Klavierunterricht für Menschen mit Behinderung

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anderfrau

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9. Juli 2011
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ich unterrichte Klavier. Nun habe ich eine Anfrage von einer erwachsene Schülerin mit massiver Lernbehinderung (Stand eines Kindes) - leider weiß ich über ihr Krankheitsbild nichts weiter. Kann mir jemand Literaturtipps, Fortbildungseinrichtungen, Noten, ...... benennen. Bin für jede Info dankbar.

Eine weitere Schülerin hat eine starke, sich verschlechternde Sehbehinderung. Auch hier könnte ich Tipps zu Noten gut gebrauchen.
 
Hallo,

ich glaube, Fips7 kennt sich mit dem Thema ganz gut aus. Ich weiß aber nicht, ob er noch regelmäßig liest. Du könntest ihm eine eMail übers Forum schicken.

Viele Grüße
Nora
 
Hallo anderfrau, sei herzlich gegrüßt hier im Forum!

Ein paar Überlegungen meinserseits könnten Dir vielleicht weiterhelfen - wenngleich mir jetzt so spontan keine Literaturtipps einfallen. Aus meiner Sicht kommt es sehr stark auf den Ausprägungsgrad der Behinderung an und auf die Behinderungsart. Es gibt Menschen mit einem Down - Syndrom, die es bis zum Lesenlernen geschafft haben, andere können nicht mal ihren Namen schreiben. So gibt es ja auch bei Menschen mit Autismus ganz stark varriende Fähigkeiten. In dem Film "Forrest Gump" spielt Tom Hanks sehr eindrücklich und realistisch einen Autisten . Wichtig ist auch, in welchem Umfang die "Schülerin" in ihrer frühen Kindheit gefördert wurde, ob sie vielleicht Frühförderung hatte.
An Deiner Stelle würde ich mich den Eltern und Personen aus dem Umfeld der Frau reden, denn die wissen ja am besten Bescheid über ihre Fähigkeiten und die Art ihrer Behinderung. Falls die Frau sprechen kann, kannst Du sie ja auch selbst fragen, was sie sich als Lernziel wünscht im Klavierunterricht. Natürlich auf ihrer Ebene.

Es gibt so einen Standardsatz, wenn man mit behinderten Menschen arbeitet: man holt ihn dort ab, wo er steht. Wenn der geistige Stand dem eines Kindes entspricht, was spricht dagegen, den Unterricht auch so zu gestalten? Alles wird viel langsamer gelernt, aber ich kenne eigentlich niemanden, der garnichts gelernt hat. Das Notenlesenlernen wird sicher recht mühsam sein, vom Gefühl her würde ich erstmal ohne Noten anfangen. Sehr wichtig ist, eine Überforderung zu vermeiden.
Für die Arbeit mit Blinder oder stark Sehbehinderten fällt mir dieser Link ein, da könnte man eventuell Tipps herbekommen. Johann-Peter-Schaefer-Schule - Schule fuer Blinde und Sehbehinderte

Ich hoffe, etwas weitergeholfen zu haben.

Gruß Leonie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo anderfrau,

ich bin zwar keine KL, habe aber viele Jahre lang an einer Schule für geistig Behinderte Percussion unterrichtet.

Aus meiner Erfahrung würde ich Dir raten, nicht mit einem fertigen theoretischen Konzept an die Sache heranzugehen. Den Fehler habe ich damals im Anfang auch gemacht und musste schnell feststellen, dass mein Konzept so nicht funktionierte. Es ist absolut verständlich, dass man, wenn man vorher noch keine Erfahrungen in diesem Bereich gemacht hat, nach Theorie als Unterstützung sucht, aber m.E. ist es viel wichtiger, erst einmal mit Offenheit auf die Person(en) zuzugehen, die Du unterrichten willst. Mir ist es damals so gegangen, dass ich nach einigen Wochen weniger die Behinderung als das jeweilige Individuum wahrgenommen habe, doch dafür muss man sich ein wenig Zeit geben und sich auf sein Gegenüber einlassen.

Was nach meiner Erfahrung ganz wichtig ist: Du brauchst sehr viel Geduld, die Fähigkeit, Dich auch über kleinste Detailfortschritte freuen zu können und die Bereitschaft, immer wieder nach einfachen und verständlichen Erklärungen für komplizierte Sachverhalte zu suchen. Außerdem musst Du daran glauben können, dass Deine Schüler in der Lage sind, etwas zu lernen, denn das überträgt sich.

Davon wird auch Dein sonstiger Unterricht profitieren! Ich jedenfalls habe - in pädagogischer und menschlicher Hinsicht - viel dabei gelernt und habe es gern gemacht! Meine geistig behinderten Schüler waren sehr motiviert und haben eine Menge gelernt, wenn auch mit kleineren Schritten als andere, aber darauf kommt es ja nicht an. Jedenfalls waren sie - mit Recht - immer sehr stolz auf das, was sie erreicht hatten und wir hatten auch alle viel Spaß bei der Sache.

Wenn Du unterrichten kannst, werden Dir die richtigen Schritte für die Schülerin einfallen und Du wirst immer mehr ein Gespür dafür entwickeln, wie du am besten vorgehst.

Ich wünsche Dir und der Schülerin viel Freude und dass Ihr beide vom Unterricht profitiert!
 
erst mal vielen Dank für die Tipps und Hinweise. Das Problem ist, dass die Schülerin in einem Heim wohnt und ihre Betreuerin, die die Finanzierung der Stunden regelt. mir wenig über sie sagen konnte. Zunächst dachte ich nach einer Probestunde, dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin. Andererseits war die Schülerun mit so viel Freude dabei, dass ich nun versuche, einen Weg zu finden, ihr diese Freude und Abwechslung zu ermöglichen. Da ihr Taschengeld offensichtlich nicht für wöchentlichen Unterricht reicht, werde ich jetzt erst mal alle zwei, drei Wochen eine Unterrichtsstunde mit ihr machen. Ich hoffe, sie so besser kennen zu lernen und auf sie einzugehen, freue mich aber trotzdem auch über weitere Tipps, da ich mich mehr mit dem Thema beschäftigen möchte.
 
Liebe anderfrau,

vielleicht hilft dieser link:

Musik mit Behinderten an Musikschulen

Ich kenne aber dieses Buch nicht. Vielleicht kennt aber die Betreuerin auch Literatur.

Ich verstehe, dass du ein wenig Angst hast, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Du scheinst aber auch schon einige Erfahrung zu haben und dein Satz "Andererseits war die Schülerun mit so viel Freude dabei, dass ich nun versuche, einen Weg zu finden, ihr diese Freude und Abwechslung zu ermöglichen." ist sicher der Schlüssel zum Erfolg.

Du hast doch keinen (Erfolgs-)Druck, deine zukünftige Schülerin muss keine Prüfungen o.ä. machen und so könnt ihr in aller Ruhe die Musik und vor allem auch euch selbst entdecken.

Viel Spaß und Freude!!!

Liebe Grüße

chiarina
 

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