Klavierstudium oder Jurastudium

  • Ersteller des Themas SkrjabinLiebhaber
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Ich möchte noch ein paar Gedanken einbringen:

a) Geld verdienen als Pianist: Hierfür solltest du dich fragen, ob du gerne organisierst. Konzerte acquirieren, mit Veranstaltern kommunizieren und verhandeln, Pressetexte schreiben, Hotels und Zugtickets buchen, Programme schreiben, Telefonieren, das Internet nach Veranstaltungsorten durchforsten etc. Es ist absolut unüblich, hierfür einen Agenten, Manager o.ä. an der Hand zu haben. Manchen macht sowas Spaß, anderen weniger. Wenn man im Ensemble konzertiert, ist es oft so, dass man gewisse Aufgaben untereinander teilt. Einer übernimmt z.B. die Kommunikation mit Veranstaltern, einer kümmert sich um die Reiseorganisation, einer macht (ggf.) Arrangements oder schreibt Programmtexte etc.
Möglich sind natürlich auch musikalische Umrahmungen, Hochzeiten, Taufen etc., da kann man gut Geld verdienen. Ist aber nicht jedermanns Sache. Wenn man einigermaßen gut spielt, kann man sich mit Geschick auch Konzerte besorgen. Das Spielniveau ist nur einer von vielen Faktoren - nicht der wichtigste (wenn du keine ganz großen Bühnen anstrebst).
Ein ganz wichtiger Aspekt sollte noch Erwähnung finden: die Präsenz im Internet, Social Media usw. @SkrjabinLiebhaber Man sollte als konzertierender Musiker dazu bereit sein, eine eigene Website zu pflegen und seinen Social-Media-Kanal mehr oder weniger regelmäßig mit Content zu füllen. Dazu gehört auch, sich in Bild- und Videobearbeitungs-Programme bzw. -apps einzuarbeiten. Der Zeitaufwand für die ständige Arbeit an der Online-Präsenz ist nicht zu unterschätzen.
 
Ich kenne wirklich niemanden dem Prüfungen an der Uni "Spaß" machen. Und Jura ist sehr prüfungsintensiv.
In Mathe und Physik werden Prüfungen als positive Herausforderung gesehen und machen insofern Spaß. Das liegt aber auch daran, dass die Profs dieser Studiengänge in der mündlichen Prüfung sich mit dem Prüfling einfach gut unterhalten wollen. Es wird kein Frage-Antwort-Spiel gemacht - das ist beinahe verpönt.

Gibt dann so Storys, wo Prüfer und Prüfling sich stundenlang unterhalten (u.a.) übers Himmelsblau und andere komplexe Phänomene, der Protokollant ist längst aus dem Zimmer, weil die 1,0 eh klar war. (nein, ich war das nicht^^)
 
Zuletzt bearbeitet:
Oft sah ich ihn am Ende eines Arbeitstages und er sah immer sehr frustriert und müde aus.

Er hat mir auch gesagt, dass er das Unterrichten nicht wirklich mag.
Du bist noch zu jung um das anzunehmen, aber es gibt in so gut wie jedem Berufsleben in so gut wie jedem Fach Tage, Phasen und auch längere Strecken, in denen man fertig ist, nicht weiter weiß, hinschmeißen möchte, bereut, 20 Jahre früher nicht doch den anderen Weg eingeschlagen zu haben. Die einen verdienen gut, aber ziehen nur roboterhaft ihren Brotjob durch und leiden darunter, die anderen Brennen für ihr Tagwerk, aber sind verbittert und frustriert wegen des dürftigen Verdienstes und es gibt alle Zwischenstufen der beiden Extreme.

Egal wie Du entscheidet, es wird nie lückenlos hinten raus die einzig richtige Entscheidung gewesen sein, so ist einfach das Leben. Umso wichtiger ist, dass in jeder Entscheidung ein Minimum an Herzblut drin steckt, denn unabhängig vom Outcome ist es das, was zählt. Das gilt auch, wenn das Herzblut in der Entscheidung für der leidenschaftsärmeren Brotberuf steckt.
 
