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Kritische Überlegungen zu Klavierwettbewerben für junge Pianisten
Mir kommt es so vor, als ob ein Kind, das jahrelang Klavierunterricht bekommt bzw. wöchentlich dorthin kutschiert wird und (mehr oder weniger) überwacht mehrere Stunden pro Tag übt, um anschließend von Eltern zu Wettbewerben angemeldet zu werden, viel mehr in Watte gepackt ist, als andere Kinder, die in "durchschnittlicheren" Verhältnissen aufwachsen (kein Geld für Klavierunterricht, schlechte Wohnverhältnisse, alleinerziehende Elternteile, etc. etc.) und sich täglich durchkämpfen müssen. Die brauchen keine künstlichen Wettbewerbe, für die ist das Leben an sich schon der Kampf.
Na, dann bist du aber ein echtes Schlachtross bei den vielen Wettbewerben, die du schon gespielt hast und dein Sohn schon ein Pony, wenn er beim Kölner Klavierzimmer spielt.
Natürlich kann ich Kritik an Wettbewerben nachvollziehen. Es kommt aber immer auf den Wettbewerb an - das ist der entscheidende Unterschied! Ein guter Wettbewerb bietet Kontakte, Gelegenheit zum Austausch, zur Begegnung. Alle TeilnehmerInnen sitzen im gleichen Boot und es kann sehr hilfreich sein, neue Kontakte zu knüpfen, Freunde zu finden. Das ist übrigens ein wichtiger Aspekt der Motivation von ausländischen Teilnehmern, wie ich erfahren habe. Ihr könnt ja mal die Infos zum Rahmenprogramm etc. lesen: https://www.clavio.de/threads/inter...for-young-pianists-kronberg.30511/post-870986 .
Ein guter Wettbewerb setzt Anreize, legt vorrangig den Wert auf persönliche Entwicklung (Sonderpreise ...), gibt konstruktives Feedback von sehr guten Musikern und Experten. Auch das ist eine wichtige Motivation, um teilzunehmen, das bekommt man meistens nicht. Viele kriegen als einziges Feedback das ihres Lehrers und ggf. den Fachkräften der Ausbildungsstätte. Ein Feedback von Künstlern wie Kirschnereit zu bekommen, kann sehr, sehr hilfreich sein.
Ein guter Wettbewerb bietet die Möglichkeit, auch einkommensschwächeren Familien mit begabten Kindern die Möglichkeit der Teilnahme zu eröffnen. Ich schrieb bereits, dass wir Gastfamilien anbieten, bei denen TeilnehmerInnen kostenlos übernachten und frühstücken können. Wir bieten den jungen Künstlern während des Wettbewerbs kostenlose Getränke, Brezel und Kuchen an, wir schenken ihnen zwei Freikarten fürs Konzert. Natürlich gibt es die Möglichkeit, finanzielle Hilfe zu beantragen.
Ein guter Wettbewerb bietet allerbeste Bedingungen: ein toller Saal, tolle Instrumente, genug Einspiel und Übemöglichkeiten, eine gute Organisation, eine wertschätzende, klare Kommunikation, Ansprechpartner bei Problemen und Fragen etc.. Das Casals Forum ist absolut einzigartig in der Akustik und dort zu spielen und vielleicht im Preisträgerkonzert im großen Saal spielen zu dürfen oder auch zuhören zu dürfen, ist ebenso eine große Motivation teilzunehmen.
Ein internationaler Wettbewerb bietet zudem die tolle Möglichkeit, über Nationalitäten hinweg die Musik als das Verbindende zu erleben. Das ist m.E. auch das Besondere an den vielen Internationalen Wettbewerben im Sport.
Da hier die Geldpreise so in der Kritik stehen: Geld ist tatsächlich das Allerletzte, was die Kinder interessiert. Die interessiert der Preis, die Punkte, das Feedback, der Saal mit seinen tollen Instrumenten etc.. Für sie sind die vielen hochwertigen Sonderpreise vor allem ein Grund zur Teilnahme, die Teilnahme an Meisterkursen, die Möglichkeiten der Konsultation bei der YARO, die eben die musikalische Entwicklung in den Fokus nehmen. Ich habe überhaupt kein Problem mit Geld. Das kann man wenigstens sinnvoll verwenden - die Chance darauf ist doch einigermaßen hoch. Ob davon was anteilig für Reisekosten drauf geht, aufs Sparkonto kommt, für große Wünsche verwendet wird, für musikalisches Equipment - ich finde das positiv. Diese Kinder sind alle sehr intrinsisch motiviert, sonst würden sie nicht so spielen. Ein Geldpreis ist da eine zwar nette, aber letztlich ziemlich unwichtige extrinsische Motivation im Vergleich zu dem, was ihnen ein guter Wettbewerb alles bieten kann. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, einen ersten, zweiten, dritten Preis zu gewinnen, sehr niedrig - das weiß jeder Teilnehmer. Es geht ums Mitmachen und die Vorteile, die man daraus zieht.
