In welcher Reihenfolge/Gewichtung Stücke üben?

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pianina

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Ich habe folgende Frage: pro Woche gehe ich mit meinem Klavierlehrer ca. 4-6 Stücke durch, die ich dann zum nächsten Unterricht üben soll/möchte. Dabei ist meist eine „Warmspielübung“, (z. B. neue Tonleiter, Akkorde etc.), dann 1-2 kleine Technische Übungen/Etüden, 1-2 kleine „Liedchen“ und ein Part von einem 4-händigen Stück, das ich dann gemeinsam mit meinem Lehrer (versuche ;-) ) zu spielen. Alles in allem ist für mich gut zu schaffen, wenn ich jeden Tag übe.

Nun stand ich schon einige Male vor der Frage, wie ich – abgesehen von der Warmspielerei - die Stücke üben soll:
„Verstandlösung“ a) animmer erst ein Stück, bis es perfekt sitzt, dann das nächste?
„Bauchlösung“ b) alles anfangen, so dass sich jeden Tag jedes Stück ein bisschen festigen kann?

Bei der ersten Lösung, habe ich das Problem, dass ich das Stück, was ich schon seit Anfang der Woche übe, perfekt kann, mir das letzte aber erst einen Tag vor neuem Unterricht angeschaut habe und es dann ggf. nicht sitzt . Ich denke, dass es schon gut ist, wenn man mal eine Nacht über eine Übung schlafen kann…

Bei meiner (bisher so durchgezogenen) Praxis schaue ich mir anfangs pro Tag ca. 2 Stücke an und übe sie dann gleichmäßig weiter. Nachteil: wenn ich unverhofft an den Tagen vor dem Unterricht in „Übeverzug“ komme, kann ich im nächsten Unterricht alles nur ein bisschen und nichts richtig…

Was meint Ihr - in welcher Reihenfolge/Gewichtung übt Ihr?

Freue mich auf Euer Feedback!

pianina
 
Also ich übe immer alle Stücke die ich aufbekomme jeden Tag. Wie lang ich das einzelne Stück übe ist unterschiedlich, nach gefühl. Aber alle werden mindestens 10-15 Minuten gespielt. Meistens mehr.

Wie viel Zeit hast du am Tag zum üben?


oli
 
Hallo Pianina,

ich finde, du machst das schon richtig.
Im Prinzip muss natürlich jeder selbst wissen, wie er am liebsten, besten, effektivsten übt (gibt schon einige Themen dazu im Forum), aber es ist in meinen Augen schon sinnvoll, alle Stücke anzufangen.
Vielleicht nicht 10 auf einmal, außer du hast so viel Zeit zum üben ;)
Aber spätestens wenn die Stücke länger und anspruchsvoller werden, wirst du es innerhalb einer Woche nicht mehr schaffen, ein neues für den Unterricht vorzubereiten, d.h. es ist sowieso noch nicht fertig, egal, ob du deine Konzentration nun auf ein einziges richtest oder mehrere.

Da es auf Dauer langweilig wird, die ganze Zeit nur ein einziges Stück zu üben, man außerdem an mehreren Stücken verschiedene Dinge lernen kann und es zudem überhaupt nicht schadet, ein Stück mal einen oder zwei Tage ungespielt zu lassen, bekräftige ich dich in deiner Übeweise, alles anzufangen.

Frag mal deinen Lehrer - aber ich vermute nicht, dass er dir so wenig aufgibt, dass er glaubt dass es in einer Woche perfekt machbar ist.
Eher so viel, dass du verschiedene Aspekte übst und er sieht, wie weit du kommst.

Beste Grüße
Stilblüte
 
@amfortas
Ich versuche so jeden Tag durchschnittlich 45 Minuten "Hausaufgaben" zu machen (ohne das zeitlich zu kontrollieren) plus das, was ich so vor mich hin klimper oder wiederhole. Da ich oft sehr spät spiele, wenn ich mich nicht mehr so konzentrieren kann, ist natürlich die Qualität der Übeeinheiten recht unterschiedlich...


