niemand ist so blöde, ein komplettes Werk "von hinten anzufangen" - da hätten wir die erste deiner eingebildeten Windmühlen :D
@ Rolf:
Lass den Unsinn - dieser Thread hier existiert, weil Leute proklamiert haben, "von Hinten Anfangen" ist ne tolle Sache, und weiteren Segmentier-Murks. Und lass Deinen Tannhäuser-Kram, sonst muss ich vermuten, dass Du selbst schlecht im Blattlesen bist, und somit eine: Windmühle.
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So: Nun weiter im Text, ich möchte auf Chiarinas Beitrag antworten.
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Hi Chiarina ! Ich antworte mal auf verschiedene Dinge.
Du sagtest:
Was die Audiation betrifft, hier verstanden als Inneres Hören, als die Entwicklung der Klangvorstellung beim Studieren des Notentextes (es gibt auch noch andere Definitionen von diesem Begriff), sind wir uns sicher alle einig. Ich gehe beim Einstudieren eines neuen Stücks auch immer so vor. Man muss sich aber darüber klar sein, dass diese Fähigkeit erst entwickelt werden muss – auch Schüler, Klavierspieler etc., die das noch nicht können, können ein Stück schön spielen lernen!
Meine Antwort:
Ich weiß nicht, ob wir uns da alle einig sind. Für Libermann ist es der absolut erste Schritt. ( Wiederhole: Nicht irgendwas "von hinten" anfangen oder so. )
Bedenke, was er sagt: "So we can adjust everything even before we begin." Es ist unabdingbar, um ein
SCHLÜSSIGES Gesamtkonzept zu haben.
Klavierspieler, die das noch nicht können, können KEIN Stück schön SPIELEN, da sie nicht sofort ein zusammenhängendes Gesamtkonzept erstellen können. Sie können ein Stück LERNEN, da hast Du vollkommen Recht. Aber dazu müssen sie zuvor ein KONZEPT von dem Stück haben.
Sonst wirds partielles Gefrickel. Also müssen sie: TRUE SIGHT-READING lernen. Und das sagt Libermann ganz deutlich.
"Start at once!"
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Du fragtest:
An wen richten sich denn die Lectures Libermanns? An Fortgeschrittene oder an alle, die Klavier spielen? Gerade bei Kindern gibt es viele unterschiedliche Methoden, an Stücke heranzugehen. Da sollte man m.E. auf keinen Fall immer dieselbe Herangehensweise wählen. Auch bei Erwachsenen gibt es unterschiedliche Ansätze in der Klaviermethodik (z.B. den improvisatorischen (H. Wiedemann)).
Meine Antwort:
Diese Frage ist bereits
mehrfach beantwortet. In ihrer Vorlageform an Fortgeschrittene, z.B. Klavierlehrer und fertige Berufspianisten, die evtl. gleichzeitig auch unterrichteten. Libermann hat aber auch mit Kindern gearbeitet. Und zwar hatte er dort einige harte Nüsse zu knacken, ganz abgesehen von dem 13-jährigen, der an Streptokokken starb. Ein kleines Mädchen z.B. antwortete, als er es nch einem Stück fragte, das ein anderes Mädchen grad auf einem Vorspiel spielte "na, kennst Du denn das Stück?" "No." ( Es war dasselbe Stück, das auch das Mädchen eingeübt hatte, und gleich vorspielen sollte. )
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Du sagtest:
Was den zweiten Schritt, das Blattspiel im Tempo, betrifft, sehe ich das als eine von verschiedenen Möglichkeiten, einen Gesamtüberblick über das Stück, seine Strukturen, Entwicklungen und Anforderungen zu bekommen [...]:
Ich sage:
Gemäß Libermann muss das Stück schon vorher im Wesentlichen "geknackt" sein. Der Gesamtüberblick hat sich schon in Schritt 1 ergeben, und mehr noch: Das möglichst sehr gute
KONZEPT !!
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Du führtest aus:
Für dich scheint der zweite Schritt „Blattspiel im Tempo“ und überhaupt die ganze Methodik Libermanns jedenfalls ein Volltreffer zu sein. Dein Freund hat wohl einen guten Riecher gehabt. Dass diese Methode so gut zu dir passt und du so begeistert davon bist, liegt vermutlich auch daran, dass du eben ein wirklich guter Blattspieler bist. Aber was machen die, die das nicht sind? Ich bin mir sicher, dass auch sie ein Stück in seinem Gesamtkontext erfahren können und ebenso zum Ziel eines lebendigen und klanglich differenzierten Klavierspiel kommen.
