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@Pedall: Findest Du diese Definition nicht etwas bedenklich?
Berufung auf den common sense, Anti-Elitarismus, Anti-Intellektualismus, Antipolitik, Institutionenfeindlichkeit sowie Moralisierung, Polarisierung und Personalisierung der Politik. Das Grundaxiom ist die Berufung auf den common sense.
Sich auf den gesunden Menschenverstand zu beziehen, ist also ein Merkmal von Populismus?

Selbstverständlich kann man den Begriff "Populismus" so definieren. Man kann alles definieren. Die Frage ist, ob man aus dieser Definition herleiten kann, dass Populismus im Widerspruch steht zu "Demokratie".

Hinter einer Kritik am "gesunden Menschenverstand" steht wohl das Axiom, dass es etwas Besseres, Verlässlicheres gäbe als diesen. Nun ja, aber was könnte das sein? Irgendein Expertenwissen vermutlich, irgendwas Wissenschaftliches, es muss ja dem Bauchgefühl des gesunden Menschenverstandes überlegen sein.

Ganz ehrlich, wenn jemand so argumentiert, und gleich noch meint, er sei einer der Experten, und ich solle ihn nur machen lassen, er wolle ja nur mein bestes, und mein Bauchgefühl sei eh trügerisch … dann schrillen bei mir alle Alarmglocken. Es klingt irgendwie nach wissenschaftlichem Kommunismus und nach "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht"? Es klingt nach Werbeverkaufsfahrt oder Sekte.

Die Idee, dass eine weise und gerechte Instanz für uns richtet - ein höh'res Wesen, ein Gott, Kaiser oder Tribun, ist verlockend. Nach der Definition wäre das dann definitiv kein Populismus. Allein mir fehlt die Idee, warum es dann Demokratie sein sollte!?
 
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Hinter einer Kritik am "gesunden Menschenverstand" steht wohl das Axiom, dass es etwas Besseres, Verlässlicheres gäbe als diesen. Nun ja, aber was könnte das sein? Irgendein Expertenwissen vermutlich, irgendwas Wissenschaftliches, es muss ja dem Bauchgefühl des gesunden Menschenverstandes überlegen sein.

Der gesunde Menschenverstand muss immer dann herhalten, wenn jemand nicht diskutieren will. Es ist schlicht eine Ausflucht, die noch dazu den Gegenüber herabsetzt, weil sie ihm keinen gesunden oder im Zweifelsfalle gar keinen Verstand unterstellt.
 
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Hinter einer Kritik am "gesunden Menschenverstand" steht wohl das Axiom, dass es etwas Besseres, Verlässlicheres gäbe als diesen.

Wer kritisiert den "gesunden Menschenverstand"?

Nun ja, aber was könnte das sein? Irgendein Expertenwissen vermutlich, irgendwas Wissenschaftliches, es muss ja dem Bauchgefühl des gesunden Menschenverstandes überlegen sein.

Ganz ehrlich, wenn jemand so argumentiert, und gleich noch meint, er sei einer der Experten, und ich solle ihn nur machen lassen, er wolle ja nur mein bestes, und mein Bachgefühl sei eh trügerisch … dann schrillen bei mir alle Alarmglocken. Es klingt irgendwie nach wissenschaftlichem Kommunismus und nach "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht"? Es klingt nach Werbeverkaufsfahrt oder Sekte.

Wir verlassen uns doch tagtäglich in allen möglichen Situationen auf Experten und ihr Wissen. Wenn mein Klavier überholt werden muß, hole ich einen Klavierbauer. Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt. Und oft vertraue ich mich sogar elektronischen Apparaturen an, die mit irgendwelchem völlig undurchschaubaren "Expertenwissen" gefüttert sind. Gebe ich deshalb meinen gesunden Menschenverstand ab? Natürlich nicht. Expertenwissen und gesunder Menschenverstand schließen sich nicht aus.
Da, wo Expertenwissen und gesunder Menschenverstand gegeneinander ausgespielt werden, ist Ideologie im Spiel.
 
