Wenn es ein Schmuckstück ist, dann findet sich vielleicht ein Liebhaber. Den musst du aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort finden. Und über den technischen Zustand kann man 40 Jahre nach einer Überholung nur spekulieren. Zumal man nicht weiß, was genau sonst noch so in welcher Qualität repariert bzw. getauscht wurde. Da kommt man um eine Begutachtung nicht drum rum. Und dass dir ein verschlagener Schlawiner von Klavierbauer dieses ach so edle Superseltenraritätsqualitätsspitzeninstrument mittels gefakten Begutachtungsbetrügereien abluchsen will fällt wohl eher in den Bereich urban legends. Es gibt nicht viele Kollegen, die so etwas überhaupt noch haben wollen. Siehe @Klavierbauermeister.
Du wirst also wohl oder übel den Klavierbauer deines geringsten Misstrauens beauftragen müssen und ihn nach seiner Meinung fragen. Und ein weiteres Problem sind die Elfenbeintasten. Du darfst das Klavier nicht ohne Vermarktungsgenehmigung der zuständigen Behörde verkaufen. Ansonsten ist das eine Straftat. Du darfst es nicht mal zum Verkauf anbieten. Klingt komisch, ist aber so.
Sollte es wirklich noch in einem technisch gutem Zustand sein dann sind realistischerweise von privat an privat zwischen 800.- und 1.800.- € zu erwarten. Du musst wie gesagt nur den richtigen Liebhaber finden. Sollte es sich aber um einen Oberdämpfer handeln dann sieht die Sache ganz anders aus. Und auch ich bezweifle sehr stark, dass der Resonanzboden getauscht wurde. Das ist hier in Deutschland absolut unüblich. Vermutlich war der gerissen und man hat ihn repariert und danach neue Saiten aufgezogen. Hoffentlich hat man bei der Gelegenheit eine komplette Generalüberholung daraus gemacht, also auch neue Hämmer, Dämpfer, Tastengarnierungen etc. Falls nicht dann dürften max. 500 € realistisch sein (weil es ein optischer Hingucker ist). Auch ob es überhaupt auf 440 Hz gestimmt werden kann ist fraglich und dann auch wertmindernd.
Und man muss schauen, ob die Wirbel noch fest genug sind. Das wäre nicht das erste Klavier das ich sehe, wo eine Generalüberholung gemacht wurde mit neuen Wirbeln im alten Stimmstock, wo nach 30 Jahren die "neuen" Wirbel auch nicht mehr fest genug sitzen. Falls das so wäre, dann hat es nur noch einen Wert als Möbel. Weil es so schön ist, würde man in dem Fall evtl. einen Liebhaber finden, der es als Möbel übernimmt. Falls nicht, muss man es kostenpflichtig entsorgen. Könnte auch schnell 300 € kosten. Und falls es wirklich kaputt und entsorgungswürdig wäre: vergiss die Vorstellung, dass man es einer Bar oder Kneipe als Deko schenken könnte. So viele Kneipen wie kaputte Klaviere gibt es gar nicht.
Fazit: begutachten lassen. Realistisch erzielbarer Preis: zwischen minus 300 und plus 1.800.- €
Das ist mit Sicherheit nicht die Antwort die du hören wolltest, aber das ist meine professionelle Einschätzung. Ich weiß zwar nicht, wie groß die finanziellen Probleme sind, aber der Verkauf des Klaviers dürfte die wohl eher nicht lösen. Es sei denn, du bist eine begnadete Verkäuferin die es auch schaffen würde, Eskimos Kühlschränke zu verkaufen. Dann könntest du einem Liebhaber wesentlich mehr aus den Rippen leiern. Ich kannte mal so einen Typen, der genau das mit schönen alten Klavieren tatsächlich geschafft hat. Aber das wäre unredlich.