Ja, denn sie hat eine unübersteigbare Schranke , Wissenschaft kann dem Glauben dienen, aber sie kann diesen in seiner Perfektion, nämlich Gott, nicht als ihren Gegenstand nehmen, insofern also ist sie immer eine Unterliegende.
Nun, da sind wir beim Kern des Disputs:
finis scientiae initium opinionis.
Das kann man, je nach Gusto, für einen wissenschafts- (wie Du) oder glaubenskritischen (wie
@Häretiker) Satz halten. Viel wichtiger ist, dass Du glaubst, die Grenzen der Wissenschaft aus deinem »Glauben« definieren zu können. Das ist ein Fundamentalirrtum, denn die Grenzen der Wissenschaft sind eben durch das definiert, was man jeweils wissen kann und somit dynamisch. Und wenn es einen breiten Konsens, überkonfessionell übrigens, dazu gibt, dass die Formengeschichte des NT zu dem Ergebnis geführt hat, dass das NT literarisch weitgehend im literaturgeschichtlichen Horizont der hellenistischen Kleinformen beschreibbar ist *), dann bedeutet das etwa, dass es nicht zum Kern der Offenbarung gehört, dass Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog, sondern dass der Esel zur sozusagen Didaktik der Heilgeschichte gehört. Die Grenze der historischen Wissenschaft hat sich somit zu Lasten der Dogmatik verschoben. Je nach Standpunkt könnte man auch positiv sagen, jene habe ein wenig herausgearbeitet, dass der Kern der Offenbarung weniger zeitgebunden ist, als viele Jahrhunderte gedacht. Die Zeit allerdings, da Kleriker sich anmaßten, diese Grenze zu bestimmen und ihre Definition von ihren geifernden apokalyptischen Laienpredigern durchsetzen zu lassen, ist vorbei, seitdem das Christentum nicht mehr Staatsreligon ist.
*) Oben vergessen, aber viel leichter zu lesen als Bultmann und auch moderner: D. Dormeyer, Das Neue Testament im Rahmen der antiken Literaturgeschichte. 1993.
Du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann?
Nein, an den hab ich nie geglaubt, denn der ist preußisch und lässt sich im Fränkischen nicht blicken. Als Kind habe ich an das
Christkind geglaubt, und wenn ich an einem dämmrigen Werktagnachmittag über den, dann von Touristen weitgehend freien, Nürnberger Christkindlesmarkt gehe, tue ich es immer noch. Denn schließlich läuft es da ja frei herum. Meine Oma hat es als Kind sogar fliegen sehen, sagte sie. Aber vielleicht war das auch nur soteriologische Didaktik?