Hallo Pianina,

Frag mal deinen Lehrer - aber ich vermute nicht, dass er dir so wenig aufgibt, dass er glaubt dass es in einer Woche perfekt machbar ist.
Eher so viel, dass du verschiedene Aspekte übst und er sieht, wie weit du kommst.
Mein Lehrer gibt mir genug auf und sieht motivierenderweise auch oft den Fortschritt, auch wenn es noch nicht perfekt ist. Oft gehen wir über ein "noch nicht rundes" Stück hinweg, sobald mein Lehrer sieht, dass ich das Prinzip der Übung verstanden habe.
Ich habe ihn auch schon einmal gefragt, wie ich üben soll. Er meinte immer in Etappen, erst weitermachen, wenn man eine Einheit kann... Aber vielleicht habe ich es auch falsch verstanden und er meinte dass innerhalb eines Stückes.
 
Oft gehen wir über ein "noch nicht rundes" Stück hinweg, sobald mein Lehrer sieht, dass ich das Prinzip der Übung verstanden habe.

An diesem Punkt käme mE oft genau der wesentliche Aspekt, nämlich die wichtigsten (und letzten) 10% des Übens an einem Stück. Ohne die ist ein Stück meiner Meinung nach auch nicht wirklich gekonnt/verstanden/geübt.
Hat nichts mit diesem Thema hier zu tun, wollte ich einfach sagen.

Liebe Grüsse
 
An diesem Punkt käme mE oft genau der wesentliche Aspekt, nämlich die wichtigsten (und letzten) 10% des Übens an einem Stück. Ohne die ist ein Stück meiner Meinung nach auch nicht wirklich gekonnt/verstanden/geübt.
Hat nichts mit diesem Thema hier zu tun, wollte ich einfach sagen.

Liebe Grüsse

Sehe ich im Grunde genauso... ich denke/weiß mein Lehrer auch! Im Moment spiele ich noch eher mehrere kleine Stücke als "ein großes". Es heißt ja auch nicht, dass ich alles "Wischi-Waschi" spielen darf, aber bei MANCHEN einzelnen Übungen, die sich danach noch inhaltlich wiederholen und ich das Grundprinzip verstanden habe muss ich mich nicht eben zu Tode üben.
Oft spiele ich ein "noch nicht rundes" Stück ein paar Tage später nochmal und es klappt plötzlich reibungslos :) .
Sicherlich ist eine Klavierstunde ja auch zeitlich begrenzt. Und ich bin mir sicher, ich würde um einiges zurückliegen, wenn mein Lehrer auf jeden exakten Pausenwert (als Bsp.) "bestanden" hätte. Sicherlich wäre das korrekt, aber ich denke, solange man nicht gegen alle Grundregeln verstößt, ist es (insbesonders als Hobby-Klavierspieler) meiner Meinung nach schon ok.
Jedenfalls ist es für mich irgendwie motivierender.
 
Ich setze mich mehrmals pro Tag ans Klavier, meistens nur für kurze Zeit und um jeweils an einem einzigen Stück zu arbeiten. Je nach Gefühl spiele ich mich kurz mit alten Stücken ein oder auch nicht. Ich habe festgestellt, daß das "Warmspielen" oft nicht erforderlich ist. Je näher ich mit einem Stück an meine Grenzen komme, desto besser ist es jedoch.

Das gute an diesem verteilten Üben ist, daß ich immer mit voller Konzentration bei der Sache bin. Der Nachteil ist, daß man halt ein Klavier am Arbeitsplatz haben muß, sonst dürfte es schwer zu realisieren sein.

Wenn mich aber richtig der Ehrgeiz packt, sitze ich auch mal bis zu zwei Stunden an dem gleichen Stück. Das betrifft aber vor allem längere Stücke mit denen ich in die Nähe meiner Grenzen komme. Wenn die Konzentration aber dabei zusehr nachläßt, höre ich auch spontan auf.
 
