Klavierstudium oder Jurastudium

  • Ersteller des Themas SkrjabinLiebhaber
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Deshalb solltest Du den Bachelor mitnehmen, Du wirst ganz unromantisch "karrieremäßig" damit deutlich besser dastehen und in der verbleibenden Studienzeit am Klavier sicher auch noch sehr viel dazu lernen, was Dir sonst entgehen würde.

Ganz pragmatisch:
Ich weiß nicht, ob der TE das weiß:

hat man bereits ein abgeschlossenes Studium dann fällt man beim Erneutbewerben für einen anderen grundständigen Studiengang nicht mehr in die Erststudiengangsquote sondern in die Zweitstudiengangsquote und dort ist das Bewerbungsverfahren anders. Es läuft dann nicht mehr über NC. Man muss sich auf die Zweitstudiengangsquote bewerben mit einem Motivationsschreiben und mit der Note aus dem abgeschlossenen Erststudiengang und eine plausible Begründung liefern, warum diese Fächerkombination sinnvoll ist. Dann erhält man eine Punktzahl und man wird daran mit den anderen Bewerben verglichen.

Bei Medizin ist es meines Wissens nach so, dass die Anzahl der Studienplätze für die Zweitstudiengänger nur bei 2% liegt.
Da gibt es dann einen ziemlichen Kampf um die paar Studienplätze.
Bei Jura wird es in Hotspot-Städten eventuell ähnlich sein??? (bitte bei der Uni informieren). Allerdings weiß ich auch, dass es Jura NC-frei gibt und es dort evtl keine Rolle spielt, wenn man schon einen Studiengang abgeschlossen hat. Auch hier wieder bei der jeweiligen Universität schlau machen.

Es kann also sein, dass du dir mit deinem Abschluss evtl mehr Türen verschließt als dass er dir Türen öffnet (wenn du dann mit dem Studiengang beruflich nicht weitermachen möchtest).

Das wollte ich nur kurz anmerken.

Ich kenne einen Mediziner, der kurz vor seinem Jura-Staatsexamen geschmissen hat, weil er wusste, dass er das nicht möchte.
Evtl war o.g. Problem der Grund. Er hat aber auch gesagt, warum soll er einen Abschluss in etwas machen womit er beruflich defintiv nichts mehr anfangen möchte?
Ja, es wirkt scheinbar weniger schludrig, wenn man durchzieht. Andererseits könnte man aber auch sagen: es zeugt von Ehrlichkeit und Stärke, wenn man sich eingesteht: ok, das war jetzt Bockmist. Warum soll ich den Fehler noch beenden?

Ich habe schon viele Gestalten durchziehen sehen, die dann ziemlich unglücklich in ihren jeweiligen Berufen hocken.
Es ist mMn. nicht immer das Beste.
Einzellfallabhängig.
 
Du lernst richtig gut Klavier spielen. Mit "richtig gut" meine ich für jemanden, der kein Profimusiker ist; nicht Weltstarniveau. Also im Szenario, dass du danach etwas anderes studierst.
Auch wenn das jetzt ungemütlich klingt:
Musikhochschulplätze sind rar. Wenn da einer hockt, der nur "für Spass" ein Klavierstudium beendet, obwohl er weiß, dass er in dem Beruf nicht arbeiten wird, dann blockiert er diesen Platz bis zum Ende des Bachelorstudiums.
Das ist nicht fair gegenüber denjenigen, die es unbedingt studieren und ausüben wollen, und aus Platzmangel nicht genommen werden können. Außerdem ist ein Studium nicht umsonst, das Land bezahlt für jede Stunde, die dort erteilt wird, also alle Steuerzahler. Das finde ich eine wunderbare Einrichtung und sie sollte für diejenigen von Nutzen sein, die sich in diesen musischen Berufen tummeln wollen.
 
Meinst du wirklich, dass die "meisten"(!) nur einfach so irgendetwas studieren?

Nach meiner Beobachtung: Ja.
Sich über den Beruf selbst verwirklichen zu wollen ist ja ein relativ modernes Phänomen. Und dass alle was studieren müssen, ist noch moderner.
Die allermeisten Berufsfelder die es in unserer modernen Gesellschaft gibt, sind aber nun mal keine typischen Traumberufe.