Ich mag es auch nicht, wenn pauschal auf Eltern und Lehrer gedroschen wird. Ich habe viele Eltern und Lehrer per Mail kennen gelernt, die sich sorgen um ihr Kind, ihren Schüler, die das Beste für es/ihn wollen. Viele Lehrer setzen sich unglaublich für ihre Schüler ein, das ist Arbeit, für die sie meistens nicht bezahlt werden! Selbstverständlich gibt es auch die andern. Es ist gut, wenn die beim Wettbewerb dabei sind, denn dann merke ich es. Und greife ein - so habe ich es immer gehandhabt. Wenn sie dabei sind, merken sie auch, dass Profis offensichtlich eine ganz andere Einstellung haben als sie selbst, dass ein Wettbewerb nicht gleichbedeutend ist mit Abschottung, Neid, ausschließlicher Konkurrenz.
Ich persönlich habe von Wettbewerben immer enorm profitiert - das einzige negative Erlebnis kam von einem Freund, der als Kind von einer Jury absolut unmögliche und verletzende Kommentare hören musste. In Üben und Musizieren war vor einigen Monaten ein sehr guter Artikel darüber, wie Wettbewerbe gelingen können, ähnliche Aspekte habe ich in dem bereits von mir verlinkten Artikel genannt: https://piano-competition-kronberg.de/digitale-vorrunde/nicht-gut-genug-eine-gegenrede/, daraus:
Wer sich zu einem Wettbewerb anmeldet, engagiert sich sehr für sich, die Musik und sein Klavierspiel. Das Lernen, der Ausbau der eigenen Fähigkeiten steht im Vordergrund. Im Vorfeld wird an Details gefeilt, an musikalischem Verständnis, an der Interpretation der ausgewählten Stücke, an technischen Problemen. Hürden werden überwunden, Vorspiele gemeistert, bis schließlich das Repertoire steht.
Diese Art der Vorbereitung unterscheidet sich sehr von der Arbeit an Stücken ohne dieses Ziel. Denn am Ende muss eine größtmögliche Sicherheit erlangt, die Stücke wirklich beherrscht und verstanden werden, so dass sie auch mit Lampenfieber und in der Stresssituation eines Auftritts bei einem Wettbewerb so gut wie möglich präsentiert werden.
Zwischen „vor dem Wettbewerb“ und „nach dem Wettbewerb“ steht also eine Entwicklung, oft eine sehr beträchtliche. Eine Entwicklung der persönlichen musikalischen und technischen Fähigkeiten, eine Entwicklung der Persönlichkeit, eine Entwicklung von Disziplin, Selbstreflexion, Selbstverantwortung und Selbst-Bewusstsein.
Das gilt für jeden! Egal ob er Preise gewonnen hat oder nicht, ob er zugelassen wurde oder nicht! Jeder hat etwas gewonnen, er hat sein Klavierspiel und seine eigenen Fähigkeiten deutlich verbessert.
Das sollte im Mittelpunkt stehen, das sollte den jungen Musikerinnen und Musiker vermittelt werden! Sie können stolz sein auf sich, stolz auf das Erreichte. Sie sind mutig das Risiko eingegangen, sich dem Urteil einer Jury zustellen, auch das ist aller Ehren wert.
Leider nicht. Es ist leider nicht klug, sondern sogar vollkommen falsch! Bei Künstlern zählt ALLES, was sie vor ihrem 18. Lebensjahr gemacht haben. Denn darauf baut ihre Kunst auf, das ist das Fundament, die Grundlage ihres Klavierspiels. Wozu sagen wir denn immer, dass der Anfängerunterricht qualitativ so gut wie möglich sein sollte! Dafür setze ich mich ein und deshalb möchte ich gerade auch die jungen Musiker, die jungen Altersgruppen fördern. Ich bin sehr berührt von dem Spiel auch schon in Altersgruppe 2. Es ist unglaublich, mit welcher Hingabe diese jungen Menschen musizieren. Deshalb passt für mich das Bild eines Roboters oder Automaten so überhaupt nicht.
