Peter K. hat auch deshalb eine so hohe Strafe bekommen, weil er Wiederholungstäter ist: Bereits 1999 verging sich der Gottesmann an Kindern. Damals war er Kaplan in Viechtach, keine 70 Kilometer von Riekofen entfernt.
Es passierte an Ostern, als Peter K. im örtlichen Kolpinghaus mit dem zwölfjährigen Benedikt und dessen neun Jahre altem Bruder Daniel Verstecken spielte - und beide im Chorraum missbrauchte. Die elfjährige Schwester der Jungen beobachtete die Tat - und erzählte es später den Eltern.
Diese wandten sich zunächst an die Diözese, wollten auch zur Polizei, ließen sich vom Bischöflichen Ordinariat Regensburg jedoch einschüchtern und zur Unterzeichnung einer Vereinbarung überreden. Sie sahen von einer Anzeige ab, bekamen 6500 Mark Schmerzensgeld - und schwiegen.
Doch der Vater zerbrach fast an dem Missbrauch, musste in psychische Behandlung und vertraute sich in der Klinik einer Mitarbeiterin an, die zur Polizei ging. Im Juli 2000 wurde Peter K. daraufhin zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Unter der strengen Auflage, dass er ab sofort nicht mehr mit Kindern in Kontakt treten dürfe. Der Justitiar des Bischöflichen Ordinariats versprach, Peter K. werde nicht mehr in der Jugendarbeit eingesetzt.
Kein Vierteljahr später wechselte der Katholik in die Gemeinde Riekofen, wo er sich als Seelsorger zunächst um die Senioren kümmerte und dann die Jugendarbeit an sich riss.
Mehr als drei Jahre lang missbrauchte er den damals elfjährigen Ministranten. In Gesprächen mit Psychotherapeut Ottermann behauptete er felsenfest, den Jungen zu nichts gedrängt zu haben. Vielmehr habe sich ein "echtes Liebesverhältnis" zwischen ihm und dem Jungen entwickelt. Er sei kein "sexgieriger Pfarrer", zitierte ihn heute Ottermann vor Gericht.
Der Vater der misshandelten Benedikt aus Viechtach war es schließlich, der erfuhr, dass Peter K. in Riekofen wieder Jugendarbeit machte.
Er wandte sich an Gemeindemitglieder, und die gingen zur Polizei. Bis heute kämpfen Benedikt und sein Bruder, aber auch die Eltern und die Schwester, mit den Folgen des Erlebten. Sie fordern 21.500 Euro, um eine Therapie zu finanzieren. Geld, das Peter K. nicht hat, und das das Bischöfliche Ordinariat Regensburg nicht zahlen will.
Man habe bereits vor acht Jahren eine Therapie finanziert, teilte die Diözese kürzlich mit. Die Forderung sei daher unbegründet. Die Mutter des Jungen wirft dem Bistum vor, Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche zu vertuschen.
Der Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, weist jedoch jede Mitverantwortung an dem Vorfall von sich: Dabei ließ er den einschlägig vorbestraften Pädophilen entgegen den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz als Priester wieder mit Kindern arbeiten und vermied es außerdem, die Pfarrgemeinde über das Vorleben des Geistlichen zu informieren.
Der Fall Peter K. ist nicht der einzige Fall von Kindesmissbrauch in der Amtszeit des Regensburger Bischofs: Vor zweieinhalb Jahren wurde ein Pfarrer zu 18 Monaten Haft verurteilt, weil er einen 16-Jährigen im Pfarrhaus missbrauchte. Vor fünf Jahren wanderte ein weiterer Pfarrer für drei Jahre ins Gefängnis, nachdem herauskam, dass er zwölf Kinder sexuell belästigt hatte.
Der 60-jährige Bischof [Müller] weigert sich, sich bei den Bewohnern Riekofens zu entschuldigen. Die protestierten heute vor dem Gericht, gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Diözese Regensburg. "Ein selbstherrlicher Bischof hat moralisch total versagt", steht auf einem Plakat.
Die Wut der Demonstranten ist spürbar. "Müller sagt, er sei nicht verantwortlich für das, was seine Geistlichen tun", schimpft Christiane Heuberger aus Holledau. Und fügt hinzu: "Auf der Anklagebank müsste ein ganz anderer sitzen!"