Musikhochschulplätze sind rar. Wenn da einer hockt, der nur "für Spass" ein Klavierstudium beendet, obwohl er weiß, dass er in dem Beruf nicht arbeiten wird, dann blockiert er diesen Platz bis zum Ende des Bachelorstudiums.

Kann ich nachvollziehen. Aber da wäre ich wohl auch zu egoistisch wenn man mir die Möglichkeit bietet.

Wenn aber ein nur-zum-Spaß-Typ die Aufnahmeprüfung besteht und ein ernsthafter Typ nicht, dann ist entweder am Aufnahmeprozess was verkehrt oder der ernsthafte Typ ist einfach zu schlecht. Das Finanzierungssystem ist ja nicht dazu da es jedem zu ermöglichen der unbedingt will, sondern Talente (unabhängig vom Beruf) zu fördern, oder?
 
Die Frage hab ich fast übersehen. Aus meiner Sicht gibt es viele Gründe, und einer davon ist: es fühlt sich gut an (oder kann sich zumindest gut anfühlen), etwas ordentlich zu Ende zu bringen und nicht auf halbem Wege umzukehren. Manchmal ist es sicher sinnvoll, etwas nicht zu tun (z.B. eine Bergtour in Badeschlappen), aber du hast später noch so viele Möglichkeiten, "Wissensarbeiter" oder "Kopfarbeiter" zu werden - den musikalischen Abschluss später noch nachzuholen, wenn es dir einfällt, ist ungleich schwerer.
Das stimmt, es würde sich gut anfühlen, das Klavierstudium zu Ende zu bringen. Aber ich bin auch erst im ersten Semester und jetzt umzukehren wäre noch nicht so schlimm wie im 4. oder 5. Es ist eine schwierige Entscheidung.
 
...war aber gut zu wissen... das mit dem Zweitstudium ist in der Tat tückisch.
"Zweitstudium" geht derzeit so halb, indem man einen B.Sc. im Studiengang A macht und sich damit für M.Sc. im Studiengang B bewirbt. Die Hochschulen sind einigermaßen tolerant, was die Passgenauigkeit A zu B angeht (fast immer muss man als sog. Auflage einzelne Studienleistungen in B nachholen). Aber A=Klavier und B=Jura wäre schwierig (...ginge eh nicht, weil Jura ein Studium mit Staatsexamen ist - ganz andere Welt)...
 
Wir wissen aber ja gar nicht, was bis zum Ende des Bachelorstudiums noch alles passiert. Kann sein, dass @SkrjabinLiebhaber doch noch mit dem Berufsfeld warm wird oder eine Nische findet, für die der Abschluss relevant war.
Da ich selbst in meinem bisherigen Berufsleben schon mehr als einen Seitenweg eingeschlagen habe, weiß ich, dass das Leben manchmal zu Orten führt, die man während des Studiums überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.
Deshalb fände ich es trotz allem sinnvoll, das Studium abzuschließen.
 
Ganz pragmatisch:
Ich weiß nicht, ob der TE das weiß:

hat man bereits ein abgeschlossenes Studium dann fällt man beim Erneutbewerben für einen anderen grundständigen Studiengang nicht mehr in die Erststudiengangsquote sondern in die Zweitstudiengangsquote und dort ist das Bewerbungsverfahren anders. Es läuft dann nicht mehr über NC. Man muss sich auf die Zweitstudiengangsquote bewerben mit einem Motivationsschreiben und mit der Note aus dem abgeschlossenen Erststudiengang und eine plausible Begründung liefern, warum diese Fächerkombination sinnvoll ist. Dann erhält man eine Punktzahl und man wird daran mit den anderen Bewerben verglichen.

Bei Medizin ist es meines Wissens nach so, dass die Anzahl der Studienplätze für die Zweitstudiengänger nur bei 2% liegt.
Da gibt es dann einen ziemlichen Kampf um die paar Studienplätze.
Bei Jura wird es in Hotspot-Städten eventuell ähnlich sein??? (bitte bei der Uni informieren). Allerdings weiß ich auch, dass es Jura NC-frei gibt und es dort evtl keine Rolle spielt, wenn man schon einen Studiengang abgeschlossen hat. Auch hier wieder bei der jeweiligen Universität schlau machen.

