Auf meinen Einwand, es fände kein Zusammenziehen der Hand statt, ist leider noch keine zufriedenstellende Entgegnung gekommen.
Das liegt an a) Begriffsverwirrung und b) Unkenntnis der physiologischen Vorgänge.
Ich klär das jetzt mal auf.
Was ich mit "Zusammenziehen der Hand" meine und auch für die einzig sinnvolle Bedeutung von "Hand klein machen" halte, ist: mit den zuständigen Muskeln aktiv die Hand schmaler machen bzw. danach dann wieder expandieren.
Genau dies findet auf den Videos nicht statt, und um das zweifelsfrei zu erkennen, reicht auch die Kameraperspektive von links. Denn das ist NUR unter Beteiligung des Daumens möglich! Versucht es mal selbst - man kann nicht die Hand zusammenziehen, ohne den Daumen nach innen zu bewegen!
Man kann allenfalls den kleinen Finger (der ja, so wie der Daumen, einen Extra-Muskel hat) ein kleines Stückchen nach innen in Richtung 4. Finger bewegen.
Auf den Videos ist ganz klar KEINE diesbezügliche Daumenbewegung zu erkennen, also findet auch kein aktives Zusammenziehen oder Expandieren der Hand statt.
Also sind auch alle Übungen, die dieses aktive Zusammenziehen und Expandieren "trainieren", zumindest für diese Etüde nutzlos, so viel läßt sich mindestens sagen.
Was findet denn dann statt?
Ich hoffe, ich kriege das jetzt verständlich formuliert, denn ich stelle fest, das mir das überraschend schwer fällt (es persönlich zu zeigen / demonstrieren wäre sehr einfach und schnell erledigt):
Der Arm führt eine möglichst konstante, ruckelfreie Bewegung nach rechts durch. Kommt man bei Fingern 4 und insbesondere 5 an, so bewegt sich der Arm ja ohne Stopp immer weiter nach rechts. Da der Finger eine Taste drückt, bewirkt das Weiterbewegen des Arms, dass die Hand, sofern die Finger nicht angespannt sind sowie in seitlicher Richtung frei beweglich, an den 5. Finger rangeführt wird, der ja die seitliche Bewegung nicht mitmachen kann.
Man sieht also ein "Schmalerwerden" der Hand, dies ist auch in der Tat unvermeidlich, wenn man das Stück spielen will. Es ist aber, und das ist sehr entscheidend, kein Schmaler-MACHEN. Sondern ein reines Resultat der Armbewegung bei gleichzeitig sich tendenziell möglichst (mangels eines besseren Ausdrucks) "passiv" verhaltenden Fingern!
Es dürfte klar sein, dass auch nur so, mit einem möglichst minimierten Kraft-/Muskeleinsatz, ein erfolgreiches Spielen der Etüde überhaupt möglich ist. Die Chopin-Etüden sind u.a. deswegen so hervorragend und absolute Standardwerke, weil Chopin in ihnen auf geniale Weise demonstriert, welch große Rolle die richtige Koordination spielt und insbesondere die Arbeit vom Arm her mit untergeordneten Fingern, da man mit tumbem "Trainieren" und "Stärken" von Fingern etc. auf absolut keinen grünen Zweig kommt.
LG,
Hasenbein