Hanon - schon wieder - immer noch

Czerny hat da einiges gebastelt, was für Einsteiger schwieriger zu spielen ist als die Hanon-Übungen. Ob "Mist" oder "toll", davon distanziere ich mich, da dies vor allem vom individuellen Musikgeschmack abhängt.
 
Ich bin es leid dass immer von Personen auf Hanon rum gehackt wird die ihn nicht mehr nötig haben.
...tjaja... Hanon nötig haben ist sicherlich ein schweres Schicksal und das umso mehr, als es Leute gibt, die Hanon nie nötig hatten und trotzdem (eher deshalb) Sachen spielen können, die gut 98% der Klavierenthusiasten unerreichbar bleiben.

Übrigens was die von Sachkenntnis ungetrübten pro Hanon "Argumente" betrifft: den C-Dur Dreiklang findet man bei Beethoven, Chopin, Hanon und Schaum, trotzdem sind Schaum und Hanon weder musikalisch noch spieltechnisch-didaktisch ein Beethoven oder Chopin.

Aber bon, wer Hanon nötig hat, der soll sich gerne damit die Zeit vertreiben - das schont;-);-) die nützlicheren Sachen...
 
...tjaja... Hanon nötig haben ist sicherlich ein schweres Schicksal und das umso mehr, als es Leute gibt, die Hanon nie nötig hatten und trotzdem (eher deshalb) Sachen spielen können, die gut 98% der Klavierenthusiasten unerreichbar bleiben.

Übrigens was die von Sachkenntnis ungetrübten pro Hanon "Argumente" betrifft: den C-Dur Dreiklang findet man bei Beethoven, Chopin, Hanon und Schaum, trotzdem sind Schaum und Hanon weder musikalisch noch spieltechnisch-didaktisch ein Beethoven oder Chopin.

Aber bon, wer Hanon nötig hat, der soll sich gerne damit die Zeit vertreiben - das schont;-);-) die nützlicheren Sachen...

Tsja, das ist ein hartes Schicksal, talentfrei zu sein - da hast Du recht.
98% der Klavierenthusiasten schaffen mit oder ohne Hanon kein Profiniveau - verblüffend.

Ein 100m-Sprinter fragt sich auch, wozu gibts überhaupt Stoppuhren über 10 Sekunden? Wer hat sich den Mist einfallen lassen, ihr Looser. Usain Bolt als Trainer wird wohl sagen, macht mal 10 lockere 100m Sprints unter 10 Sekunden und dann sprechen wir über Technik-Verbesserung.

Magnus Carlsen und Co fragen sich, wozu gibts überhaupt Schachbücher, die Endspiele mit Läufer gegen Bauern etc. erklären? Was ne Papierverschwendung, wer das nicht selbst sofort blickt solls einfach seinlassen.

Ramanujan dachte sich, wozu gibts überhaupt Mathebücher und Mathe-Studium - der Mist liegt doch klar auf der Straße, ist doch logisch. Weniger extreme Talente - viele erfolgreiche Profs/Doktoren der Mathematik, die genug Talent haben um diesen Weg weiterzugehen, fanden den ganzen Schulmatheunterricht meist hochgradig sinnfreie Zeitverschwendung für geistig umnachtete 0-Checker.

Also ob das jetzt alles ein Argument ist - ich rede nicht für oder gegen Hanon - aber ein "ich brauchte das alles nicht, das geht von allein - also braucht das alles niemand" als Musiker mit Talent - und das muss man haben wenn man erfolgreicher Solist wird, sonst geht das einfach nicht (Understatement unangebracht) - das ist ziemlich wirklichkeitsfremd.
Ich frage mich manchmal wirlklich, ob manche Vortänzer hier sich in ihrem Erwachsenen-Leben auch schon mal einem Thema gestellt haben, was ihnen nicht quasi zugefallen ist - mal ein etwas weniger 1-dimensionales Leben - wie wäre es mal mit Tennis oder so. Dann können auch andere über manche "überflüssige Anfängerübungen" mal ordentlich grinsen und stattdessen solle man doch erst mal bissel zuschauen, verstehen und dann gleich richtig spielen.
 
@Andre73 wäre Hanon in Sachen Spieltechnikerwerb so nützlich und fachlich richtig wie ein Endspiellehrbuch, würde dein Vergleich stimmen. Aber das ist nicht der Fall. Die 1873 publizierte Sammlung ist eher ein Kuriosum als ein Kompendium.