Es kann also sein, dass du dir mit deinem Abschluss evtl mehr Türen verschließt als dass er dir Türen öffnet (wenn du dann mit dem Studiengang beruflich nicht weitermachen möchtest).

Das wollte ich nur kurz anmerken.

Ich kenne einen Mediziner, der kurz vor seinem Jura-Staatsexamen geschmissen hat, weil er wusste, dass er das nicht möchte.
Evtl war o.g. Problem der Grund. Er hat aber auch gesagt, warum soll er einen Abschluss in etwas machen womit er beruflich defintiv nichts mehr anfangen möchte?
Ja, es wirkt scheinbar weniger schludrig, wenn man durchzieht. Andererseits könnte man aber auch sagen: es zeugt von Ehrlichkeit und Stärke, wenn man sich eingesteht: ok, das war jetzt Bockmist. Warum soll ich den Fehler noch beenden?

Ich habe schon viele Gestalten durchziehen sehen, die dann ziemlich unglücklich in ihren jeweiligen Berufen hocken.
Es ist mMn. nicht immer das Beste.
Einzellfallabhängig.
Davon höre ich zum ersten Mal. Falls das stimmen sollte, wäre es natürlich noch ein Argument mehr, das Klavierstudium abzubrechen.

Du nennst auch das Problem. Warum soll ich meinen Abschluss im Klavierbachelor machen, wenn ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Konzertpianist werde und auch Unterrichten und Korrepetition nichts für mich sind. Das wäre dann nur zur Selbstverwirklichung und zum Spaß.
 

jetzt umzukehren wäre noch nicht so schlimm wie im 4. oder 5. [Semester]
Sicher? Warum?
Das kommt auf die Perspektive an. Was willst du bekommen? Siehst du es dann als 5 Semester verlorene Lebenszeit? Sie sind ja nicht verloren, du lernst in der Zeit viel.
Aus der Perspektive des Jurastudiums sind sie vielleicht verloren, aber das Leben besteht aus mehr.

Du solltest abwägen: Was investierst du (Lebenszeit, Kosten, späteren Einstieg in den Anwaltsberuf, ...) und was bekommst du (Fähigkeiten, Lebenserfahrung,...)? Dann kannst du entscheiden, ob es dir das wert ist oder eben nicht.
 
Davon höre ich zum ersten Mal. Falls das stimmen sollte, wäre es natürlich noch ein Argument mehr, das Klavierstudium abzubrechen.

Du nennst auch das Problem. Warum soll ich meinen Abschluss im Klavierbachelor machen, wenn ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Konzertpianist werde und auch Unterrichten und Korrepetition nichts für mich sind. Das wäre dann nur zur Selbstverwirklichung und zum Spaß.
Erkundige Dich da wirklich nochmal bei den jeweiligen Unis.
Nun weißt du davon und kannst das bei deiner Entscheidung mit in die Waagschale legen.
 
Wir wissen aber ja gar nicht, was bis zum Ende des Bachelorstudiums noch alles passiert. Kann sein, dass @SkrjabinLiebhaber doch noch mit dem Berufsfeld warm wird oder eine Nische findet, für die der Abschluss relevant war.
Da ich selbst in meinem bisherigen Berufsleben schon mehr als einen Seitenweg eingeschlagen habe, weiß ich, dass das Leben manchmal zu Orten führt, die man während des Studiums überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.
Deshalb fände ich es trotz allem sinnvoll, das Studium abzuschließen.
Das stimmt, ich weiß nicht was noch passiert. Es kann sein, dass ich noch eine Nische finde oder vielleicht doch Konzertpianist werde. Aber ehrlich gesagt ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering. Mein Klavierlehrer an der Musikschule hat mir auch geraten, zumindest die ersten zwei Semester alles zu geben und mich anzustrengen.

Er unterrichtet auch eher ungerne an einer Musikschule aber ist mehr oder weniger durch Familie etc. dazu gezwungen ein geregeltes Einkommen zu haben. Er sagte mir auch, dass es sehr wahrscheinlich, ist dass ich später auch unterrichten muss.

Damals wollte ich das nicht wahrhaben und dachte, dass ich das schon packen kann. Aber man sieht eben an einer Hochschule, dass es sehr viele Leute gibt, die viel besser sind und man sehr hart arbeiten muss um dran zu bleiben.