Es ist schlicht eine Ausflucht, die noch dazu den Gegenüber herabsetzt,
Hm. Das ist ein guter Punkt. Du hast Recht, sich auf den gesunden Menschenverstand zu berufen, kann nur klappen, wenn über dessen Inhalt Einigkeit herrscht. Dann ist es sicher ganz praktisch, das Gespräch so abzukürzen. Besteht keine Einigkeit, muss man sich mehr anstrengen. Wenn man sich dann weiter auf den "gesunden Menschenverstand" beruft, setzt man sein Gegenüber in der Tat herab.
:super:

Wer kritisiert den "gesunden Menschenverstand"?
Nun ja, "Populismus" ist ja durchaus negativ konnotiert, sozusagen als "Demokratie für Dumme". Wenn das Argumentieren mit dem "gesunde Menschenverstand" kennzeichnend für Populismus sein soll, wirft das auch kein gutes Licht auf den "gesunden Menschenverstand".
Da, wo Expertenwissen und gesunder Menschenverstand gegeneinander ausgespielt werden, ist Ideologie im Spiel.
Absolut. Aber das funktioniert in beide Richtungen: Wenn einer behauptet "Ich hab Recht, weil ich ein Experte bin (oder besser noch: Weil ich ein Demokrat bin)" und der andere sagt "Das ist wider den gesunden Menschenverstand" - wer hat dann Recht? So, wie der eine seinen "gesunden Menschenverstand" rechtfertigen muss, müsste der andere seinen Expertenanspruch legitimieren oder - besser noch - ohne diesen Anspruch eben auch seine Position begründen.

Passiert das in der Debatte? Wird der Populismusvorwurf nur erhoben, wenn jemand aufhört zu argumentieren und sagt: "Das ist doch klar!"? Ich werde mal drauf achten.
;-)
 


Um was geht es eigentlich?:konfus:

Gesunder Menschenverstand?

Alliierten "Grundsätze für die Umgestaltung der Rechtspflege" im besetzten Deutschland:

"Kein Gericht darf irgendeine Handlung auf Grund von 'Analogie' oder im Hinblick auf das sogenannte 'gesunde Volksempfinden' für strafbar erklären, wie es bisher im deutschen Strafrecht der Fall war." Das Gesetz der Militärregierung Nr. 1 zur Aufhebung Nationalsozialistischer Gesetze vom 20. September 1945 gab in Artikel IV Ziffer 7 das Gleiche vor

erfuhr das "gesunde Volksempfinden" seit den 1950er Jahren Konjunktur im polemischen Schlagabtausch. Anders als die kaum weniger angreifbare Phrase des "gesunden Menschenverstands" galt es als ausgemacht, dass das "gesunde Volksempfinden" eine spezifisch nationalsozialistische Pathosformel war.
:blöd: :blöd:


https://www.lto.de/recht/feuilleton...den-political-correctness-rechtsgeschichte/2/
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ja, "Populismus" ist ja durchaus negativ konnotiert, sozusagen als "Demokratie für Dumme".
Es ging doch darum, wie man Populismus eben nicht als Kampfbegriff benutzt, sondern möglichst objektiv definiert.

Wenn einer behauptet "Ich hab Recht, weil ich ein Experte bin (oder besser noch: Weil ich ein Demokrat bin)"
Bleiben wir beim Experten. Denn das setzt Wissen und Erfahrung voraus. Demokrat zu sein oder nicht, ist eine Frage der Einstellung, die keine Qualifikation voraussetzt.

Als Dilettant kann ich die Aussage des Experten mit der anderer Experten vergleichen. Wenn ich meinem Zahnarzt nicht vertraue, der sagt, daß der Weisheitszahn raus muß (weil mir mein Bauchgefühl sagt, daß ich mir lieber keinen Zahn ziehen lassen will), kann ich die Meinung eines anderen Zahnarztes einholen. Wenn es um Fragen gibt, die Fachwissen erfordern, ist halt Fachwissen gefragt.
Gehst Du mit Zahnschmerzen eher zu einem Nachbarn oder Kollegen, dem Du gesunden Menschenverstand zutraust - oder eher zu jemand, der sich als "Dr. med. dent." bezeichnet?
 
