Zur Lerngeschwindigkeit.
Ich habe das Gefühl, dass meine Motorik meinen Lernfortschritt behindert.
Und wenn Entspannung ein Schlüssel für die Verbesserung der Motorik ist, dann hoffe ich, dass es die Lerngeschwindigkeit erhöht.
Mein anderes Problem ist meine schlechte Konzentration.
Ich über gerade die Intro von "Riders on the Storm" von den Doors.
Den Terzlauf in E-Dorisch über Bass Ostinato Em/A. Kennst du sicher.
Motorisch nicht allzu komplex, eher eine Frage der Konzentration. Da sitze ich nun seit 2 Wochen dran, bekomme das kaum mal fehlerarm hin.
Lieber New Oldie,
ich bewundere dich wirklich sehr, wie du dich so intensiv, mit viel Ausdauer, Willen und jeder Menge Kreativität dem Klavierspielen widmest!!! Ich bin von deiner Art, wie du an alles herangehst, wirklich begeistert!!!
Was aber hier die Frage ist, zumindest für mich, ist schon das Thema des Titels. Bei Erwachsenen beobachte ich sehr häufig den unbedingten Ehrgeiz, etwas schnell zu können. "Oh, jetzt sitz ich hier schon so lange dran - das
muss doch jetzt endlich mal klappen! Ich stell mich doch sonst auch nicht so blöd an und ich will doch vorwärtskommen." - so ungefähr nach dem Motto.
Die "Lerngeschwindigkeit" wird also ( oft im Gegensatz zu Kindern) unglaublich beachtet und außerdem sehr einseitig wahrgenommen.
Ich habe gestern, als ich übte, zu meinem Mann gesagt "ich wünschte, dass viele so üben wie ich". Mir geht es darum, dass mein Spiel so schön wie möglich
klingt, dass ich mich dabei wohl fühle und entspannt bin, denn nur so kann ich mir wirklich zuhören. Dabei habe ich eine Engelsgeduld mit mir ( außer wenn ich für ein Konzert übe oder etwas schnell lernen muss), d.h. obwohl ich etwas schon im Tempo oder womöglich konzertreif kann, übe ich es immer wieder in Stimmen, einzeln, beleuchte es immer wieder in verschiedenen Übeschritten von allen Seiten und achte darauf, dass ich möglichst keine Fehler mache und dabei ganz gelöst bin ( Augen zu kann nicht schaden).
Leider ist diese Einstellung bei Erwachsenen nicht sehr verbreitet. Liegt dies an der Leistungsgesellschaft?
Wozu die Eile???
Muss man sich mit einer schnelleren Lerngeschwindigkeit etwas beweisen?
Ist es nicht viel besser, die Lerngeschwindigkeit eher in der Qualität als in der Quantität zu sehen???
Spricht man dann aber besser nicht von Lerngeschwindigkeit ( du merkst schon, dass ich dieses Wort nicht mag :p ), sondern von Einsicht, Tiefe, (sinnlicher) Erfahrung sprechen. Und geht das schnell???
Hoffentlich nimmst du mir diese Worte nicht übel :kuss: , sie sind alles andere als böse oder superkritisch gemeint, ich hinterfrage damit aber eine verbreitete Einstellung besonders bei Erwachsenen.
Denn wenn du den Lernfortschritt so sehr willst, verwendest du m.M.n. zuviel Energie auf dieses äußere Ziel und wertest dein Klavierspiel und das, was dabei rauskommt permanent. Wenn man sich aber ständig so kritisch beurteilt, ist das nicht hilfreich. Lieber mit Gelassenheit, Geduld, Liebe und einer unbedingten Wertschätzung für die eigene, schon geleistete Arbeit an die Sache herangehen! Dann kannst du dich nämlich auch entspannen, während der unbedingte Wille zum Weiterkommen, auch der unbedingte Wille zur Entspannung der Entspannung selbst konträr gegenübersteht und genau das verhindert!
Wenn du also nur entspannen willst, um den Lernfortschritt zu erhöhen, wird das nicht klappen! :D Entspanne lieber, weil es dann viel schöner klingt und du dich dann wohlfühlst!
Ich glaube auch nicht, dass du dich schlecht konzentrieren kannst, was jetzt diesen Terzlauf angeht, den ich aber nicht kenne. Ich glaube vielmehr, dass du den jetzt schon so lange geübt hast, dass du denkst, jetzt muss es doch endlich klappen. Und aufgrund dieses unbedingten Willens des Lernforschritts bei dieser Stelle nicht mehr so übst, wie du solltest.
Wenn man schnell vorankommen will, wirkt sich das leider auch immer auf das Übeverhalten aus! Es wird zu schnell, nicht mehr stimmenweise oder einzeln geübt etc. etc..
In diesem Fall sagst du, du übst das nun schon zwei Wochen und bekommst das kaum fehlerarm hin. Das bedeutet leider, dass du also seit zwei Wochen wunderbar übst, Fehler zu spielen ! Wenn man immer wieder mit Fehlern übt/spielt, lernt man genau diese Fehler und braucht dreimal so lange, diese Fehler wieder zu verlernen! Das Ziel muss sein,
ohne Fehler zu spielen und auch noch so, dass es einem leicht vorkommt, sonst verkrampft man. Es könnte also sein dass du die nächste Woche erst mal in einer Wahnsinnszeitlupe spielen musst ( wenn du den Lauf reinstellst, könnte ich noch mehr dazu sagen).
Und das alles ist nur diesem Ehrgeiz geschuldet, dass man nach so vielen Monaten/Jahren/Jahrzehnten so und so weit kommen muss und so und solche Fortschritte gemacht haben muss. Ich habe schon Leute erlebt, die spielten die Waldsteinsonate und es klang wie "öff,öff"... .:p Das ist doch kein Fortschritt!
Alle, alles Liebe dir - wenn ich falsch liege, bitte unbedingt melden!!!
chiarina
Bitte sei mir nicht böse - gerade weil das vielen m.E. so geht, wollte ich das mal klar sagen. Wenn ich deiner Meinung nach völlig falsch liege, kannst du mir das gerne genauso klar sagen!!!