Ich möchte eben nicht, dass mich dasselbe "Schicksal" ereilt, wie ihm. Ich möchte nicht gezwungen sein, an einer Musikschule untalentierte Kinder zu unterrichten und jede Woche neu anzufangen, weil keiner übt.
 
Sicher? Warum?
Das kommt auf die Perspektive an. Was willst du bekommen? Siehst du es dann als 5 Semester verlorene Lebenszeit? Sie sind ja nicht verloren, du lernst in der Zeit viel.
Aus der Perspektive des Jurastudiums sind sie vielleicht verloren, aber das Leben besteht aus mehr.

Du solltest abwägen: Was investierst du (Lebenszeit, Kosten, späteren Einstieg in den Anwaltsberuf, ...) und was bekommst du (Fähigkeiten, Lebenserfahrung,...)? Dann kannst du entscheiden, ob es dir das wert ist oder eben nicht.
Also verloren ist die Zeit garantiert nicht. Das wäre sie auch nicht, wenn ich die 8 Semester Klavierstudium durchziehe. Ich lerne sehr viel hier, es macht Spaß, die Menschen sind super. Ich werde besser, ich lerne sehr viel Repertoire.

Es spricht eigentlich fast nichts dagegen, das Klavierstudium abzuschließen und erst dann Jura zu studieren. Ich denke mir nur, dass es irgendwie komisch ist, etwas zu studieren mit dem Gewissen, dass das mit dem Traumberuf nichts wird und man danach noch was anderes machen muss. Deshalb denke ich mir, dass ich einfach gleich die Sache abbreche und gleich das studiere, was ich eh danach studiert hätte.

Das macht die Entscheidung so schwierig.
 
Ich möchte noch ein paar Gedanken einbringen:

a) Geld verdienen als Pianist: Hierfür solltest du dich fragen, ob du gerne organisierst. Konzerte acquirieren, mit Veranstaltern kommunizieren und verhandeln, Pressetexte schreiben, Hotels und Zugtickets buchen, Programme schreiben, Telefonieren, das Internet nach Veranstaltungsorten durchforsten etc. Es ist absolut unüblich, hierfür einen Agenten, Manager o.ä. an der Hand zu haben. Manchen macht sowas Spaß, anderen weniger. Wenn man im Ensemble konzertiert, ist es oft so, dass man gewisse Aufgaben untereinander teilt. Einer übernimmt z.B. die Kommunikation mit Veranstaltern, einer kümmert sich um die Reiseorganisation, einer macht (ggf.) Arrangements oder schreibt Programmtexte etc.
Möglich sind natürlich auch musikalische Umrahmungen, Hochzeiten, Taufen etc., da kann man gut Geld verdienen. Ist aber nicht jedermanns Sache. Wenn man einigermaßen gut spielt, kann man sich mit Geschick auch Konzerte besorgen. Das Spielniveau ist nur einer von vielen Faktoren - nicht der wichtigste (wenn du keine ganz großen Bühnen anstrebst).

b) Ein kurzer Gedanke zum Unterrichten: Du könntest einmal kurz erläutern, warum du denkst, dass das nichts für dich ist, darüber wurde hier noch nicht gesprochen. Ich dachte ganz am Anfang des Klavierstudiums auch nicht, dass mich das interessieren könnte. Man hat durch den eigenen Unterricht bzw. die Musikschule(n), die man kennt, durch die Gesellschaft, Eltern, Lehrer und nicht zuletzt Medien (Klavierlehrer werden in Filmen immer komisch dargestellt) ein bestimmtes Bild im Kopf, wie der Unterrichtsalltag vermutlich abläuft. Ich weiß nicht, wo du studierst und ob du da pädagogische und methodische Fächer hast. Sicher ist allerdings: Unterrichten macht vor allem dann Spaß, wenn man es gelernt hat. Wenn man's nicht gelernt hat, kann man es meistens auch nicht, und dann ist es weder für Schüler, noch für Lehrer erquicklich. Es sei denn, man tut zufällig das Richtige, oder man erarbeitet sich über viele Jahre Unterrichtspraxis schöne und sinnvolle Konzepte.