Wenn das Argumentieren mit dem "gesunde Menschenverstand" kennzeichnend für Populismus sein soll, wirft das auch kein gutes Licht auf den "gesunden Menschenverstand".

Vielleicht noch mal ein eine zusätzliche Anmerkung, jenseits dessen, was ich schon geschrieben habe. Wenn Du mal mit Menschen aus anderen Kulturkreisen diskutierst, wirst Du schnell feststellen, dass da gänzlich andere Vorstellungen darüber herrschen, was denn zum gesunden Menschenverstand zählt. Der gesunde Menschenverstand hat mit Verstand nichts zu tun, sondern ist ein rein soziales Konstrukt. Die Gesellschaft hat sich auf eine Sichtweise geeinigt (oder der Sprecher behauptet das einfach mal), die sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr diskutieren will.
 
rein soziales Konstrukt. "Die (bescheidwissende Angst-)Gesellschaft" hat sich auf eine Sichtweise geeinigt (oder der Sprecher behauptet das einfach mal), die sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr diskutieren will.

Herdenimmunisierung durch Impfung mit
GMV-Serum (Gesund. Men.Verst.), sogenannte fremde Schädlinge sollen ja abgewehrt werden, darunter fallen auch eigene Herdenabweichler, deren Kritik am Gier-und Geiz-wahn nervt und stört, denn alle Volkskammeraden wissen es ja schon längst: Das Boot ist voll, uebervoll,

Wer den gesunden Menschenverstand nicht richtig einsetzt lebt mitunter gefaehrlich:
http://www.spiegel.de/politik/deuts...-rechten-mit-messer-attackiert-a-1231110.html

"Mittlerweile spürt die ganze rechte Szene in Deutschland Aufwind. Seit dem Schulterschluss von Chemnitz, als AfD-Politiker mit Neonazis Seit' an Seit' marschierten, halten manche rechte Militante die Zeit für gekommen, endlich aufs Ganze zu gehen."

www.sueddeutsche.de/politik/neue-terrorzelle-rechte-militante-sehen-ihre-zeit-gekommen

https://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsradikale-ein-herzchen-fuer-die-terroristen-1.4087401
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Für das Sammelsurium dieses Fadens hier noch ein anderer sehr interessanter Beitrag zur Lebens-art:

https://www.nachdenkseiten.de/?p=46317&pdf=46317


Was für ein Text. Er könnte aus den 90ern stammen. Welche Leiche besingt dieser Autor? Den NEOLIBERALISMUS. :blöd: Man schreibe einen wirren Text und verstreue mit der Streubüchse möglichst gleichmäßig das Epitheton "neoliberal" oder gar "neoliberalistisch" und freue sich, wenn niemand widerspricht, weil der Text zu lang und zu wirr ist, so dass ihn niemand aufmerksam liest, wo das obligatorische Triggerwort "neoliberalistisch" aber mit Penetranz wiederholt, wiederholt, und abermals wiederholt wird. "Populismus für Linksintellektuelle", sozusagen. :dizzy: Hic et nunc. Unfassbar.
 
Der gesunde Menschenverstand hat mit Verstand nichts zu tun, sondern ist ein rein soziales Konstrukt.
Du hast Recht, sich auf den gesunden Menschenverstand zu berufen, kann nur klappen, wenn über dessen Inhalt Einigkeit herrscht.
Mir scheint, hier sind wir uns einig.

Nun ja, "Populismus" ist ja durchaus negativ konnotiert
vgl. die Beiträge von @maxe und @Rohrdommel, die zu zitieren mir widerstrebt:
  • Maxe leitet vom gesunden Menschenverstand gleich mal zum gesunden Volksempfinden über. Sicher ist ein semantischer Unterschied zwischen beiden gering bis nicht vorhanden, aber das eine ist ein gängiger Begriff, der m. E. in bestimmten Situationen seine Berechtigung hat und das andere ist die Bezeichnung für einen auf Willkür beruhenden Straftatbestand des ******-Regimes.
  • Rohrdommel stößt mit Begriffen wie "Herdenimmunisierung" und "Schädlinge" abweichen in die gleiche Richtung und stellt gleich noch eine Verbindung zu rechter Gewalt her.
 