Zusammengefasst, bevor ich mich nun aus Zeitgründen von der Diskussion verabschiede: ob ein Wettbewerb gelingt, ob er also ein Motivationsschub in die richtige Richtung ist, ob er neue Perspektiven der persönlichen und musikalischen Entwicklung eröffnet, ob er als eine sehr positive Erfahrung unabhängig des Gewinnens von Preisen erlebt wird, hängt vor allem davon ab, wie der Wettbewerb konzipiert ist, wie und welche Inhalte kommuniziert werden. Eltern und Lehrer und ihr Umgang mit dem Kind/Schüler sind ebenfalls ein wesentlicher Faktor. Man kann auch einfach alles total entspannt sehen und sich freuen, dass man so eine tolle Gelegenheit bekommt zu musizieren.
Bei Künstlern zählt ALLES, was sie vor ihrem 18. Lebensjahr gemacht haben. Denn darauf baut ihre Kunst auf, das ist das Fundament, die Grundlage ihres Klavierspiels. Wozu sagen wir denn immer, dass der Anfängerunterricht qualitativ so gut wie möglich sein sollte!
Wenn ich dieses Zitat richtig verstanden habe, dann ging es nicht um Ausbildung (da sollte vor dem 18. Lebensjahr schon SEHR VIEL passiert sein), sondern um valide Ergebnisse.
Also vor 18 (und auch noch später) das Recht auf Irrwege, die einem später nicht um die Ohren gehauen werden.
Wenn etwa meine 'Leistungen' aus meiner Jugend heute noch im Netz kursieren würden... ogottogott!
Na, dann bist du aber ein echtes Schlachtross bei den vielen Wettbewerben, die du schon gespielt hast und dein Sohn schon ein Pony, wenn er beim Kölner Klavierzimmer spielt.
Aber für Sportler wie für Musiker ist der Adrenalinschub des Dabeigewesenseins weitaus wichtiger. Und die Tränen nach dem Wettkampf? Die beobachtet man bei den Verlierern ebenso wie bei den Siegern.
Klar, gibt es das, @chopinfan, und das halte ich nicht für ungewöhnlich.
Was nach dem Abpfiff eines Finales einer Fußballweltmeisterschaft auf dem Platz passiert offenbart, das sogar Machos nicht davor gefeit sind, mehr oder weniger hemmungslos in Tränen auszubrechen.
Meine Frage war eigentlich eher rhetorisch gemeint. Es ist unverständlich, dass Kinder den Patzern im Klavierspiel, wo es doch wirklich um nichts (!) geht, so eine große Bedeutung beimessen. Da sind einfach die Maßstäbe verschoben. Da braucht es Eltern oder andere Betreuungspersonen und/oder entsprechende Erfahrungen, die die Kinder darüber aufklären, was wirkliche (!) Probleme sind, über die es sich zu weinen lohnt.
Meine Frage war eigentlich eher rhetorisch gemeint. Es ist unverständlich, dass Kinder den Patzern im Klavierspiel, wo es doch wirklich um nichts (!) geht, so eine große Bedeutung beimessen.
Meiner Erfahrung nach (auch auf Erinnerungen aus meiner eigenen Kindheit bezogen) weinen Kinder wegen viel, viel nichtigeren Begebenheiten. Gesellschaftsspiele sind ein super Grund zum Heulen, Misserfolg beim Rätsel-Lösen, Ungeduld beim Klavierüben...
Es geht sicher nicht nur um die Bedeutung des Misserfolgs. Hier kommt viel zusammen: Der Schock über die unerwartete Situation, Ratlosigkeit, wie man sich verhalten soll (und daraus resultierende Angst oder gar Panik, z.B. auf der Bühne), eine neu wahrgenommene Empfindung, Enttäuschung, Wut auf einen selbst, Spannung, die sich in einem löst...