Ein Abschluss in Jura ist sicher nicht für jeden die Lizenz zum Geld drucken, aber nachdem Du Unterrichten ja für Dich ablehnst, ist es sicher realistischer, mit einem Juraabschluss ein sicheres Auskommen zu haben.

Man sollte dabei auch nicht übersehen, daß es ein Überangebot an Juristen gibt.

Gibt sicherlich einige Freiberufliche die ganz ordentlich verdienen, gibt aber auch genug, die nicht wissen wie sie ihre nächste Miete bezahlen können.

Und für die Kariere als Staatsanwalt - ja, da muß man schon zum einen sehr gut sein und zum anderen auch die richtigen Leute kennen.

Wer wirtschaftlich abgesichert sein möchte, sollte einen Handwerksberuf erlernen.

Nachteil an einer solchen Branche: Man muß arbeiten wenn man was verdienen will.
 
Meine ganz pragmatische Meinung, weil hier auch immer wieder von "Top-irgendwas" gesprochen wird.
Als Jurist, wie in vielen anderen "Butter und Brot- Berufen" muss man nicht "Top" sein, um ein gutes bis sehr gutes Einkommen zu erzielen.
Du musst ja als Jurist nicht gleich der Starverteidiger vor Gericht sein.
Alle Banken und großen Unternehmen suchen, Fachkräftemangel sei dank, auch Leute für u.A. ihre Rechtsabteilungen.
Da kommt man auch unter, selbst wenn man nicht zu den "Top-100" gehört.
Und verdient sehr gutes Geld.

Selber sagst du, dass die Studienkollegen besser sind als du.
Doch selbst diese werden kämpfen müssen, um ein gutes Einkommen zu generieren. Viele von denen, die besser sind, als du, werden notgedrungen oder aus Leidenschaft u.A. als KL arbeiten (müssen).
Da du für dich Lehrtätigkeit ausschließt, musst du dich als künftiger mittelmäßiger (mittelmäßig im Vergleich zu deinen Kommilitonen) Pianist fragen, wie du wirtschaftlich über die Runden kommen möchtest.
 
… aber was genau kann ich mit diesem Abschluss machen? Das frage ich mich.
Ehrlich gesagt: NIX! Das Konzertpublikum fragt nicht nach Deinen Abschlüssen, sondern wie schnell Du die Chopin-Etüden spielst. Trotzdem rate ich Dir, Das Klavierstudium zu Ende zu bringen. Zum einen: Für eine „neue“ Aufnahmeprüfung greift dann wieder die Altersbeschränkung. Die Bewerber*Innen aus dem südostasiatischen Raum werden auch nicht weniger. Vor allem aber ist es (auf lange Sicht gesehen) für Dich persönlich wichtig, eine Sache konsequent durchzuziehen und nicht alle paar Semester hin- und herzuspringen.
 
Wobei erfolgreiche Juristen in der Regel so ausgelastet sind, dass kaum Zeit für zeitintensive Hobbies wie Klavier spielen bleibt, geschweige denn Klavierunterricht.
Da könntest Du von der Realität extrem überrascht sein.
Gerade die erfolgreichen Leute sind auch deshalb erfolgreich, weil sie Prioritäten setzen und mit ihren physischen und psychischen Kräften haushalten können. Da gehört ein sportlicher, musikalischer oder anderweitig künstlerischer Ausgleich zur Arbeit dazu.
 
Gibt dann so Storys, wo Prüfer und Prüfling sich stundenlang unterhalten (u.a.) übers Himmeblau und andere komplexe Phänomene, der Protokollant ist längst aus dem Zimmer, weil die 1,0 eh klar war.

Gibt leider immer weniger die das Studium als Studium sehen. Also mit dem Zweck und Interesse Fachgebiete grundlegend zu studieren. Stattdessen sind auch in den Natur- und Ingenieurswissenschaften viele Studiengänge (und v.a. dann Master) quasi als Ausbildung für bestimmte Berufe zugeschnitten. Und auch aufgrund der Masse an Studenten wird der spezifische Stoff fast nur noch in schriftlichen Prüfungen abgefragt.

