Aber: Ganz ehrlich, wo kommen Tonleiter in reiner Form vor? Selbst wenn man dann einzelne Stücke hat, wo sie im Abstieg, Aufstieg oder Auszügen zu spielen sind, macht es Sinn alle Tonleitern die es gibt ständig im Technikprogramm isoliert zu üben??
Hallo Musicus,
z. B. in der Chopin Etüde op. 25 Nr. 7
Ich finde es ehrlich gesagt lächerlich wenn Schüler plötzlich dann erst anfangen müssen eine gewöhnliche Es- Dur Tonleiter zu üben, weil sie früher keine Tonleiter übten. Auch werden sie im Nachteil sein, gegenüber denjenigen, der früher schon Tonleiter übte und bereits mit der Es- Dur Tonleiter vertraut ist, kann sie dann noch besser ausarbeiten, da diese wirklich rasant schnell im dem Stück sein muß, und sich dann mit dem Rest der Kadenz im Stück beschäftigen.
Auch in vielen Stücken von Franz Liszt sind Tonleiterläufe in all ihren Dur und Moll- Varianten enthalten.
Ist doch viel schöner, wenn man diese nicht erst alle im Stück üben muß, und mit ihnen schon vertraut ist.
Was allerdings allein die Technik angeht,
ist es nicht erforderlich unbedingt immer alle Tonleiter jeden Tag zu üben:
Wenn man C- Dur und D- Dur übt hat man z. B. schon die Tetrachorde von G- Dur geübt.
Aber: Trotzddem alle Tonleiter zu üben bringt den Sinn, dass der Schüler mit den einzelnen Tonarten vertraut wird. Deshalbt finde ich das schon sehr wichtig, alle Tonleiter zu üben.
Ein zweiter Punkt, was die Technik von Tonleitern angeht:
Wenn jemand z. B. einen schlechten Daumenuntersatz hat, kann er jeden Tag 8 Stunden Tonleiter rauf und runterspielen, er wird es nur bis zu einem gewißen Tempo schaffen.
Es muß also überwiegend auch am
Daumenuntersatz geübt werden.
Wenn zu dieser Sinnhaftigkeit dann noch der direkte Praxisbezug in Form eines ganz konkreten aktuellen Stückes kommt, gibt es glaube ich auch bei kaum jemanden ein Motivationsproblem diese Nuss dann auch zu knacken.
Brauchst Du immer ein ganz konkretes aktuelles Stück dazu, damit Du motiviert bist, Technikübungen zu machen?
Bei Kindern ist es natürlich wichtig, nur solche Fingerübungen zu geben, die auch im Stück vorkommen, weil diese den Nutzen noch nicht verstehen.
Bei älternen und fortgeschrittenen Schülern sollte es anders ausehen. Mit "nur Spaß" wirst Du nicht Klavierspielen lernen.
Wichtig ist es z. B. auch Stützfingerübungen zu machen.
Ziel: Um zum Beispiel ohne Mühe und Probleme einen Finger gedrückt zu halten, während andere weiterspielen. Diese kommen oft in leicht zu spielender Form in Stücken vor: Doch ist das ein Theater, wenn der Schüler dann bloß den dritten Finger gedrückt halten und den 4. und 5. Finger weiterspielen muß.
Schüler, die Stützfingerübungen in verschiedenen Varianten geübt haben, werden damit keine Probleme haben, schon bei einer solchen leichten Stelle sich äußert schwer zu tun.
Auch dienen Stützfingerübungen für das saubere Abwechseln der Finger. Es gibt viele Schüler, die die Tasten gedrückt lassen, und nicht loslassen, während sie den nächsten Ton spielen. Für Schüler mit schlaffer Fingermuskulatur sind auf alle Fälle Fingerübungen Mal nötig.
Ich halte übrigens nichts davon Technikübungen in Relation mit der Übezeit einzuteilen. Das ist meiner Meinung nach Schwachsinn, aber z. B. Tonleiterübungen, Arpeggienspiel, Außenfingerübungen, Terzenübungen, Handgelenksübungen, Daumenübungen und Stützfingerübungen halte ich schon für sinnvoll.
Aber nicht dass solche Übungen in Relation zur Übezeit stehen sollten. Was ich aber empfehle,
ist die
Reihenfolge:
Technik,
Etüden,
Stücke
Auch ist es meiner Meinung nach ein Umdenken, wenn Schüler meinen, sie müssen alle Czerny- Etüden spielen, um gut zu werden.
Lieber ein paar nützliche und diese gut studieren, als alle nur herunterspielen und am Ende hat es nichts gebracht.
Auch gibt es welche, die viel Technik machen, aber falsche Bewegungen machen, Schulter nach oben ziehen, bei Tonleiter Handgelenk zur Seite mitdrehen usw. Diese werden natürlich auch nicht weit kommen, wenn sie nicht wissen:
Wie!
Auch gibt es einige Klavierlehrer (Haha), die denken,
hemmungslose Bewegungen eines Schülers seien immer die Richtigen, das leider nicht stimmt! (Warte auf den ersten, der es kommentiert......:D)
Außerdem besitzt das Klavierspiel viele weitere Techniken, die gekonnt sein wollen, wie das Cantabile- Spiel usw. also würde ich davon abraten Technikübungen in Relation zur Übezeit zu setzen.
Ich denke auch, dass ob und wieviel isolierte Technik man machen sollte oder auch will, bei jedem unterschiedlich ausfällt. Schüler, die gerne Tasten liegen lassen und ähnliches, da sind Stützfingerübungen oder Fingerübungen im 5- Ton- Raum auf alle Fälle Mal nützlich.
Was allerdings Tonleiter usw. betrifft, die sollte man am Klavier schon beherschen, wenn man später gut Klavier spielen will.
Ich weiß ja nicht, wie weit Du im Klavier bist. Ein Literatur- Tipp für Dich wäre die Facile Sonate von Mozart. Da gibt es viele Skalen zu üben. Und vieleicht machen Dir die Tonleiter dann mehr Spaß, wenn Du sie in der Literatur entdeckst und Du bemerkst, dass es erst Spaß macht, wenn man Tonleiter auch wirklich gut spielen kann.
Liebe Grüße, Mario
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"Wo Musik gemacht wird ist immer ein Narrenhaus, doch der Platz für die Unheilbaren ist das Clavio- Forum."