Mikrokosmos

Wellenbewegung, das impressionistische Sich wiegen --

Ich schaue mir die Tonleiter an, die gleich darüber steht, und zähle die Halbtonschritte: 1 gr, 1 gr, 1 kl, 1 gr, 1gr 1 gr, 1 kl
Diese Tonleiter entspricht der ionischen Tonleiter --> C-Dur.
Nun kenne ich die Ableitung und es fällt mir leichter, Des-Dur besser anzugehen bzw. dieses Stück. Die Hürde der schwarzen Tasten ist damit gebannt, aber sie wiegend zu überwinden, klappt bei mir noch nicht.

Ich beschäftige mich zur Zeit aus Band 3, Stück 28, mit der Hommage à R. Sch. -> die fließende nach innen schauende Harmonik.

Ich freue mich, wenn ich was über Bartók lese oder eben dieser Thread wieder da ist.

Liebe Grüße
Kulimanauke
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bis jetzt noch nicht. Vielleicht wenn ich während dem Spielen das "fließend nach innen schauen" kann, offenbart sich mir hoffentlich R. Sch. ;)

Problematik ist die Brücke von b -> fis technisch zu schlagen; Finger "staken" über die weißen bzw. rückwärts über schwarz und weiß .... bzw. spielen mit dem verm. Dreiklang zum Dur, überm. Dreiklang zum verminderten .... und das Ganze dann auch auch noch rhytmisch - puh, ein typischer Bartók-Brocken :)

herzlicher Gruß, PP, an Dich von Kulimanauke!
 
Hi,

so, ich hab' No. 51 jetzt auch mal gespielt. Der Klangeindruck ist doch ein anderer, wie wenn man nur die Noten anschaut. ;-)

Ich würde es in 2 vom Klang her verschiedene Abschnitte A und B einteilen, die dann nochmal wiederholt werden. Abschnitt A geht bis zum Takt 8, vor p subito, Takt 9.
Die Form könnte man also als AB A'B' aufschreiben. Wie Kuli richtig bemerkt hatte wohnt in jedem Abschnitt so eine Wellenbewegung (kommt vom 6/8 ) inne.

Im A-Teil ist es mM keine Pentatonik, weil einfach der typische pentatonische Klang fehlt. Es ist eher ein wellenmäsiges Hin- und Her-Schwanken zwischen As sus4/2 und Des sus4/2.

Im B-Teil kommen plötzlich (deswegen subito) die Terzen von As und Des, aber es stellt sich mM kein Dur-Eindruck ein. Es ist mM der Modus F-Moll-Phrygisch.

A' ist eine fast wörtliche Wiederholung. (Nicht ganz richtig, siehe PS)
B' ist sehr verkürzt, witzigerweise startet er mit der Terz bezogen auf Des jetzt in der LH statt der Terz von As in der RH wie im ersten Abschnitt B.

Ist ein sehr schönes Stück, erinnert mich an kleine Wellen am Ufer.

Gruß

PS:
A' ist zwar schon eine sehr ähnliche Wiederholung, aber auch hier ist der Einsatz von RH und LH vertauscht. Es beginnt diesesmal die LH und dann kommt erst die RH.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
A' ist zwar schon eine sehr ähnliche Wiederholung, aber auch hier ist der Einsatz von RH und LH vertauscht. Es beginnt diesesmal die LH und dann kommt erst die RH.

Dieses Mittel wendet Bartók sehr oft an. Komisch, für mich klingt der A-Teil schon pentatonisch, also ich lasse es jetzt mal bei As und Des Pentatonik - bin schon sehr neugierig was mein Lehrer dazu sagt.

LG, PP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi PP,

klar, Pentatonik ist ok.

Bei Pentatonik bietet es sich an, zu sagen, ob man jetzt Moll- oder Dur-Pentatonik meint.
Ich nehme mal an du meinst jetzt jeweils Dur-Pentatonik.
Das wäre für As: As B C Es F
Für Des: Des Es F As B

Mein Vorschlag der sus4/add2-Skala sehen so aus.
Für As: As B Des Es Ges
Für Des: Des Es Ges As Ces

Bin auch mal gespannt was der Lehrer sagt. ;-)

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bachopin: ... witzigerweise startet er mit der Terz bezogen auf Des jetzt in der LH statt der Terz von As in der RH wie im ersten Abschnitt B.
Das ist der Einsatz von Finger 3 (re + li Hand)... die Überraschung.
Liegen die Finger gut auf den schwarzen Tasten, kann man schön hin- und herpendeln, aber plötzlich ab Takt 9 kommt der 3. Finger zum Einsatz, der plötzlich tiefer greifen muß ... Das müßte der Sinn dieser Übung sein, denn plötzlich muß man sich "umgewöhnen" - wie so oft bei Bartók, er weiß genau, was Anfänger lernen müssen.
Die Sus4-Akkorde sind nur eine logische Folge aufgrund der technischen Aufgabe zur Bewältigung.