Mündliche Prüfungen und v.a Präsentationen haben mir tatsächlich manchmal Spaß gemacht, waren aber die absolute Ausnahme.
 
Da könntest Du von der Realität extrem überrascht sein.

Die Juristen die ich kenne sind allesamt Arbeitstiere. Und das scheint in der Kanzlei-Welt auch kaum anders möglich, da Präsenz und Erreichbarkeit bis spät Abends (und im Urlaub) über alles geht. Und die Noten aus dem Jura-Studium sind für später (wenn man "Karriere machen" will) so wichtig wie in kaum einem anderen Studiengang.
Mag sein dass es da auch andere Zweige gibt, aber der klassische Jurist ist Druck gewöhnt. Aber so Typen können dann nebenher vielleicht auch noch Klavier studieren ;)
 
Man sollte dabei auch nicht übersehen, daß es ein Überangebot an Juristen gibt.

Gibt sicherlich einige Freiberufliche die ganz ordentlich verdienen, gibt aber auch genug, die nicht wissen wie sie ihre nächste Miete bezahlen können.

Und für die Kariere als Staatsanwalt - ja, da muß man schon zum einen sehr gut sein und zum anderen auch die richtigen Leute kennen.

Wer wirtschaftlich abgesichert sein möchte, sollte einen Handwerksberuf erlernen.

Nachteil an einer solchen Branche: Man muß arbeiten wenn man was verdienen will.
Interessanterweise ist das falsch! Zumindest laut meinem alten Staatsrechtprofessor.

Er hatte uns in der Einführungsveranstaltung erzählt, dass eine sehr große Anzahl an Juristen in diesem Jahrzehnt in Rente gehen werden und viele Juristen gebraucht werden. Die Anforderungen an Richter seien demnach in den nächsten Jahren vermutlich niedriger, da mehr gebraucht werden.

Vor ein paar Wochen kam dazu auch ein Beitrag in der Tagesschau, nach dem Kanzleien berichtet haben, dass sie immer weniger Bewerber haben.

Also ganz stimmt deine Aussage vermutlich nicht.
 

Meine ganz pragmatische Meinung, weil hier auch immer wieder von "Top-irgendwas" gesprochen wird.
Als Jurist, wie in vielen anderen "Butter und Brot- Berufen" muss man nicht "Top" sein, um ein gutes bis sehr gutes Einkommen zu erzielen.
Du musst ja als Jurist nicht gleich der Starverteidiger vor Gericht sein.
Alle Banken und großen Unternehmen suchen, Fachkräftemangel sei dank, auch Leute für u.A. ihre Rechtsabteilungen.
Da kommt man auch unter, selbst wenn man nicht zu den "Top-100" gehört.
Und verdient sehr gutes Geld.

Selber sagst du, dass die Studienkollegen besser sind als du.
Doch selbst diese werden kämpfen müssen, um ein gutes Einkommen zu generieren. Viele von denen, die besser sind, als du, werden notgedrungen oder aus Leidenschaft u.A. als KL arbeiten (müssen).
Da du für dich Lehrtätigkeit ausschließt, musst du dich als künftiger mittelmäßiger (mittelmäßig im Vergleich zu deinen Kommilitonen) Pianist fragen, wie du wirtschaftlich über die Runden kommen möchtest.
Ja, du bringst es auf den Punkt. Das sind meine Gedanken.

Hinzu kommt, dass ich auch nicht weiß, ob ich wirklich Lust habe 4 Jahre soviel jeden Tag zu üben. Ich habe zwar geschrieben, dass mir das ganze Spaß macht aber ich habe auch andere Hobbies, die mir wichtig sind.

Deshalb denke ich auch, dass es Sinn machen könnte, das Jurastudium weiter zu machen und Klavier nicht abzuschließen. Der Abschluss bringt mir leider nichts.
 
