Vielleicht sollte man zunächst voranstellen: würde das Geld fürs Unterrichten von anderer Seite bereits ausreichend da sein, würde man als Musiker weder Erwachsene noch Kinder unterrichten! (So schön das Unterrichten auch manchmal sein kann)
hallo,
ich weiss, dass es diese Haltung gibt und dass sie nicht unbedingt selten ist. Hierbei spielt natürlich auch die Zeit eine große Rolle, denn wer viele Konzerte zu geben hat, kann nicht "regelmäßig" zu Schulzeiten da sein. Aber es kommt dennoch erfreulicherweise vor, dass Geld nicht das einzige Kriterium ist.
Ich habe den Kompromiss gewählt, einen Nachmittag/Abend Musikschüler zu unterrichten und einen zweiten für "Privatschüler" (wobei letztere sich hauptsächlich aus Klavierstudenten rekrutieren, welche zuätzlichen Unterricht brauchen/wollen) - und das findet nicht regelmäig statt, da muss man sich mit meinen zeitlichen Vorgaben arrangieren (denn ich bin oft genug unterwegs)
Ich unterrichte gern, ich mache das in besonderen Fällen kostenlos, und es ist mir egal, ob es Kinder oder Erwachsene sind - die einzige leidige Erfahrung, die ich gemacht habe: es ist quälend, wenn jemand nach ein paar Jahren Unterricht mit ungeschickten (oft schlicht falschen) Bewegungsmustern ankommt, zwar sehr engagiert ist, aber dann gleichsam von neuem anfangen muss (jedenfalls mit einem neuen Stück und mit einer anderen Arbeitsweise, um eben nicht die angewöhnten Fehler zu reproduzieren)
Einige, nicht alle, meiner früheren Klavierprofessoren hatten ebenfalls - sofern es ihre Zeit zuließ - zusätzlich unterrichtet und das auch empfohlen und gern getan: kölnklavier hat ja ein paar vernünftige Gründe genannt. Für den "Profi" sind "schräge" Prokovev- oder Strawinskiklänge übersichtlich und klar, für den 3-4 Jahre spielenden Anfänger sind sie ein verworrenes Labyrinth (wegen der Jahrszählung muss niemand in Zorn ausbrechen: wer mit 6 beginnt, ist nach 3-4 Jahren 9 oder 10, und mit 9 oder 10 dürften nur wenige die "Harmonik" des frühen 20. Jh. begreifen! vgl kognitive Entwicklung)
Wenn ein Kind was von Bach, Debussy oder Chatschaturjan schön, locker, selbstverständlich und mit Freude spielen und auch vorspielen (!) kann, dann ist das für das Kind und die Zuhörer erfreulich - das funktioniert auch ohne ehrgeiziges "für Wettbewerbe getrimmt werden". Und Kindern Musik nahebringen (ihr hören, ihr taktiles fühlen, ihr wahrnehmen "anleiern") ist für mich eine schöne Aufgabe - und hier ist es auch für den "Lehrer" lehrreich, sein Wissen ganz in eine rein emotionale Darstellung zu übersetzen (denn Kindern kann man keine komplizierten rationalen Vorträge halten - ich zeige immer "hört sich das oder das schöner an": und die hören den Unterschied!!, die können es nur (noch) nicht exakt versprachlichen)
Erwachsene, auch "Wiedereinsteiger", habe ich auf rationaler Basis als sehr engagiert erlebt, aber wie Siloti schreibt auch mit motorischen Problemen (zu schweigen natürlich von den Folgen des Arbeitsalltags, der eben wenig Zeit zum üben gewährt) - hier ist es beinahe umgekehrt wie mit Kindern: die rationale Erklärung wird komplett verstanden, die motorische Umsetzung erweist sich als sehr problematisch, eben weil die Ratio (Kontrolle etc) dauernd hineinpfuscht und ein freies Fühlen/Bewegen kaum zulassen will.
Ein ganz anderer Aspekt zudem: auch das konzertieren ist teilweise eine Art von "informieren" - man "erklärt" mit Klängen; insofern ist das nicht eben Lichtjahre vom unterrichtenden "unterweisen" entfernt.
liebe Grüße, Rolf