Ich bin grundsätzlich an Methodik-Diskussionen interessiert. Nicht, weil ich eine adaptieren möchte und schon gar nicht, weil ich auf der Suche nach der EINEN und AUSSCHLIEßLICH "richtigen" wäre, um künftig von mir sagen zu können: "Ich arbeite nach der XY-Methode". Vielmehr lese ich mir so was durch, versuche es zu verstehen und beobachte mich im geeigneten Augenblick selbst und vergleiche kritisch. Gleichwohl - gerade in im weitesten Sinne "wissenschaftlichen" (cum grano salis) Diskussionen - mag ich dieses vereinnahmende "wir" nicht. Auch wenn es gern als Pluralis modestatis daherkommt. Nicht "wir" sind auf einer Spur, sondern "Du" stellst eine zur Diskussion.
Ein kleiner und bescheidener Ausschnitt aus der Menge "wir" - nämlich ich - fragt sich, WAS GENAU an der exzerptierten Methode (ich bleibe gern bei den in diesem Faden zitierten Ausschnitten) diskutierenswert ist. Ich persönlich finde es eigentlich ziemlich normal, dass man natürliche Bewegungen am Klavier macht - es soll ja Leute gegeben haben, die sich irgendwelche Finger hochgebunden haben oder so was - DAS ist unnatürlich.
An anderer Stelle ging es auch schon um "Armrotation" im weitesten Sinn, und hier sehe ich tatsächlich einen Widerspruch innerhalb dessen, was Du bislang von L. vorgetragen hast - kann natürlich sein, dass ich es falsch verstanden habe. Die "Armrotation" gehört zu einem ökonomischen und natürlichen Bewegungsablauf dazu - weil das Handgelenk sich überhaupt nicht um seine Mittelachse bewegen kann ohne Beteiligung des Unterarms. Es gibt physische Grundbedingungen der Bewegungen, die man sich meines Erachtens sehr gut zunutze machen kann. Ich würde so weit gehen und sagen: Wenn man diese aufgrund welcher Methodik auch immer bewusst blockiert, kommt es zu Verspannungen.
Hallo Barratt.
Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass der Thread nochmal hervorgezogen würde, doch gleichwohl werde ich auf Deine Darstellung antworten.
Du hast doch gesehen, dass - für einige Leute hier - die Ansätze Libermanns diskussionsbedürftig sind.
Das liegt daran, dass viele NICHT eine natürliche Herangehensweise erlernt haben, sondern jahrelang Schwachsinn gezeigt bekamen.
Das gilt aber nicht nur für "einige" hier, sondern auch die Vorlesungsteilnehmer bekamen ja neuen Input, damals, als die Lectures gehalten wurden, und wie wir bisher gesehen haben, gab es da durchaus Nachfragen, die sich mit den Nachfragen hier sogar teilweise deckten ( "Legato-Frage", z.B. bei JEDER Art Skalen, die mit Handversetzung gespielt werden, ob langsam oder schnell, zum Beispiel ) .
Libermanns Ansatz hat alle Fragen beantwortet ( zumindest die seiner Studenten, denn auch die Fragen wurden in die Lectures aufgenommen ), und da ICH die Ideen hier wortgetreu vorstelle, und IHR sie lest, sind WIR, ( Du hattest es richtig erfasst und gelesen ) es, die ihm "auf der Spur sind".
Auch wenn es Dir nicht gefällt.
Es sind Ansätze, die sich - im Einzelfall nat. - jeder - und im Nachinein sowieso, - gern auf die Flagge ( uuups, hoffentlich nicht die rote, dann sollte man sich ins Bett legen ) schreibt, die aber nur IN ZUSAMMENHANG mit ALLEN Lectures zielführend sein dürften.
Daher hat es gar keinen Zweck, sich ein einzelnes Element "herauszugreifen" und dieses in 08-15 Klavierunterricht wie bisher bekannt einbauen zu wollen. Und darum gibts die Lectures hier auch häppchenweise, aber immer im Zusammenhang mit bereits besprochenen Dingen.
Du hast nun genau gelesen, in Verbindung mit den ANDEREN bereits behandelten Lecture-Themen, wie Libermann die Sache mit Trillern, rotieren, Achse usw. erläutert hat. Du hast gelesen, inwieweit er "Finger, Hand, Arm" involviert.
Und dann kommt eine Aussage von Dir, die besagt "dass das Handgelenk sich nicht nach links und rechts halbkreisförmig bewegen kann, ohne Beteiligung des Unterarms" ???
Vielleicht. Aber Du hast schon dabei den Punkt "Finger" vergessen. Arm und Handgelenk werden zur Unterstützung und Power herangezogen, wenn es SEIN MUSS.
Und wenn nicht ( für z.B. normale Trmoli oder z.B. Triller,) reichen FINGER vollkommen aus, es sei denn, das soll LAUT, oder / und HART erklingen. Dann zieht man die Hilfe von Handgelenk und Arm HINZU.
Ferner wollen wir uns gemäß Libermann möglichst NICHT von den Tasten wegbewegen.
Erinnert Euch bitte an die von ihm genannte Pianistin Henriot ( Suchfunktion ) , die durch das abnorme Neuhaus-Hämmern
SCHWARZE Finger hatte.
Naja - getroffen hat sie. Selbst Libermann fand das erstaunlich.
Und nun: Bitte Lectures lesen oder besorgen. Wer sich interessiert, wird selbstständig die bereits behandelten Aspekte dort nachverfolgen können. Und wer sich NICHT interessiert, der - nicht.
Weitere Aspekte werden darauf ( auf den bisher behandelten Aspekten ) aufbauen, aber nicht jetzt. Habe anderweitig zu tun und bin nicht Informationslieferant nach Belieben.
LG, Olli!