Dass es "um nichts" geht, war noch nie ein Grund für irgendwelche Begebenheiten, sich anders zu verhalten. Sonst wären sämtliche Auftrittsängst ja nichtig. Das schließt Erwachsene eindeutig mit ein. Außerdem stimmt das eben nicht mit dem "nichts". Es geht schon um etwas. Nämlich darum, einen Plan genau so umzusetzen, wie man es vorhat. Vielleicht auch um mehr: Sich selbst etwas beweisen, eine ungewohnte Situation aushalten, ein Ziel erreichen, anderen gefallen wollen, Anerkennung erhalten, Freude empfinden. Natürlich auch einen Preis gewinnen.
Gefallener ist einfach nur neidisch, weil er nicht so gut spielen kann, wie er möchte. Sein Neid ist ihm peinlich, deshalb kleidet er ihn in „Systemkritik“.
Ja, sehr. Aus mir spricht einzig und allein Neid. Ich beneide jeden Horizontalgewerbler, weil er einfach unfassbar viel professioneller fischt. Ich bin sehr neidisch auf deren liebes Leben. Ich komme gar nicht mehr klar.
Ich bin auch unfassbar eifersüchtig auf jeden Garten-Landschaftsbauer, weil mit meinem unfassbaren Dilettantismus kann mir die Arbeit in meinem Garten überhaupt keinen Spaß machen. Im Gegenteil, ich hacke mir ständig ins Bein und betreibe eine Singlebörse für rechte Handschuhe.
Außerdem stimmt das eben nicht mit dem "nichts". Es geht schon um etwas. Nämlich darum, einen Plan genau so umzusetzen, wie man es vorhat. Vielleicht auch um mehr: Sich selbst etwas beweisen, eine ungewohnte Situation aushalten, ein Ziel erreichen, anderen gefallen wollen, Anerkennung erhalten, Freude empfinden. Natürlich auch einen Preis gewinnen.
Ich bin da einfach aus einer anderen Generation und daher vermutlich anders erzogen worden. Wegen sowas weint man nicht. Nach dem Motto: Wenn Du sonst keine Probleme hast... geht's Dir einfach noch viel zu gut.
Geht mir genauso. Ich wollte Turniere reiten um jeden Preis. Aber meinst du nicht dass Preisgelder in der Höhe für kleine Kinder ein Katalysator sein können, falsche Intentionen zu provozieren die wie du sagst „im Rahmen eines Wettbewerbs erst sichtbar werden“?
Ich frag es provokativ: muss ein Kind, dem der Raum gegeben wird sich entsprechend seiner Neigung zu entwickeln, dafür entlohnt werden? Muss man Eltern entlohnen wenn sie sich zeitlich und finanziell für die Entwicklung ihrer Kinder einsetzen?
Was für Preisgelder? Was für eine Entlohnung? Die 750,- €, die vermutlich noch nicht mal die Kosten (Reise, Unterkunft...) abdecken? Wie weiter oben schon geschrieben: Damit kann man dann evtl. mal in 1-2 Stunden Unterricht oder in die Wartung des Instrumentes investieren.
Ein guter Wettbewerb setzt Anreize, legt vorrangig den Wert auf persönliche Entwicklung (Sonderpreise ...), gibt konstruktives Feedback von sehr guten Musikern und Experten. Auch das ist eine wichtige Motivation, um teilzunehmen, das bekommt man meistens nicht. Viele kriegen als einziges Feedback das ihres Lehrers und ggf. den Fachkräften der Ausbildungsstätte. Ein Feedback von Künstlern wie Kirschnereit zu bekommen, kann sehr, sehr hilfreich sein.
Ein außerordentlich wichtiger Aspekt! Mit einem meiner Chöre fuhr ich zum Leistungssingen und waren aus dem Stand heraus dabei erfolgreich, nachdem sich der Chor intern mehrheitlich für eine Teilnahme entschieden hat. Denn es gab im Vorfeld viel Kritik hinsichtlich Leistungsdruck und dergleichem - die Vorsitzende sprach in einer Rundmail ein Dankeswort an alle Teilnehmer aus, das Genugtuung aus der Bewertung durch fachkundige Juroren in das Zentrum der Nachbetrachtung stellte: Endlich ist es offiziell - WIR SIND GUT!
