Was für ein spannendes Thema.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man sich vom Stimmen dann fernhalten sollte, wenn man das nicht wirklich professionell machen möchte. Die Zeit in's Üben zu investieren ist deutlich sinnvoller.
Wenn man aber mal einen gut intonierten Flügel gehört hat, den ein richtiger Stimmer unter den Händen hatte, dann wird einem gleichzeitig kalt und warm um's Herz.
Chorreinheit, ha! Kein wirklicher Konzertstimmer wird Reinheit anstreben, ganz im Gegenteil. Zuerst einmal wird er in seiner Stimmung eine Balance zwischen allen Saiten herstellen wollen, die dem Instrument gerecht wird, und das ist weißgott nicht immer rein. Es sorgt jedoch dafür, dass das Instrument überhaupt erst einmal in einem Zustand versetzt wird, in dem es unfallfrei einen Ton auch im härtesten Fortissimo hält und der direkt daneben liegende Ton dadurch nicht völlig in den Abgrund gestürzt wird.
Ein richtiger Stimmer stimmt nie losgelöst vom Gesamtzustand des Instrumentes, sondern wird zuerst einmal ein Equilibrium herstelln, in dem sich einzelne Töne so stimmen lassen, dass auch der Rest dazu passt. Ein solcher Stimmer braucht 3-4 grundsätzliche Komplettstimmungen, um das Instrument "auf Linie" zu stimmen. Und die letzte Stimmung ist dann die Kirsche auf der Torte.
Ein richtiger Stimmer kann die Charakteristik eines Instrumentes komplett verändern und das Maximum an Wohlklang, den das Instrument überhaupt erzeugen kann, herausholen, ohne auch nur einen einzigen Ton intoniert zu haben.
Einfach mal als Beispiel:
View: https://www.youtube.com/watch?v=EpzdkA40a2o
Lasst uns mal über Chorreinheit in diesen paar Minuten diskutieren - und dann reden wir darüber, wie das Instrument und die Stimmung tatsächlich klingt.