Möglicherweise liegt eine Art Irrtum vor:
Heutzutage gibt es für diversen Freizeitsport (laufen, mountainbiking, rollschuhe etc etc) Trainingsprogramme in Sachbuchform. Diese nützen dem Profisportler nichts (mehr), weil er längst weit oberhalb dieser aufbauenden Anforderungen steht. Dennoch sind diese Sachbücher/Trainingsprogramme sportwiss./didakt. auf modernem Niveau und sehr wohl tauglich. ABER die kuriose Hanon Publikation von 1873 ist kein Sachbuch/Trainingsprogramm wie oben beschrieben - das ist der Irrtum. Allein der Materialvergleich mit Liszt, Brahms, Busoni zeigt das offensichtlich. Man überfordert die Hanonsammlung, wenn man moderne Ansprüche stellt oder erwartet. Man geht falsch mit JEDER Sammlung technischer Übungen, wenn man sich einbildet, man habe nun das einzige Supertrainingsprogramm. In diesem Sinn lieber @Andre73 ist es ein schweres Schicksal, Hanon nötig zu haben, und das gleich doppelt: weil man irrt, wenn man das Kuriosum für modern und gut hält, und weil man fehl geht, wenn man sich einzig darauf kapriziert.

Ich hoffe, ich habe das jetzt verständlich genug ausgedrückt.

...und bitte: es kann nicht schwer sein nachzuschauen, was im 19. Jh. an "Etüdensammlungen" und "Übungen" vorlag, und deren Meriten wie auch historische Stellung zu eruieren ist nicht schwer.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Andre73 wäre Hanon in Sachen Spieltechnikerwerb so nützlich und fachlich richtig wie ein Endspiellehrbuch, würde dein Vergleich stimmen. Aber das ist nicht der Fall. Die 1873 publizierte Sammlung ist eher ein Kuriosum als ein Kompendium.

Ich hab auch nur die Sichtweise hinterfragt.
Für mich wurde das Thema schon im anderen Thread ausreichend diskutiert, es dreht sich im Kreis.
 
OK, um aus dem langweiligen Kreislauf von "sinnlos" zu "sinnvoll" herauszukommen:
Welche modernen Übungsvorlagen gibt es denn, sagen wir mal aus den letzten 30 Jahren? :geheim:
 
  1. Warum muss man sich überhaupt einspielen? Was muss hier warm gemacht werden?

  2. Die Hanon Fingerübungen bedienen ja hauptsächlich die lokale Fingertechnik. Ist diese lokale Technik entscheidend für den Top Spieler? Weil ich selbst würde das warm machen, was später entscheidend ist.

  3. Ebenso beim Üben zu Hause. Wird durch ein Einspielen das Üben besser oder nicht? Oder genügt es sofort das Stück zu üben?

  4. Ist dieses warm spielen gar Zeitverschwendung beim Üben zu Hause? Oder gar in der Klavierstunde zeitverchwendung (auch wen nes nur 5 Minuten) sind.
Wie wäre das?

ad 1. Keine Ahnung, ob man das muss. Ich mache es, aber nicht mit Hanon. Ich spiele immer Tonleiter, Arpeggio, Oktavparallelen und Kadenzen (mit Umkehrungen und jetzt auch Moll-Parallelen*) einer Tonart. Dazu brauche ich aber keinen Hanon. Ob meine Kadenzen stimmen, höre ich lustigerweise. Ich könnte sie auch singen (okay, nicht mehr so schön wie früher, habe schon länger nicht mehr im Chor gesungen).

ad 2.: Was verstehst Du unter "lokaler Fingertechnik"?

ad 3: Keine Ahnung. Für mich ist es vielleicht auch so eine Art "Ankommen". Bei Kadenzen genieße ich auch den Klang des Instruments.

ad 4: Auch in der Klavierstunde ist das für mich keine Zeitverschwendung. Es geht z.B. um so Dinge wie Regelmäßigkeit. Ich neige z.B. dazu, am Ende einer Tonleiter schneller zu werden. ("TAC" = Tonleiter-Accelerando-Disease ;-))

Etüden spiele ich durchaus immer mal wieder, aber nicht grundsätzlich.
Ich habe - wie manche hier - gute Erfahrungen mit Czerny gemacht, von Cramer eine Etüde gespielt (die fand ich gut, aber noch ganz schön schwierig für mich), von Heller einige wenige.
Von Sibelius war, so meine ich, auch einmal eine auf dem Programm.