Und doch ist die aufbauende und mutmachende Erkenntnis vielleicht nur das zweitwichtigste Detail. Das wichtigste war ein professionelles Coaching durch ein Jurymitglied, nämlich eine renommierte Professorin für Jazzgesang aus dem süddeutschen Raum, die wir in den Folgejahren als Gastdozentin auf das alljährliche Chorwochenende einluden - und von der ich auch als professioneller Chorleiter mehr abgeschaut habe, als mir jemals im gewohnten Hochschulbetrieb möglich gewesen wäre. Ausgezeichnet werden, Preisgeld bekommen und ähnliches - alles gut und schön, aber das sind Erfahrungen, die mich noch stärker geprägt haben. Dass man mir heute die Aufgabe übertragen kann, ohne Probe einen Gospelchor vom Blatt am Piano oder an der Orgel zu begleiten, und es groovt vom ersten Tastendruck an, das basiert auf derartigen Erfahrungen, die man durchaus im Umfeld von Prüfungen, Auswahlverfahren und Wettbewerben machen kann. Und ich habe mich nie auf Wettbewerbsteilnahmen besonders konzentriert - als Komponist scheiterte ich regelmäßig an der Tatsache, dass ich stets auf Bestellung und Auftrag geschrieben habe, während meistens in den Teilnahmebedingungen vorgegeben war, dass die Kompositionen neu und bislang "unverwertet" sein mussten. Tja, insofern Pech gehabt.
Es ist unverständlich, dass Kinder den Patzern im Klavierspiel, wo es doch wirklich um nichts (!) geht, so eine große Bedeutung beimessen. Da sind einfach die Maßstäbe verschoben. Da braucht es Eltern oder andere Betreuungspersonen und/oder entsprechende Erfahrungen, die die Kinder darüber aufklären, was wirkliche (!) Probleme sind, über die es sich zu weinen lohnt.
Subjektiv ist die Wertigkeit des Scheiterns im Wettbewerb aber betreffenden Personen eine so wichtige Angelegenheit, dass es sinnvoll ist, in der Angelegenheit selbst positive Bilder und Impulse zu erkennen und zum Weiterkommen zu nutzen: Bewusstes Meistern extremem Leistungsdrucks oder Erfolgswillens, Erwerb hoher Belastbarkeit und Frustrationstoleranz wären beispielsweise zu nennen. "Aufklären, was wirkliche (!) Probleme sind", etwa, was hungernde Kinder in Afrika durchmachen müssen, halte ich für weniger hilfreich - das geht nämlich in die Richtung Relativieren, Verdrängen, Ausreden suchen oder was auch immer. Man darf sich ruhig der Erfahrung stellen, das Scheitern subjektiv als persönliche Katastrophe einzuschätzen - aus Enttäuschung zu weinen kann durchaus hilfreich bei der Bewältigung von Krisen sein. Und völlig unzeitgemäß ist es, Männern den Ausdruck von Trauer und Enttäuschung zu verwehren:
Das geht mir ganz genauso!
Ich verfolge mit Interesse die Diskussion bzw. die einzelnen Beiträge, aber auch die Vorbereitung des Wettbewerbs.
Zwei Dinge finde ich in der Konzeption des Wettbewerbs besonders positiv:
- Die insgesamt sehr gastfreundliche Konzeption, die erkennen lässt, dass sich das Organisationsteam Gedanken über den Aufenthalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemacht hat (Bsp.: das Rahmenprogramm).
- Die Vielzahl und Vielfalt an Sonderpreisen, darunter z.B. die Möglichkeit, eine Kursteilnahme zu bekommen.
Eine kleine Anmerkung noch zur Teilnahme von Kindern/Jugendlichen, die familiäre Wurzeln im asiatischen Raum haben:
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass circa 2 Millionen Menschen unter uns leben, die eine asiatische Staatsbürgerschaft haben. (Quelle: www.bpb.de)
Wir sind nun einmal eine Migrationsgesellschaft - was ist schlimm daran?
Ich weiß sehr wohl, dass der Leistungsgedanke bei Menschen aus diesem Kulturraum öfters ausgeprägter ist als in Europa, finde es jedoch nicht störend.
Aufgefallen ist mir, dass es mit fortschreitendem Alter übrigens immer weniger Kinder/Jugendliche aus diesem Kulturraum gibt. Zufall? Oder hören die auf, die von den Eltern "getrieben" wurden? (Was es zweifelsohne auch gibt, das würde ich nie leugnen!)
Jedenfalls bin ich gespannt auf die Erfahrungen, die mit diesem Wettbewerb gemacht werden.