Zunächst einmal stoße ich mich daran, dass Ihr die Stücke nicht nur im Ausnahmefall fortlegt, wenn eigentlich die wichtigste Arbeit, vor allem die wo der Lehrer ganz essentiell wird, beginnt. Auch wenn das - scheinbar - schnellere Fortschritte bringt, würde ich das bei meinem Lehrer sehr schnell hinterfragen.

Zum anderen: soweit machbar, natürlich jeden Tag möglichst jedes Stück üben. Dann beginne ich, mal abgesehen von kurzem Einspielen, grundsätzlich mit dem, was am meisten Konzentration erfordert, also das Schwierigste, oder den dicken Brocken zuerst.
 
Zunächst einmal vielen Dank für Eure Antworten. Anhand Eurer berechtigen! Kritiken hat sich für mich die Frage in den Vordergrund gedrängt, ob es wirklich so „verboten“ ist, in Einzelfällen nicht perfekte Stücke nicht beiseite zu legen...

Vorab: vielleicht habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt und es sieht so aus, als ob wir jedes zweite oder dritte Stück „übergehen“. So ist es gottseidank wohl nicht.

Die Frage ist ja auch, was als perfekt angesehen wird? Ich als Anfänger bin mit meinem Klavierspiel seltenst 100% zufrieden, auch wenn ich unterm Strich glücklich und zufrieden bin. Klar sind die Stücke und Übungen meinem Anfängerniveau angepasst und ich fühle mich nicht überfordert, aber als Anfänger bei einem Stück die richtige Dynamik, den perfekten Anschlag, Bewegung etc. alles 100% richtig zu machen, halte ich für sehr erstrebenswert (und ich bemühe mich!), aber für nahezu unmöglich. Dazu fehlt die Übung, die bei manchen Dingen nicht innerhalb eines Stückes gelernt werden kann, sondern die Erfahrung mit sich bringt. Soll man dann solange an einem Stück kleben, bis es einem zu den Ohren wieder rauskommt? Das finde ich nicht sehr motivierend.

An der Einstellung – in allen Lebensbereichen – nicht immer 100% perfekt sein zu können und zu wollen habe ich als sehr ehrgeiziger Mensch jahrelang gearbeitet ;-). Je mehr man sich doch unter Druck setzt, desto weniger klappt`s und desto weniger Spaß macht es.

Ich denke, ein guter Klavierlehrer (und ich halte meinen für einen solchen) kann erkennen, wann das Lernziel einer bestimmten Übung erreicht ist. In der Hinsicht bin ich sicherlich selber viel zu kritisch mit mir selber! Aber wenn 6 Übungen in einem Kapitel denselben Inhalt (lerntechnisch) haben, finde ich es ok., dass man MAL eine bei nur 90% unter den Tisch fallen lässt. Oft wiederhole ich diese Übung dann nach ein paar Wochen – und siehe da, es klappt wunderbar. Elementare Fehler dürfen natürlich nicht übergangen werden, da sind wir uns wohl ausnahmslos einig!

Mir ist es natürlich auch am wichtigsten gemeinsam mit dem Lehrer die 10% zu erarbeiten, die ich alleine nicht schaffe. Deswegen habe ich ja einen...


Aber mich würde es interessieren, wie Ihr das seht und handhabt?
Beherrscht Ihr jede Stück/jede Übung, was Ihr anfangt, danach perfekt???
Gibt es hier Unterschiede von Anfängern/Fortgeschrittenen, Hobby/Profipianisten?

Ich bin richtig gespannt auf Eure Antworten!
 
