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Eben!
Dieses Gefühl - daß die Stelle spielbar, harmlos, ungefährlich etc. ist - dieses Gefühl sollte man sich aneignen.
Ganz richtig- dieses Gefühl, dass eine Stelle angenehm ist, sollte wirklich die generelle Empfindung sein. Denn es wird nie gut funktionieren, wenn wir eine Stelle für gefährlich oder fast unspielbar halten.
Das hängt natürlich ganz davon ab, was das Ziel sein soll. Wenn das Ziel ist, eine Stelle auf Teufel komm raus schnell zu spielen, führt sie natürlich nicht zum "Ziel".
Wer setzt sich denn das Ziel, eine Stelle auf Teufel komm raus schnell zu spielen? Anscheinend gibt es genug, die es tun und die es anderen auch demonstrieren wollen.
Das hat aber mit Musizieren wenig zu tun. Eine Stelle wird immer so schnell gespielt, wie wir es als angenehm und musikalisch empfinden.
Ist auf Grund des Überprozesses die Stelle sicher noch zu langsam müssen wir daran arbeiten uns sie richtig- also im richtigen Tempo - vorzustellen und natürlich diese Vorstellung übend und probierend umzusetzen.
Dass bei längeren Passagen hierzu kleinere Übeabschnitte gewählt werden ist ja sinnvoll.
Jede Wiederholung eines Übeabschnittes sollte wegen der ständigen Kontrolle eine Verbesserung zeigen.
Ich nehme mal wieder die Clementi Sonate, die Franz als Beispiel in seinem Text bringt:
Die C-dur Tonleiter mit dem crescendo muss in allen Einzelheiten kapiert werden. wie laut am Anfang und wie genau mache ich das Lauterwerden- auf welchen Ton spiele ich zu, welcher wird der Lauteste sein usw.
Nach einigen Durchgängen sollte dies dann im richtigen (vorgestellten) Tempo klappen.
Und jetzt kommt der Hammer, wo mir schon mal früher heftig widersprochen wurde:
Wer für diese Stelle länger als eine Übeeinheit braucht, für den ist dieses Stück noch nicht spielbar. Er sollte einfachere Stücke üben.
Und dies gilt dann auf allen Stufen.
Wer die nach oben führenden Arpeggien des Anfangs Mondscheinsonate im 3. Satz nicht in einer Übeeinheit realisieren kann, für den ist dieser Satz noch nicht spielbar.
Um Missverständnissen vorzubeugen. Ich meine nicht, dass der gesamte 3. Satz in einer Übeeinheit (vielleicht 3 Stunden mit Pausen) zu bewältigen ist, sondern ich meine jetzt nur die ersten Takte des cis-moll Arpeggios. Mit diesem Übererfolg werden mir dann die folgenden- wie das Gis-dur - arpeggio entsprechend leichter fallen, denn was ich in cis-dur gut kann wird wohl auch schnell in gis-dur funktionieren.
wie gesagt, es gibt keine haarscharfe Trennungslinie, ab wann manuelle Schwierigkeiten auftreten. Das kann schon sehr früh sein, eben z.b. bei den nicht immer so harmlosen Inventionen, wenn man sie wirklich musikalisch spielen will.
Und dann meine Schlussfolgerung:
Wer die Oktavenstelle der Lisztsonate auch in den kleinen Übeabschnitten nicht innerhalb kürzester Zeit realisieren kann, für den ist diese Sonate noch nicht spielbar. Natürlich braucht so komplexe Musik auch eine gewisse Zeit, bis die gesamte Stelle wirklich inwendig im Ohr ist, aber ein kleiner Abscnitt, den man sich ja direkt merken kann (z.b. 2 Takte) sollte nach kürzester Zeit auch im Tempo klappen . Im Tempo meint das, welches ich mir in meiner Vorstellung als ideal vorhaushöre. Diese Sonate wird von vielen Pianisten gespielt und da gibt es auch beachtliche Unterschiede im absoluten Tempo, je nachdem, wer sie spielt. Und dann kommt noch dazu, dass während einer Aufführung einen spontane Emotionen dazu bringen, es dann doch anderes zu machen, als wir es einstudiert und geplant hatten. Aber jeder dieser Pianisten weiss natürlich, dass es eine untere Grenze gibt, unterhalb welcher die Stelle nicht mehr wirkt.
Wer so etwas wie diese Sonate ernsthaft spielen will, der hat in der Regel bereits eine Vielzahl von Stücken aufgeführt, die auch sogenannte heikle Oktavstellen haben. (z,b, Toccata von Schumann, oder auch die Eroica Etüde von Liszt und vieles andere)-
Vielleicht sollte er auch mal überprüfen, ob er das Thema der Papillons von Schumann leicht spielen kann.
Wieder zur Vermeidung von Missverständnissen: Es ist jedem gegönnt, überall das zu spielen und zu üben, wonach ihm der Sinn steht. Das hat auch seinen Reiz. Nur wird da nie eine Präsentable Aufführung des Stücks draus. Und wenn deer Übende noch so häufig Oktavrepetitionen übt. Diese Zeit sollte er besser verwenden, um die Werke zu studieren, die jeweils realisierbar sind.