht auf dem Kahlen Berge (Bearbeitung von Rimsky-Korsakow)

Sergej Prokofjew
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Des-Dur op. 10

Yuja Wang Klavier

Pause

Maurice Ravel
Pavane pour une infante défunte (Orchesterfassung)

Maurice Ravel
Daphnis et Chloé, Suite Nr. 2

Maurice Ravel
Boléro

 

[mick]

Früher gabs in der Galerie noch Partiturplätze bzw Hörerplätze ohne Sicht auf die Bühne, die waren mit Leselampe, wurden die abgeschafft?

Die gibt's noch. Aber ich glaube, die Leselampen nicht mehr.

 

[Peter]

Es spricht ein ganz anderes Publikum an

Ja, genau! Ging es nicht darum?

 

[pianochris66]

Das stimmt so nicht. Letztes Jahr sah das Programm so aus:

Modest Mussorgsky
Eine Nacht auf dem Kahlen Berge (Bearbeitung von Rimsky-Korsakow)

Sergej Prokofjew
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Des-Dur op. 10

Yuja Wang Klavier

Pause

Maurice Ravel
Pavane pour une infante défunte (Orchesterfassung)

Maurice Ravel
Daphnis et Chloé, Suite Nr. 2

Maurice Ravel
Boléro

Ich habe mir nochmals die Programme der letzten Jahre angeschaut, kann da die Einschätzung der Programme als überwiegend Sonntagnachmittagswunschkonzertstücke auch nicht teilen. Ich schaue mir das schon seit Jahrzehnten jedes Jahr gerne an. Und am Ende dann die Berliner Luft, das ist doch eine schöne Tradition.

 

[mick]

Ja, genau! Ging es nicht darum?

Geht es den Produzenten einer Seifenoper darum, das Publikum für's Theater zu begeistern? Ich denke nicht.

Und genau so wird ein Event-Publikum nicht plötzlich in die Konzertsäle strömen, weil dieses Publikum zum großen Teil mindestens so sehr am Event wie an der Musik interessiert ist. Deshalb funktioniert sowas auch nur einmal im Jahr - würde man das wöchentlich veranstalten, käme nach kurzer Zeit kaum noch jemand hin. Zum einen, weil sich das "Besondere" solcher Veranstaltungen sehr schnell abnutzt, zum anderen, weil die wirklich Interessierten die Musik lieber in einem Konzertsaal mit guter Akustik und ohne Ablenkungen durch alle möglichen Umgebungsgeräusche hören wollen.

 

[Alter Tastendrücker]

Ich teile - leider!! - @micks Sicht der Dinge. Die Eventkulturisten entwickeln sich selten - erfreuliche Ausnahmen bestätigen die Regel! - zu Konzertgängern.
Dass aber inzwischen auch das begeisternde erste Prokofiev Konzert eventtauglich ist, ist doch ein Fortschritt!

 

[Stilblüte]

die Leute müssen dieser Musik ausgesetzt werden. Das ist alles.

Da liegt der Hase im Pfeffer. Diejenigen, die man erreichen möchte, kommen nicht einfach so. Das geht nur mit Sonderbehandlung - wenn überhaupt.

 

[hasenbein]

"So, komm, Freundchen, jetzt unterziehen wir Dich erstmal einer SONDERBEHANDLUNG..."

 

[Stilblüte]

Exakt.

 

[StefanN]

Fieso? was habt Ihr denn alle? gerade eben hat Igor dieses fette Klavierkonzert mit Männerchor gespielt, der Composer hieß Bufosi oder so... im Publikum viel junges Gemüse (u.a. in grünen Turnschuhen), ich hab direkt die sonst ubiquitären Cosplayer vermisst bei so Events...
jedenfall, die Musik war voll epic, taugt krass für Filmmusik von nen heroischen Space Ship Film, mit vielen Imperial Marches. Igor musste fünfmal rauskommen.

 

[StefanN]

(Das ist eh schon ein ziemlicher "Schinken". Mir hat der vierte Satz (Tarantella) sehr zugesagt, den würde ich gerne gleich nochmals hören. Die anderen Sätze verleugnen ihren opernhafften Ansatz (leider) nicht. Ist keinesfalls Rach Concerto auf italienisch.

Dann noch etwas, was mich wunderte: Der Flügel (sicher D, ich kenne mich da nicht so aus, dass ich das eindeutig sehe) von S&S war in der Kontraoktave etwas taub-rumpelig (sicher nicht: sonor) und in der dreigestrichenen Oktave schwach auf der Brust (keinesfalls würde das Instrument sich in der hymnischen Final-Coda von Tschaikowskis 1. Klavierkonzert durchsetzen. Das Gewandhaus hat definitiv bessere Flügel. Mich würde es nicht wundern, wenn das von Levit selbst mitgebracht wurde; denn ich lese immer mal, dass Levit so einen harten Klang hätte - das würde mich bei diesem Instrument jetzt nicht wundern... )