Zuletzt bearbeitet:
"faktisch vorhandene soziale Heterogenität schließt also
keineswegs die Möglichkeit einer spezifisch politischen Homogenität aus. Die sich aus einer
Pluralität und Heterogenität von Werten und Interessen ergebenden
Spannungsbeziehungen müssen für ein politisches Handeln miteinander in Einklang
gebracht, also kompatibilisiert werden
."


Aber er klart wieder auf und erklärt Zutreffendes:

"
Die Idee einer
demokratischen Selbststeuerung eines politischen Gemeinwesens wird zwangsläufig völlig
inhaltsleer, wenn private wirtschaftliche Macht faktisch so organisiert ist, dass sie durch
keine Form von Gemeinwesen mehr kontrolliert und gezügelt werden kann."


Das Bild schärft sich:

" immer massiver entfaltenden Umverteilung von unten nach oben, von Süd nach Nord und
von der öffentlichen in die private Hand den Schein einer rationalen Zwangsläufigkeit und
Alternativlosigkeit verleiht. Dadurch vermochte diese Ideologie in der Bevölkerung eine
Bereitschaft zu ‚Reformen‘ zu erzeugen, obwohl diese als radikale Umverteilung von unten
nach oben für die große Mehrheit der Bevölkerung nachteilig sind und ohne Erzeugung von
Angst nicht demokratisch durchsetzbar wären."


Und zielgenau kommt er durchaus zum aktuellen Punkt:

" Das gegenwärtige Anwachsen des Rechtspopulismus ist eine
Konsequent der radikalen Entleerung des politischen Raumes durch die neoliberalen
Kartellparteien. Ist es verwunderlich, wenn in einer solchen Situation der Rechtspopulismus
blüht? Er verspricht Alternativen, wo die neoliberale Ideologie gerade ihre Möglichkeit
leugnet. Er verspricht natürliche, gewachsene Gemeinschaft, wohingegen die neoliberale
Ideologie Gemeinschaft zerstört und ihre Möglichkeit leugnet.
In dem Maße, wie ein
Konsens der Alternativlosigkeit erzwungen werden konnte, wurde das von den Mächtigen
gewünschte Ziel erreicht, dass sich Unbehagen, Unzufriedenheit, Empörung und Wut nicht
mehr gegen die Zentren der Macht richten
. "

Der Text spricht im Finale noch mal wichtige Worte, die dick und fett zu unterstreichen sind:

" Rechtspopulismus
und neoliberale Ideologie stehen beide in der Tradition der radikalen Gegenaufklärung, sie
teilen letztlich eine sozialdarwinistische Grundhaltung und sind beide auf einem
Menschenbild gegründet, das die dunklen und hässlichen Seiten des Menschen, also gerade
jene Seiten, gegen welche die Aufklärung zivilisatorische Schutzbalken zu errichten suchte,
verabsolutiert und zur natürlichen Grundlage der sozialen Ordnung erklärt."

Was aber etwas stört, ist der populistisch klingende Laemmer-Buchtitel, wir hoffen, dass es eine verunglückte Situationskomik war, die dazu führte.

Der informierte Zeitgenosse wird im Buch kaum neue Dinge finden, die er nicht eh schon wusste, für den weniger informierten und einfachere Kost gewohnten Hauptbuerger ist der Text zu schwer und ermüdend, so dass er verprellt als eigentlicher Adressat leider nicht erreicht wird, obgleich genau dies notwendig wäre.

VG
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es ging doch darum, wie man Populismus eben nicht als Kampfbegriff benutzt, sondern möglichst objektiv definiert.
Das wäre ein schöner, wissenschaftlicher Ansatz. Vielleicht bin ich von Diskussionsbeiträgen wie denen von Maxe und Rohrdommel schon zu sehr vorgespannt – ich glaube jedenfalls nicht, dass man mit diesem aufgeladenen Begriff wissenschaftlich neutral arbeiten kann.
 
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