Hinzu kommt, dass ich auch nicht weiß, ob ich wirklich Lust habe 4 Jahre soviel jeden Tag zu üben. Ich habe zwar geschrieben, dass mir das ganze Spaß macht aber ich habe auch andere Hobbies, die mir wichtig sind.
Klavier wäre dann aber nicht ein Hobby, sondern Dein Beruf, dem müsstest Du dann schon Priorität einräumen.

Aus welchem Grund hast Du denn Dein Jurastudium abgebrochen?
 
Gibt es da noch andere Gründe den Abschluss zu machen?

Ja, gibt es. In vielen Stationen Deines hoffentlich noch langen Lebens wirst Du immer wieder nach einem Universitätsabschluß gefragt und auch bei Gehaltsverhandlungen entsprechend eingeordnet. Und ein Bachelor gibt Dir die Möglichkeit in einem anderen Studienfach, das Dich vielleich in 5 Jahren brennend interessiert, zu versuchen, direkt ein den Master-Teil hineinzukommen.

Und: 2 Jahre Übezeit als 20jähriger sind ein Geschenk, das Du nie mehr wieder haben wirst. Und es wird einen Kipppunkt geben, an dem Du als 40jähriger bestimmte Stücke üben kannst bis zum Umfallen - und sie immer noch grauslich klingen und nie besser klingen werden. Lieber als 20jähriger die dicken Klopper spielen, dabei Spaß zu haben, als als 30jähriger an ihnen zu verzweifeln.
 
Klavier wäre dann aber nicht ein Hobby, sondern Dein Beruf, dem müsstest Du dann schon Priorität einräumen.

Aus welchem Grund hast Du denn Dein Jurastudium abgebrochen?
Ich meinte damit nicht, dass Klavier mein Hobby ist. Lediglich ist es so, dass wenn man täglich zum Üben mehr oder weniger gezwungen ist, macht halt manchmal weniger Spaß. Ich denke, das ist normal.

Ich meinte damit auch, dass bei 6+ Stunden täglichen Übens eben auch andere wichtige Sachen zu kurz kommen können. Und ich weiß nicht, ob das so schön ist. Erst jetzt im Studium habe ich angefangen so richtig viel zu üben.

Oft ist es schön, soviel Zeit am Instrument zu verbringen, das will ich gar nicht leugnen.

Das Jurastudium habe ich abgebrochen, weil ich schon vor dem Jurastudium also nach meinem Abitur Klavier studieren wollte. Das hat aber nicht geklappt, also hab ich mir gesagt, dass ich ein Jahr Jura studiere und es dann nochmal probiere. Und dann hat’s geklappt.
 
Ja, gibt es. In vielen Stationen Deines hoffentlich noch langen Lebens wirst Du immer wieder nach einem Universitätsabschluß gefragt und auch bei Gehaltsverhandlungen entsprechend eingeordnet. Und ein Bachelor gibt Dir die Möglichkeit in einem anderen Studienfach, das Dich vielleich in 5 Jahren brennend interessiert, zu versuchen, direkt ein den Master-Teil hineinzukommen.

Und: 2 Jahre Übezeit als 20jähriger sind ein Geschenk, das Du nie mehr wieder haben wirst. Und es wird einen Kipppunkt geben, an dem Du als 40jähriger bestimmte Stücke üben kannst bis zum Umfallen - und sie immer noch grauslich klingen und nie besser klingen werden. Lieber als 20jähriger die dicken Klopper spielen, dabei Spaß zu haben, als als 30jähriger an ihnen zu verzweifeln.
Das stimmt vielleicht, jedoch bin ich mir nicht sicher inwiefern der Klavierbachelor bei Gehaltsverhandlungen im juristischen Bereich von Wichtigkeit sein könnte.
Ja, es zeigt Ausdauer. Aber es zeigt auch Ausdauer, wenn ich den Bachelor abbreche und Jura beende.
 

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