ich (selbst Spätanfänger) finde die Fragestellung legitim.
Natürlich gibt es da jede Menge Unsicherheiten, sowohl bzgl der Gegebenheiten bei den Lernenden, als auch bei der Einschätzung was "gut spielen" (oder gar "konzertreif spielen") genau heißen mag, und nicht zuletzt auch bzgl der Henle-Einstufung.
Aber wenn man "viele" Daten hätte, könnte man doch eine statistische Auswertung machen und eine Kurve zeigen, die die Verteilung beim Lernfortschritt näherungsweise zeigt. Und anhand der, das wird womöglich der Grund für die Frage sein, könnte man sich dann selbst irgendwo auf der Kurve verorten und überlegen, weshalb man nun da ist und andere anderswo. Das könnte helfen dabei, zu priorisieren, was man an seinem eigenen Lernverhalten ändern möchte.
Eigentlich würde ich annehmen, dass auf Musikhochschulen solche statistischen Untersuchungen schon gemacht wurden (oder vielleicht ist's eher was für Mathematiker?).
Lieber mberghoefer,
ich verstehe, dass Schüler so etwas gern wissen wollen. Aber leider ist die Frage vorab und ohne den Schüler zu kennen, nicht zu beantworten. Denn es sind, um mit deinem Vergleich zu sprechen, sehr, sehr viele Daten in die Statistik miteinzubeziehen, die leider zu großen Teilen nicht zu bemessen sind.
Das sind vor allem die Fähigkeiten des Schülers. Es gibt Tests, vor allem bei sehr kleinen, sehr begabten Kindern, die dann von sehr guten Profs o.ä. unterrichtet werden. Dazu gehört eine Untersuchung der Hand, der körperlichen Koordination, Flexibilität und Fähigkeit zur Entspannung, die Fähigkeit zu singen, Rhythmen nachzuklatschen, einen Puls eines Stücks zu finden, Melodien nachzusingen, Konzentrationsfähigkeit, Intelligenz, Übemotivation, Unterstützung der Eltern u.v.a.m.. Margit Varro macht einen ähnlichen, allerdings nicht so umfangreichen Einstufungstest immer und stellt ihn in ihrem Buch "Der lebendige Klavierunterricht" vor, allerdings nicht mit dem Zweck auszusieben, sondern den Schüler kennen zu lernen und ihn bestmöglich zu unterrichten.
Der geneigte Leser kann sich vorstellen, wie unterschiedlich solche Tests ausfallen! Selbst wenn es gelänge, solche Dinge mit einem Algorithmus in eine Statistik zu bringen, sind sie doch nur ein Bruchteil der "Daten". Und auch nur Anhaltspunkte, denn erst in der gemeinsamen Arbeit zeigt sich, ob die Einschätzung zutrifft. Erst in der gemeinsamen Arbeit zeigt sich, welche umfassenden Fähigkeiten der Schüler wirklich hat.
Was Erwachsene angeht, ist solch ein Test sowieso unnötig und wäre sicher für viele Erwachsene ein Grund, sich schnellstens vom Unterricht zu verabschieden.
Nicht nötig ist der Test, weil es erstens nicht mehr um eine mögliche pianistische Karriere geht und weil zweitens der Klavierlehrer schon nach kurzer Zeit eine realistische Einschätzung des Lernfortschritts treffen kann.
Diese Einschätzungen werden nach, sagen wir mal, 3 Monaten (manchmal schon sehr viel früher
), bei den Schülern sehr auseinander gehen, denn auch hier differieren z.B. Koordinationsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Übeeinsatz, Intelligenz, Rhythmusgefühl, Hörfähigkeit und musikalische Vorbildung in hohem Maße (s.
@Barratt).
Wenn ein Erwachsener schon mal ein anderes Instrument gespielt hat, hat das großen Einfluss auf den Unterricht. Wenn er sich generell für Musik interessiert, in Konzerte geht, viel Musik hört etc., ist sein Gehör ein anderes als bei einem nicht in dieser Hinsicht vor-gebildeten Menschen. So etwas zu messen stelle ich mir außerordentlich schwierig vor.
Im Unterricht stellt der Lehrer schnell fest, wie aufnahmefähig, willig, wie begabt und fleißig ein Schüler ist. Aber schon allein das Übepensum wird im Regelfall schwer zu messen sein. Erwachsene haben ein Berufsleben, haben Familie, noch andere Hobbies... . Sie üben mal mehr, mal weniger.
Trotzdem kann der Lehrer nach etwas drei Monaten eine Einschätzung treffen, wenn es bei dem und dem Übepensum bleibt. Er kann auch sagen, was der Schüler tun muss, um sein heißgeliebtes Ziel zu erreichen.
Hier aber ist übers Internet eine Einschätzung völlig unmöglich. Wenn ich eine Antwort geben sollte, dann von "nie" bis "1 Jahr". Und was interessieren mich als Schüler andere und wie sehr bringt mich das weiter, was andere können, tun und machen? Mich würde eher interessieren, was ist bei "MIR" drin. Und da kann man seinen KL fragen. :)
Liebe Grüße
chiarina