Bei mir ist es so, dass ich unterscheide in Stücke, die ich vor anderen Leuten vorspielen möchte (sei es im Rahmen von Familienfeiern oder z.B. an der Orgel im Rahmen eines Gottesdienstes) oder als Aufnahme bei PianoSociety abladen möchte. Solche Stücke strebe ich an, auswendig spielen zu können (auch wenn ich die Noten beim Vorspiel vorliegen habe) und einen gewissen dezenten Level zu erreichen. Dafür brauche ich sehr lange Zeit, leider. :cry:

Auch versuche ich, ein paar Stücke als "Repertoirestücke" sicher auswendig zu behalten, um bei unvorhergesehenen Gegebenheiten gewappnet zu sein.

Bei anderen Stücke, die ich "zwischendurch" spiele ohne sie andere hören zu lassen, arbeite ich nicht so lange dran, und verwende weniger Zeit dazu mit entsprechend schlechterer Qualität. Aber irgendwie befriedigt es mich mehr, mir alle Zeit der Welt zu lassen und lange an einem Stück zuzubringen, dafür mit besserer Qualität.
 
Pianina, ich finde deine Einstellung sehr gesund! Meiner Meinung entwickelt sich der "Standard", den man an Ausdruck und Perfektion erreichen kann, mit den Jahren, gleiches gilt für den eigenen Anspruch, der sich - sehr zum Leidwesen musikalischer Menschen - etwas schneller entwickelt. Was also der völlige Laie als fantastisch empfindet ist für einen selbst eher mittlemäßig. Zwischen Anspruch und Fähigkeiten irgendwann eine Balance zu finden ist natürlich auch wichtig, und zwar so, daß man seine eigenen Grenzen kennt und "perfekt" eben das nennt, wo man die aktuelle Grenze erreicht hat. Solche "perfekten" Stücke sollte man im Unterricht nicht weiter ausquetschen sonder sie lieber dem Repertoir für mögliche Auftritte hinzufügen und pflegen. Die nächsten Stücke bringen dann wieder neue Herausforderungen, die die Grenzen der eigenen "Perfektion" wieder etwas erweitern. Durch die "Pflege" der älteren Stücke können diese dann auch noch verbessert werden - mit deutlich weniger Aufwand.

Er meinte immer in Etappen, erst weitermachen, wenn man eine Einheit kann... Aber vielleicht habe ich es auch falsch verstanden und er meinte dass innerhalb eines Stückes.
Ich vermute, er meint mit Einheiten nicht die Stücke sondern Zwischenziele. Vom Erfassen der Noten bis zum letzten Schliff gibt es doch eine Menge von Stationen. Das könnte sein, im Schlußakkord endlich alle Töne gleichzeitig anschlagen zu können oder eine schnelle Passage so zu spielen, daß sich die beiden Händen nicht mehr gegenseitig überholen, einen verwirrenden Rhythmus endlich begriffen zu haben etc. etc.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Pianina,

wie Du es in Deiner letzten Mail formuliert hast, hört es sich ganz vernünftig an; von den davorliegenden hatte ich den Eindruck gewonnen, dass es der Standard sei, dass Ihr Stücke nicht gut beendet.

Was das Gefühl angeht, sie seien fertig: ich glaube, Stücke werden nie fertig, ich bin sicher, dass ich ein Stück das ich jetzt spiele, im nächsten Jahr anders spiele. Und das sind bei mir ja auch alles noch ziemlich leichte Sachen.

Ich bemühe mich bei den meisten, sie ziemlich gut zu können und ich lerne sie auch alle auswendig. Nicht weil ich die Stücke alle auf die nächsten Jahre spielen können will, sondern weil ich die Stücke so auf eine viel tiefere Art lerne. Und vor allem, weil ich mich so viel eingehender mit Noten und Struktur beschäftige sowie schlicht und ergreifend das Auswendiglernen trainiere. Das war anfangs nämlich auch eine ziemliche Herausforderung; und da ist es mir lieber, ich bekomme bei 1- oder 2-seitigen Stücken schon einmal Routine, bevor es dann 10 oder mehr sehr dicht mit Noten bedruckte Seiten sind.
 

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