Von Liszt habe ich mir unlängst eine ausgeguckt zum Thema Terzen und Übergreifen; wenn ich die spiele, allerdings ganz gewiss nicht im Tempo, das man auf YouTube findet.

Zu Czerny und Heller gibt es auch nützliche Aufstellungen mit den Übeschwerpunkten.

Über Czerny gibt es übrigens ein interessantes Zitat von Klaus Wolters: "Dieselbe kleine Czernyetüde, die für den Schüler der unteren Mittelstufe in erster Linie eine Konzentrationsaufgabe bildet, kann für den Schüler der Oberstufe zu einer harten Nuß werden im Erreichen äußerster Egalität, Brillanz und Leichtigkeit." (aus: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Zürich 1985, S. 13)

Ich verbinde Hanon noch immer mit meinem Klavierunterricht der 70er Jahre, bei der richtige Töne und richtiger Rhythmus weit, weit vor dem Klang rangierten.
Insgesamt habe ich ihn - wie manche andere hier - als stumpfsinnig empfunden.

*Ich hoffe, dass alle Fachbegriffe richtig sind. Die musikalischen Fachbegriffe sind (noch!) nicht so ganz mein Fall.
 
Mit anderen Worten: Was nicht gefällt, oder was man nicht verstehst, ist Mist. Dummerweise kann ich beispielsweise mit den Chopin-Walzern nicht so viel anfangen. Sind die deshalb auch Mist?

Nö. Die "kleine" Klaviertechnik meint in erster Linie alle Arten des Passagenspiels. Was "lokale Fingertechnik" sein soll, weiß ich nicht. Vielleicht taugt die zum Nasebohren?
 

Du lenkst vom Thema ab.
Das Thema war statt Etüden ordentliche Klavierstücke spielen und sich die Technik anhand von diesen Stücken aneignen. Das Leben ist kurz.
Jeder der auch nur ein wenig von Musik versteht wird mir zustimmen dass deine Etüde gegen den Chopin Walzer musikalisch um Längen verliert ... spiel ich 1000 mal lieber so etwas.

Dazu kann man es auch verwenden ;-)
 
Über Czerny gibt es übrigens ein interessantes Zitat von Klaus Wolters: "Dieselbe kleine Czernyetüde, die für den Schüler der unteren Mittelstufe in erster Linie eine Konzentrationsaufgabe bildet, kann für den Schüler der Oberstufe zu einer harten Nuß werden im Erreichen äußerster Egalität, Brillanz und Leichtigkeit." (aus: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Zürich 1985, S. 13)

Das unterschreibe ich sofort. Teufel auch, sind die tricky... ;-) Die Tücke liegt im Detail.

(also nicht, dass ich mich als "Schüler der Oberstufe" bezeichnen würde, um Himmels willen... :angst:)
 
Jeder der auch nur ein wenig von Musik versteht wird mir zustimmen dass deine Etüde gegen den Chopin Walzer musikalisch um Längen verliert ... spiel ich 1000 mal lieber so etwas.
Und jeder, der etwas von Musik versteht, wird mir zustimmen, dass dein Chopin-Walzer gegen Beethovens Hammerklaviersonate musikalisch um Längen verliert. Deshalb spiel ich die Sonate - und den Walzer nicht.

Merkst du, wie absurd deine Argumentation ist?
 
Danke @Klafina für deine Ausführungen ...

Deshalb spiel ich die Sonate - und den Walzer nicht.
Ja aber das ist ja keine Etüde :-D

Ich sehe das Konzept "keine Etüden stattdessen nur Stücke" ist dir vollkommen neu und du musst dir erst eine Meinung bilden. Dein KL hat vermutlich oft Etüden mit dir gespielt (nehme ich an) .
Es gibt halt noch andere bessere Konzepte ...:geheim:
 
Ich sehe das Konzept "keine Etüden stattdessen nur Stücke" ist dir vollkommen neu und du musst dir erst eine Meinung bilden. Dein KL hat vermutlich oft Etüden mit dir gespielt (nehme ich an) .
Es gibt halt noch andere bessere Konzepte

Wie passend, dass ich gerade dabei bin, den Lehrer zu wechseln (wenigstens für ein paar Monate). Hoffentlich hat der neue KL bessere Konzepte und kann retten, was noch zu retten ist. Bis dahin verzichte ich dann mal besser auf eine Meinung. :blöd:
 
Einfach die antiken, schmucklosen Hanon-Übungen wie eine schmerzfreie Maschine absolvieren. Nix mit Klang, einfach wie ein Reihenzylindermotor durchtakten. :party:
 

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