c) Warum das Studium (nicht) beenden: Du weißt nicht, wie du dich über die nächsten drei Jahre pianistisch entwickeln wirst. Manche sehr mittelmäßige Spieler legen einen kometenhaften Aufstieg hin. Dafür ist am wichtigsten die Leidenschaft, die Ehrgeiz, Fleiß und Hartnäckigkeit nach sich zieht, sowie sehr guter Unterricht. Als zweites sei zu nennen, dass ein Musikstudium sehr stark zur Selbstreflexion anregt. Man beschäftigt sich intensiv mit sich selbst, der eigenen Leistungsfähigkeit, dem inneren Empfinden etc., und auch dem Körper. So ein Musikstudium fördert also tatsächlich bis zu einem gewissen Grad die geistige Reife, gerade wenn man noch nicht so genau weiß, was man will. Wer will denn von einem 25-jährigen Juristen beraten werden? Ich nicht...

Ich würde dir außerdem empfehlen, mit deinem Hauptfachlehrer deine Überlegungen zu besprechen. Der kann dir hoffentlich auch nochmal eine Einschätzung geben. Und wenn du nicht sicher bist, dass du sowieso keine Lust aufs Klavierstudium hast, doch mal noch ein Semester weiterstudieren.


LG Stilblüte
 
Es spricht eigentlich fast nichts dagegen, das Klavierstudium abzuschließen und erst dann Jura zu studieren. Ich denke mir nur, dass es irgendwie komisch ist, etwas zu studieren mit dem Gewissen, dass das mit dem Traumberuf nichts wird und man danach noch was anderes machen muss. Deshalb denke ich mir, dass ich einfach gleich die Sache abbreche und gleich das studiere, was ich eh danach studiert hätte.
Dann mach das. Diese Entscheidung ist gar nicht so schwierig.
Als Pianist musst Du unbedingt damit rechnen, zu unterrichten. Ich mag gar nicht an die Coronazeit denken, als allen ausübenden Künstlern ein Auftrittsverbot erteilt wurde. Solche Dinge können immer wieder passieren, aus den unterschiedlichsten Gründen. Wenn man als Pianist nicht in der Lage ist, sich vorzustellen, sein Wissen auch pädagogisch weiterzugeben, dann wird es schwierig mit dem Broterwerb.
Die Künstler, die ausschliesslich auf der Bühne stehen sind sehr rar.
Sehr rar!
Der Drang, zu musizieren muss so stark sein, dass sich Deine Gedanken erst gar nicht ergeben.
Wenn Du jetzt schon denkst, Du kannst nicht genügen, dann möchte ich tippen, dass Du damit Recht hast.
Also mach klar Schiff und halte nicht fünf Eisen im Feuer, wissend, dass Du damit andere behinderst.
Tut mir leid, dass ich das so sagen muss, aber Musik ist ein Fach, dass man eben nicht einfach mal so studieren kann, dann wäre es ja noch eher egal.
Und wenn Du ein erfolgreicher Jurist wirst, kannst Du Dir guten Unterricht leisten und mit Freuden in der Freizeit musizieren.
 
Ich möchte noch ein paar Gedanken einbringen:

a) Geld verdienen als Pianist: Hierfür solltest du dich fragen, ob du gerne organisierst. Konzerte acquirieren, mit Veranstaltern kommunizieren und verhandeln, Pressetexte schreiben, Hotels und Zugtickets buchen, Programme schreiben, Telefonieren, das Internet nach Veranstaltungsorten durchforsten etc. Es ist absolut unüblich, hierfür einen Agenten, Manager o.ä. an der Hand zu haben. Manchen macht sowas Spaß, anderen weniger. Wenn man im Ensemble konzertiert, ist es oft so, dass man gewisse Aufgaben untereinander teilt. Einer übernimmt z.B. die Kommunikation mit Veranstaltern, einer kümmert sich um die Reiseorganisation, einer macht (ggf.) Arrangements oder schreibt Programmtexte etc.
Möglich sind natürlich auch musikalische Umrahmungen, Hochzeiten, Taufen etc., da kann man gut Geld verdienen. Ist aber nicht jedermanns Sache. Wenn man einigermaßen gut spielt, kann man sich mit Geschick auch Konzerte besorgen. Das Spielniveau ist nur einer von vielen Faktoren - nicht der wichtigste (wenn du keine ganz großen Bühnen anstrebst).