Ich finde die Diskussion auch sehr spannend und hoffe dass meine Diskussionswütigkeit bei @chiarina nicht falsch ankommt! Und ich bin mir sicher dass sie alles längst durchdacht hat und für alles für und wider abgewogen hat. Mich freut es immer wenn sich jemand auf solche Fragen die Mühe macht zu diskutieren. Weil man selbst vielfältigere Sichtweisen und Perspektiven bekommt, oder zumindest Anregung die eigenen zu überdenken.
Ich hoffe auch dass @Pianojayjay nicht missverstanden wird. Ich finde Eltern die einmal mehr kritisch hinterfragen wie sie ihr Kind in der heutigen Leistungsgesellschaft aufziehen und fit fürs Leben machen wollen grundsätzlich bewundernswert. Sich keine Gedanken zu machen kann jeder. Von den Eltern gibts genug. Und wenn man berücksichtigt dass pianojayjay in seinem Leben selbst viel erreicht hat, ist es umso schöner zu sehen dass man trotzdem einen Schritt zurück treten und sich fragen kann „was ist (noch) zu viel für mein Kind“. Vor allem wenn er selbst Ambitionen hat! Ihm das anzulasten finde ich schade. Leichter wäre es die eigenen Ambitionen einfach aufs Kind umzulegen. Was viele tun. Für mich zeugt seine kritische Haltung von Verantwortung und nicht von Verurteilung.
In dem Sinne. Danke für die Nerven aller Beteiligter hier zu diskutieren. Es ist wirklich spannend und echte Diskussionen werden ja so kaum noch irgendwo geführt. Ich finde das bereichernd.
Mittlerweile liegt doch das Programm der tapferen (!) Teilnehmer/innen vor. Es enthält einiges, was die meisten, die hier verstümmelte Kinder- und Jugendseelen befürchten, nie spielen können werden. Ondine, Danse russe, Suggestion diabolique, patetico Etüde, Teufelsleiter, 2. ungar. Rhapsodie - da könnte man doch einfach hinfahren, wenn man wissen und sehen will, ob da kaputt dressierte Wracks oder das genaue Gegenteil dergleichen darbieten.
Sehr verblüffend finde ich, dass ein 12jähriges Mädchen Ravels Ondine mitbringt - als ich zwölf war, konnte ich noch nicht weit genug greifen, um das angehen zu können. Wie dem auch sei: im Programm sind auch Fotos aller Teilnehmer/innen - na, die sehen nicht eben wie Psychowracks aus.
Deswegen noch eine Bosheit, denn es ärgert mich, wenn talentierte Kinder und Jugendliche derart pauschal verdächtigt werden: man muss selber ein ziemliches Wrack sein, um solche Gehässigkeiten vom Stapel zu lassen.
Deswegen noch eine Bosheit, denn es ärgert mich, wenn talentierte Kinder und Jugendliche derart pauschal verdächtigt werden: man muss selber ein ziemliches Wrack sein, um solche Gehässigkeiten vom Stapel zu lassen.
Wie bitte?! Ich dachte auch, der Threadtitel lautet "Kritische Überlegungen"? Schade, wenn diese tatsächlich unerwünscht sind. Wenn man keine besseren Antworten hat, sind pauschale persönliche, herablassende und in der Tat gehässige Rundumschläge aber natürlich immer erste Wahl, um jemanden mundtot zu machen. Bezeichnend ist so etwas allerdings.
Wie bitte?! Ich dachte auch, der Threadtitel lautet "Kritische Überlegungen"? Wenn man keine besseren Antworten hat, sind pauschale persönliche und in der Tat gehässige Rundumschläge aber natürlich immer erste Wahl. Bezeichnend ist so etwas allerdings.
Dazu ist anzumerken, dass @chiarina zunächst einen Faden eröffnet hatte, in dem sie ausschließlich über den Wettbewerb in Kronberg schrieb. Einerseits gestattete sie uns damit einen Blick hinter die Kulissen dieses Wettbewerbs, man erfuhr so, was alles in organisatorischer Hinsicht bewältigt werden muss, bevor es überhaupt zu den eigentlichen Wertungsrunden und Auftritten der Künstler(innen) kommen kann. Andererseits erfuhr man auch Aussagekräftiges über das, was über die Durchführung eines solchen Wettbewerbs hinaus auf den Weg gebracht werden soll. Holt man sich lediglich seine Auszeichnungen ab oder fährt man eben mit leeren Händen wieder nach Hause? Oder gibt es Überlegungen, künstlerische Förderung und Persönlichkeitsbildung unabhängig von Wertungszahlen und Prädikaten anzubieten? Gerade letzteres macht dieses Wettbewerbskonzept interessant und diskussionswürdig.
