Danke fürs Anschauen und die Kommentare,
@mick !
Nicht so gut gefallen mir nur die parallelen Sprünge in T. 3/4 - die sind zumindest untypisch in diesem Stil. Im Diskant c'' statt e'' in Takt 4 könnte das ein wenig entschärfen.
Du meinst die parallelen Quartsprünge vom Ende von T.3 zur "1" von T.4, nehme ich an.
Ja, die sind nicht schön! Aber das c'', welches Du vorschlägst, ist mir wegen der entstehenden verdeckten Oktavparallele "verboten", ebenso wie die andere scheinbare Möglichkeit g'' (verdeckte Quintparallele). Perfekte Konsonanzen darf ich in Zweistimmigkeit nur in Gegen- oder Seitenbewegung, nicht aber in gerader Bewegung erreichen.
Bei mehr als zwei Stimmen gilt dieses "Verbot" nicht mehr, in der Praxis sowieso nicht. Hier ein Beispiel aus dem ersten Kyrie von Josquins Missa de Beata Virgine, das mir gestern durch Zufall ins Auge gesprungen ist (die gerade Bewegung von Alt und Tenor auf die Quinte in der Mitte von "Takt 9"... wobei die "Takte" natürlich ein moderner Zusatz sind):
Zurück zu meiner kleinen Übung... dort sollte die Melodie der Oberstimme wohl besser schon vor Takt 4 anders verlaufen, so dass ich die "1" von Takt 4 in Gegenbewegung erreiche... ich überlege morgen nochmal frisch ausgeschlafen :)
Und die verschobenen Quintparallelen am Ende würde ich definitiv vermeiden. Hier wäre im Diskant (vorletzte Note) h statt d'' möglich.
Ja, genau da hatte ich auch auch überlegt.
Ich muss aber sagen, dass meine "Spielregeln" (nach P. Schubert "Modal Counterpoint", dort wiederum kompiliert aus historischen Traktaten [Zarlino, Morley, Diruta, Banchieri, Cerreto, ...]) einige "kaschierte" Oktav- und Quintparallelen erlauben, die gemäß mancher späterer Werke, z.B. einiger Generalbasslehren des Barock, schon wieder kritisch bzw. verboten wären. Ich meine mich zu erinnern, dass etwa Heinichen so etwas nicht erlaubt (?), während ich das in diesem Kontext darf:
1.) "Aufbrechen" von Oktav- und Quintparallelen im KP 2. Gattung:
2.) "verschobene" Oktav- und Quintparallelen im KP 4. Gattung --
allerdings...

...
allerdings nur in der
konsonanten 4. Gattung: Hier im Beispiel wird die
konsonante Sexte D-H durch die Quinte E-H vorbereitet.
Hingegen wird in meinen verschobenen Quintparallelen die
dissonante Quarte G-C durch die Quinte F-C vorbereitet. Und diese Dissonanz
muss unbedingt abwärts, also zum H (wie von Dir angeregt) aufgelöst werden, während ich stattdessen aufwärts zum D gehe.
Das Problem ist also m.E. nicht so sehr die verschobene Quintparallele an sich, sondern die Tatsache, dass die Verschiebung hier über eine Dissonanz, welche nicht korrekt (also abwärts) aufgelöst wird, stattfindet.
...das war jetzt eine etwas weitschweifige Art, zu sagen, dass Dein Vorschlag, h statt d'' zu nehmen, genau passt! ;)
Natürlich kann man über Sinnhaftigkeit & Gültigkeit all dieser Spielregeln diskutieren, aber bei solchen Anfängerübungen geht es ja einfach in erster Linie darum, ein Bewusstsein für bestimmte Klanglichkeiten zu schaffen... und das wird nicht zuletzt schon durch das Nachdenken über die Regeln und die bei deren Beachtung verbleibenden Lösungsmöglichkeiten erreicht.
LG & Danke,
pianovirus