Die Reprise als Teil der Sonatenhauptsatzform ist streng genommen keine Wiederholung, auch wenn die Themen der Exposition erneut auftauchen.
...Ich möchte soweit gehen, zu sagen, dass eine Reprise überhaupt keine Wiederholung ist.
Wir stellen uns zwei Themen - also Charaktere - in einem Drama vor. Die erleben in der Durchführung etwas. In der Reprise tauchen sie zwar auf, aber mit dem Erlebten im Herzen. Das ist ein Unterschied.
Die Themen werden nicht wiederholt. Sie finden sich neu.
Das soll keine Spitzfindigkeit sein, aber ich erlebe es oft, dass die Sonatensatzform von vielen Spielern als etwas Theoretisches, Strukturelles angesehen wird. Sie ist viel mehr als das.
Aber das gehört in einen anderen Faden.
@Jonathan89 : Wenn Du in Deiner Sonatine am Anfang ein piano notiert siehst und acht Takte später ein forte. Was passiert dazwischen? Spielst Du einfach nur leise, leise, leise? Oder überlegst Du Dir ein crescendo zu dem forte, das vielleicht nicht zwischen den Zeilen steht, aber aufgrund einer aufsteigenden Linie Dir vielleicht in den Sinn käme?
Das ist Interpretation.
Wie ein Schauspieler, der einen Satz hat, wie z.B.:
"Wo hattest Du eigentlich mein Lieblingsbuch hingelegt? Wie, Du hast es weggeworfen?! Ich hasse Dich!!"
Wie würdest Du das sprechen?
Auch das ist Interpretation. Kann man es eins zu eins auf die Musik übertragen.
So einfach ist das.