Und da kam der Startbeitrag dieses Fadens, der den Wettbewerbsgedanken an sich kritisch würdigte und mit dem Wettbewerb in Kronberg explizit wenig zu tun hatte. Sofort kam eine Diskussion in Gang, die sich ebenso kritisch mit dem Wettbewerbsgedanken allgemein auseinandersetzte. Daraufhin habe ich als Moderator den Faden geteilt und die entsprechenden Beiträge in diesen Faden hier ausgelagert, dem ich die erwähnte Überschrift verpasst habe. Wer sich ausschließlich für den Wettbewerb in Kronberg interessiert, findet hier den ursprünglichen Faden:
Damit sollten die Gründe für die vorgenommene faktische Fadenteilung eigentlich klar sein. Es ging mir aus Moderatorensicht auch darum, nicht einfach "pauschale persönliche und in der Tat gehässige Rundumschläge" unwidersprochen im Raum stehen zu lassen, sondern skeptischen und sogar ablehnenden Auffassungen ihren Platz zu lassen. Zweifel und Einwände durch Substanz zu entkräften ist immer sinnvoller als kommentarloses Löschen unbequemer Wortmeldungen. Nicht verschweigen möchte ich, dass so mancher aufgrund eigener Enttäuschungen und Kränkungserlebnissen grundsätzlich Leistungsorientierung und Wettbewerbsgedanken ablehnt, weil er Probleme mit der Verarbeitung der eigenen Erfolglosigkeit hat. Die Parallele mit der Fabel vom Fuchs und den Trauben drängt sich da auf.
Damit sollten die Gründe für die vorgenommene faktische Fadenteilung eigentlich klar sein. Es ging mir aus Moderatorensicht auch darum, nicht einfach "pauschale persönliche und in der Tat gehässige Rundumschläge" unwidersprochen im Raum stehen zu lassen, sondern skeptischen und sogar ablehnenden Auffassungen ihren Platz zu lassen. Zweifel und Einwände durch Substanz zu entkräften ist immer sinnvoller als kommentarloses Löschen unbequemer Wortmeldungen. Nicht verschweigen möchte ich, dass so mancher aufgrund eigener Enttäuschungen und Kränkungserlebnissen grundsätzlich Leistungsorientierung und Wettbewerbsgedanken ablehnt, weil er Probleme mit der Verarbeitung der eigenen Erfolglosigkeit hat. Die Parallele mit der Fabel vom Fuchs und den Trauben drängt sich da auf.
Die Gründe für die Fadenteilung sind mir bekannt. Wenn es hier darum gehen soll, auch kritischen Auffassungen zum Wettbewerbsgedanken Raum zu geben, ist es allerdings bemerkenswert, wenn persönliche Attacken und Unterstellungen wie dass die Kritiker selbst Wracks sind und talentierte Kinder und Jugendliche mit Gehässigkeiten bedenken, nicht nur unwidersprochen stehen bleiben, sondern auch noch breite Zustimmung ernten - soll das etwa die "Substanz" sein, die die Zweifel entkräftet, oder ist das nicht doch eher einfach nur aggressiv und unter der Gürtellinie? Und nebenbei auch ein Zeichen, dass genau das im Grunde unerwünscht ist, vielleicht weil es den schönen Hochglanzeindruck stört - Skepsis. Ausdrücke wie "Scheitern" oder gar "persönliche Katastrophe" (worin ich nichts, aber auch gar nichts Positives und Förderliches erkennen kann geschweige denn "gut genug") habe dabei auch nicht ich ins Spiel gebracht - ich wollte auch niemanden verletzen. Nur zu bedenken geben: Statt Kritiker als womöglich selbst erfolglos im Leben zu diffamieren wäre es manchmal vielleicht sinnvoller und vor allem auch hilfreicher, bestimmte Wertvorstellungen und -urteile zu hinterfragen. Manchmal werden da womöglich auch Goldene Kälber angebetet.