Bin auch gespannt, was der Lehrer sagt.

Kulimanauke
 
Nein ich revidiere, Ges-Dur und H-Dur Pentatonik, sonst bekomme ich ja die Noten nicht unter! :D:D:D

LG, PP
 
Danke, Bachopin, Kuli und natürlich an PP für das Miträtseln.

ich wollte mal kurz erklären, warum ich anfangs auf As-Mixolydisch getippt habe:

1.) NO erblickt Tonart mit 5 B´s und bekommt einen Riesenschreck::D
2.) NO fragt sich: ist das nun Db Dur oder Bb Moll ?
3.) NO´s Blick fällt auf die erste und letzte Note; aha! ein As. Ein gütiger Fingerzeig.

4.) Der Wertevorrat der von Bartok verwendeten Noten ist identisch mit As Mixolydisch.
5.) Alter Erfahrungsschatz: G-Mixolydisch bedient sich der Töne von C-Ionisch, also im QZ ein Schritt nach links.
Dann gilt auch analog: As-Mixolydisch bedient sich der Töne von Db Ionisch.
6.) Kühner Schluss: dann wird #51 wohl As mixolydisch sein, aber Bartok hat nix drüber geschrieben.
(Macht er doch sonst immer, rätselhaft = hier stimmt was nicht.)
7.) also mal meine Freunde bei Clavio fragen. :p

Zum Schluss das Geständnis, dass ich das Stück nur angespielt habe ab "subito" läuft es zäh..

Bin gespannt auf die Antwort des Lehrers.

Lieber Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
guckguck ihr Lieben,

kurze Zwischenfrage: wer oder was ist Uhde?

Herzliche Grüße,
Manha
 

kurze Zwischenfrage: wer oder was ist Uhde?


Ein Buch zum Thema das ich besitze:

  • Jürgen Uhde: Bartók Mikrokosmos - Spielanweisungen und Erläuterungen: Die Einführung in das Werk und seine pädagogischen Absichten


Mit den Wellen mußt du aber warten, bis beide Hände wieder voll funktionstüchtig sind, die klingen sonst nach nix. :)

LG, PP
 
Waia manchmal sehe ich den wald vor lauter Bäumen nicht... danke für die Aufklärung!

Mit den Wellen mußt du aber warten, bis beide Hände wieder voll funktionstüchtig sind, die klingen sonst nach nix. :)

Ja, das habe ich schon befürchtet.
Wird aber nachgeholt.

Nachdem ich mit Band 1 durch war habe ich den Mikrokosmos etwas aus den Augen verloren - schön das du den thread wiederbelebt hast.

Seufz so viel zu lernen - so wenig Zeit.

Herzliche Grüße,
Manha
 
So, habe gestern mit meinem KL noch ein bißchen über die Wellen geplaudert.

Gleichmal vorweggenommen, das Stück ist mehrdeutig - wer hätte das gedacht? :D

Die rechte Hand bedient sich des Tonvorrats von Des-Dur, die linke von As-Dur - gut so weit waren wir schon. :)

Trennt man die Stimmen von Teil A und A' auf so ergibt sich:

rechts: des - es - as - b
links: ges - des - es - as

Man könnte diesen Teil also als bitonale Tetratonik (wußte gar nicht, daß es sowas auch gibt :o) auffassen.
Betrachtet man die Stimmen aber gemeinsam, so ergibt sich ges - des - es - as -b und somit, taratata die Pentatonik. Ein weiteres Stichwort das fiel, war Tonfelder - dazu muß ich auch noch mehr erfahren (Gommi!!! - Wo bleibst du!!!!).

In Teil B und B' wird Dur eingeführt, ohne die hier entstehende Bitonalität voll auszuschöpfen, dazu fehlt das Zusammenführen von Ges und G, wenn ich meinen KL richtig verstanden habe, das muß ich noch durchdenken und eventuell nochmal nachfragen - die beiden Teile sind also bitonal aber nicht bis zur letzten Konsequenz. Betrachtet man wieder beide Stimmen, ergibt sich eine Heptatonik (buhuhuuuu, schon wieder so ein Ding) - da muß ich auch noch tiefer einsteigen.

So, und jetzt bin ich total verknallt in Bartóks Musik:kuss: - umso tiefer ich einsteige, umso mehr fasziniert sie mich, und dabei habe ich erst ein bisserle an der Oberfläche gekratzt!

LG, PP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bartok ist halt ein Gigant und ohne jeden Zweifel ist die Beschäftigung mit seiner Musik sehr reizvoll, ähnlich wie bei Bach.