b) Ein kurzer Gedanke zum Unterrichten: Du könntest einmal kurz erläutern, warum du denkst, dass das nichts für dich ist, darüber wurde hier noch nicht gesprochen. Ich dachte ganz am Anfang des Klavierstudiums auch nicht, dass mich das interessieren könnte. Man hat durch den eigenen Unterricht bzw. die Musikschule(n), die man kennt, durch die Gesellschaft, Eltern, Lehrer und nicht zuletzt Medien (Klavierlehrer werden in Filmen immer komisch dargestellt) ein bestimmtes Bild im Kopf, wie der Unterrichtsalltag vermutlich abläuft. Ich weiß nicht, wo du studierst und ob du da pädagogische und methodische Fächer hast. Sicher ist allerdings: Unterrichten macht vor allem dann Spaß, wenn man es gelernt hat. Wenn man's nicht gelernt hat, kann man es meistens auch nicht, und dann ist es weder für Schüler, noch für Lehrer erquicklich. Es sei denn, man tut zufällig das Richtige, oder man erarbeitet sich über viele Jahre Unterrichtspraxis schöne und sinnvolle Konzepte.

c) Warum das Studium (nicht) beenden: Du weißt nicht, wie du dich über die nächsten drei Jahre pianistisch entwickeln wirst. Manche sehr mittelmäßige Spieler legen einen kometenhaften Aufstieg hin. Dafür ist am wichtigsten die Leidenschaft, die Ehrgeiz, Fleiß und Hartnäckigkeit nach sich zieht, sowie sehr guter Unterricht. Als zweites sei zu nennen, dass ein Musikstudium sehr stark zur Selbstreflexion anregt. Man beschäftigt sich intensiv mit sich selbst, der eigenen Leistungsfähigkeit, dem inneren Empfinden etc., und auch dem Körper. So ein Musikstudium fördert also tatsächlich bis zu einem gewissen Grad die geistige Reife, gerade wenn man noch nicht so genau weiß, was man will. Wer will denn von einem 25-jährigen Juristen beraten werden? Ich nicht...

Ich würde dir außerdem empfehlen, mit deinem Hauptfachlehrer deine Überlegungen zu besprechen. Der kann dir hoffentlich auch nochmal eine Einschätzung geben. Und wenn du nicht sicher bist, dass du sowieso keine Lust aufs Klavierstudium hast, doch mal noch ein Semester weiterstudieren.


LG Stilblüte
Danke für deine ausführliche Nachricht!

Ich denke, dass das Unterrichten selbst vielleicht gar nicht so schlimm wäre für mich. Wir haben hier an der Hochschule auch ein paar Didaktikkurse, die zwar ziemlich langweilig sind aber das ist nicht der Grund warum ich nicht unterrichten möchte. Der Hauptgrund ist eigentlich, dass ich, falls ich unterrichten sollte, wahrscheinlich an Musikschulen oder als privater Klavierlehrer unterrichten würde.

Und ich bin mir unsicher, ob ich genügend Geduld aufbringen könnte, Kinder zu unterrichten, welche wirklich keine Begabung haben und nie üben. Ich bin da sehr durch meinen ehemaligen Klavierlehrer an der Musikschule geprägt. Ich mag ihn sehr, er hat mir viel beigebracht, ich habe mich immer auf den Unterricht mit ihm gefreut aber er hat mich auch wissen lassen, dass der Unterricht mit den meisten anderen Musikschülern sehr anstrengend ist.

Oft sah ich ihn am Ende eines Arbeitstages und er sah immer sehr frustriert und müde aus. Er hat mir auch gesagt, dass er das Unterrichten nicht wirklich mag.

Und es ist eben Fakt, dass die meisten Schüler wenig üben und ich glaube, dass das auch eine enttäuschende Erfahrung ist. Man übt nicht jahrelang mehrere Stunden jeden Tag, um dann mit mittelmäßigen Schülern irgendwelche Pop Songs zu lernen, oder?

Und Klavierprofessor werden ist, wie schon beschrieben, eigentlich genauso schwer wie Konzertpianist. Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Mit c) hast du definitiv Recht, für meine persönliche Entwicklung wäre das Beenden des Studiums wahrscheinlich schon gut.

Ich werde darüber mit meinem Hauptfachlehrer sprechen.
 

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