Ich meine:
Das stimmt eventuell, denn er hat durch vielzählige Dinge (Aufnahmen), die ich ihm schickte, erkannt, dass ich evtl. über in Libermanns Sinne nicht ganz unwesentliche Fähigkeiten verfügte, ganz OHNE die Lectures vorher gekannt zu haben. Also nehmen wir einfach an, dass er die Voraussetzungen als GEGEBEN ansah.
( Und daher sind mir z.B. Rolfs Zwischenrufe, die hier den Thread zerreden sollen, schnurzpiepegal. Ich werde nur dann noch auf sie eingehen, wenn sie sachlich formuliert sind. )
@ "Gute Blattspieler":
Was tun die, die das nicht sind ? "Start at once!"
Natürlich gibts andere Methoden. Manche ( als Beispiele irgendein Matthay, dann ein Breithaupt, ferner gar Neuhaus, wie letztlich erwähnt ) werden auch von Libermann kritisiert.
Nun nehmen wir mal TATSÄCHLICH welche, die NICHT gut Blattlesen können. ( Bei "Blattlesen " mich mit eingeschlossen, trotzdem ich, wie Ihr wisst, trotz Libermanns Lektionen meist auf dem Level meines eigenen "Hausgebrauchs" aufhöre, da ich kein Pianist bin, zudem faul bin, und nicht gerne bzw. gar nicht übe.) :
Ein solcher arbeitet an op. 26 Dramatique Polonaise evtl. LANGE. Während er das tut, habe ICH das Henle-Buch durch, sei es nur als "Konzeptfassung" plus sagen wir 50 mal durchgespielt. Und habe somit, da ich die Dinger zwar nicht perfekt kann, aber immerhin mittelmäßig und mit Fehlern, einen BETRÄCHTLICHEN Werk-Erfahrungs- und Chopin-MUSTER- Vorsprung in derselben Zeit gewonnen, in der er schließlich sagen kann: "Juhu, ich kann die Dramatique Perfekt" -
und selbst DANN droht im noch Kritik, wenn er sie aufführt. Zu 99% wirds nur zu kommunaler Berühmtheit langen. Und ich kenne dann aber ALLE Polonaisen - wenn auch nicht Perfekt.
( Das ganze war nat. ein BEISPIEL. Aber so in etwa ist es. )
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Du sagtest:
Grundsätzlich ist gutes Blattspiel natürlich sehr positiv: man kann so ein Stück sehr schnell erfassen in seinen Grundzügen, man lernt viel Literatur kennen, kann mal eben mit jemandem zusammen spielen etc.. Deshalb plädiere ich auch dafür, Blattspiel ins Üben zu integrieren, jeden Tag ein bisschen. Erst ganz Leichtes, Einstimmiges, auch einzelne Stimmen von Menuetten von Bach, Mozart …. eignen sich gut. [...] Gutes Blattspiel braucht in der Regel viel Übung: man muss blitzschnell Strukturen erfassen, Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden, vorauslesen etc.. [...]
Ich möchte antworten:
Gemäß Libermann nicht nur "sehr positiv", sondern UNERLÄSSLICH.
Und: Ich selbst tendiere ( nachdem ich schon viele Noten GESEHEN habe ) dazu, die SCHWERSTEN Klamotten zu versuchen !
@ Blitzschnell Strukturen erkennen, ich ergänze: komponistenspezifische, und dero Muster, und vorauslesen:
Hatten wir in diversen Threads, und wenn Du ehrlich bist, wurden diese Dinge auch ab und an von MIR erwähnt.. .
Die erwähnten Dinge sind ganz wichtige, werden durch Erfahrungen IMMER MEHR erweitert, beugen somit in einem automatischen Dazulernkreislauf Pfuschen vor, es sei denn, ich habe gebrochene Beethoven-Akkorde schon von Anfang an falsch gemacht - dann wirds nat. nicht gut. TROTZDEM spricht nix dagegen, sowas später noch zu korrigieren - wenn man Lust hat.
Wenn man PROFI ist, dann MUSS man nat. korrigieren, falls sowas auftritt, ist ja wohl klar.
Bedenke aber IMMER, dass ich kein solcher bin, und für mich und meinen Gebrauch ( allerdings auch nach der Meinung meines Freundes, der meine Fähigkeiten, und auch Unzulänglichkeiten sah "You've come THAT far" sagte er mal , ferner LIKETE er insbesondere die Waldstein, aber DISLIKETE Scarlatti ;) ) das ganze, was ICH so "kann" locker ausreicht.
Da ICH allerdings unwichtig bin, Libermanns Methode jedoch umso wichtiger, gehts gleich in Teil II der Antworten weiter ;)
Bis dahin:
Viele Grüße von: Olli !