Den Mikrokosmos muss ich auchmal wieder rauskramen, ich bin grade wieder bei Bachs Inventionen ..

Hier noch ein Tipp für dich, für mich DAS Bartok Werk schlechthin (neben dem Konzert für Orchester), denke ich an Bartok, dann denke ich hieran
Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta

Hier mal eine PC Version mit (zugegebenermassen schlechtem) Einblick in die Partitur
Bela Bártok. Música per a corda, percussió i celesta, I. Andante tranquilo - YouTube

Kleiner Ausschnitt aus einer Aufführung mit Pierre Boulez als Dirigenten
Bartók: Music for Strings, Percussion and Celesta / Boulez · Berliner Philharmoniker - YouTube

Auf youtube findet sich noch ne komplette Version, aber ne gute CD ist für den Hörgenuss allemal besser.
Z.B
http://www.amazon.de/Wunderbare-Man...r_1_12?s=music&ie=UTF8&qid=1316868020&sr=1-12

:)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Musikuss,

Besten Dank für den Tipp - die Einspielung habe ich schon. :D:D:D

LG, PP
 
So, und jetzt bin ich total verknallt in Bartóks Musik [...]

Liebe PP,

und das Schöne ist: Die Musik liebt Dich zurück.
Wer den "Mikrokosmos" zu schätzen gelernt hat, wird reich beschenkt.

Es gab in einem anderen Thread schon mal eine Diskussion über Bartóks Musik
für Klavieranfänger, in der ich meine größere Liebe zu dem frühen Zyklus "Für Kinder"
bekundet habe. Der Zyklus stammt aus dem Jahr 1908. Die melodische Grundlage
ist Bauernmusik aus dem ungarischen und slowakischen Sprachraum, sehr reizvoll harmonisiert.
Dabei handelt es sich aber um einen Vergleich von Äpfeln und Birnen, muß ich mir selbst entgegnen.
Während die "Kinder"-Stücke weitgehend ein- und denselben Schwierigkeitsgrad haben,
ist der "Mikrokosmos" als klavierpädagogisches Kompendium angelegt, das sich vom Fünftonraum
und einfachen Notenwerten zur Komplexität der "Sechs Tänze im bulgarischen Rhythmus" steigert
(wobei gegenüber Statistikern à la Neronick gesagt werden muß, daß der musikalische Anspruch
identisch bleibt).

In der Sammlung "Für Kinder" bringt Bartók das Wunderwerk zustande, harmonisch Disparates
zur Einheit zu zwingen (z.B. kirchentonale Wendungen neben funktionstonalen), und wie in Bachs Chorälen
steht die Harmonisierung oft in einer gewissen Spannung zu den eher schlichten Melodien;
sie ist manchmal ungewöhnlich, aber nie abwegig.

Der "Mikrokosmos" verdrängt funktionstonale Wendungen, und das ist Absicht.
Bartok will die Ohren für die nicht mehr durch eine Abfolge vertrauter Harmoniefolgen
gestützte "Neue Musik" öffnen. Und er präsentiert in kleinstem Rahmen Konstruktionsprinzipien,
die an die Stelle der Tonalität treten: Zentraltönigkeit, Zentralintervalle, Tonfelder.
Insofern ist Bartóks Zyklus also viel mehr als eine Einführung in das Klavierspiel.

Herzliche Grüße,

Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

eure Beiträge haben mich sehr neugierig auf den Mikrokosmos gemacht! Lohnt es sich, die Bände von vorne durchzuarbeiten, oder kann man ab einem bestimmten Niveau einsteigen? Zur Orientierung - gerade beschäftige ich mit der ersten Invention von Bach.
Und worauf genau bezieht sich der erwähnte Vergleich mit Bach genau (ich liebe Bach :p )?

Gruß Nele
 
Lieber Gómez,

Herzlichen Dank für deinen Beitrag!

Tatsächlich habe ich auch Bd. 1 und 2 des Zyklus "Für Kinder". Ich habe bisher nur darin herumgeklimpert und zu meiner großen Freude zwei Stücke entdeckt, die mir als Kind im Blockflötenunterricht schon untergekommen sind - das waren damals meine ersten Synkopen und als ich mal geschnallt hatte, wie das funktioniert, war ich ganz verrückt danach.

Jetzt bin ich vom Mikrokosmos ähnlich beeindruckt und ich freue mich auf jedes neue Stück und werde keine Ruhe geben, bis ich dem letzten Stück seine Geheimnisse entlockt habe. Jedenfalls ist Bartóks Musik für mich ein großer Ansporn, mich eingehender mit Harmonielehre und der Struktur von Stücken auseinanderzusetzen und das Geklimpere macht mit ihr noch mehr Freude.

Herzlichen Gruß und ein schönes Wochenende, PP
 

Zurück
Top Bottom