Hanon - schon wieder - immer noch

Hanon's Sammlung von verschiedenen Figurationen die in allen möglichen Konstelationen immer wieder in der Literatur und auch in der Improvisation vorkommen ist für Kreative eine Fundgrube.
Ein absolutes No Go ist es die Stücke vom Blatt runterzurasseln.
Da gebe ich den Hanon-Kritikern hier recht, wobei ich ehrlich gesagt nicht allen Kritikern zutraue das Hanon-Material sinnvoll verwerten zu können - und zwar nicht lapidar sondern etwas interessanter, in harmonischen und rhythmischen Variationen. Da bietet sich z.B. zum Einstieg Hanon's Übung Nr.2 an:

https://soundcloud.com/user-968193710-382614964/hanon

Der Aufbau besteht aus einer erweiterten Kadenz mit anhemitonischer Pentatonik.
Das zu hörende Grundprinzip kann nach belieben variiert werden, doch sollte man zunächst dem vorliegenden Muster folgen um etwas Sicherheit zu erlangen.
 
Was hat das noch mit Hanon zu tun? Solche Übungen kann man sich aus jedem Material basteln. Und wenn man's nicht kann, dann kann man's auch mit Hanon nicht.

Ich muss gleich ein Konzert spielen - zum Einspielen nehme ich eine bestimmte Cortot-Übung, ein paar Chopin-Etüden und ansonsten spiele ich alle schwierigen Stellen (hihi, davon gibt es heute nicht viele) langsam und ppp und achte dabei genau auf mein Körpergefühl. Das reicht - der Rest findet im Kopf statt.
 
Das Material ist eine Figur aus 8 Tönen, die man so bei Bach, bei Mozart und anderen finden kann. Wozu brauche ich Hanon, um mir aus 8 Tönen eine Übung zu basteln? Das mache ich ständig bei Passagen, wenn die aus irgendeinem Grund nicht auf Anhieb funktionieren.

Cortot ist genauso stumpfsinnig wenn Du ihn vom Blatt spielst.
Das gilt - wenn überhaupt - nur für das erste Kapitel. Ich spiele aber eine Übung aus Kapitel IV, die perfekt geeignet ist, die Hände geschmeidig für weite Griffe zu machen. Sowas findet man bei Hanon überhaupt nicht.
 
Das Material ist eine Figur aus 8 Tönen, die man so bei Bach, bei Mozart und anderen finden kann.
:-) Wieso ist dann die gleiche Figur bei Hanon schlecht?

Das gilt - wenn überhaupt - nur für das erste Kapitel. Ich spiele aber eine Übung aus Kapitel IV,
Das 4. Kapitel bei Cortot klingt musikalisch wahrscheinlich noch stumpfsinniger als die vorhergehenden. Darin besteht kein Zweifel.
Da es für bestimmte körperliche Unzulänglichkeiten zu optimieren ((Spannweite etc.) gedacht ist, ist es natürlich auch, gleichwohl wie Hanon, legitim. Da muss der Nachbar eben mal die Kopfhörer aufziehen.
Ich bin es leid dass immer von Personen auf Hanon rum gehackt wird die ihn nicht mehr nötig haben.
 
Ich bin es leid dass immer von Personen auf Hanon rum gehackt wird die ihn nicht mehr nötig haben.
Solange man Hanon "nötig" hat, nützt er nichts. Was man zur Ausbildung der sogenannten "kleinen" Technik braucht, kann man auch bei Bach, Haydn und Mozart lernen, evt noch an ein paar ausgewählten Etüden von Czerny, Cramer etc. - die aber immer einen musikalischen Kontext mitbringen. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand allein wegen technischer Mängel an einer Bach-Invention oder an einer mittleren Haydn-Sonate gescheitert ist. Es waren immer musikalische Mängel ursächlich, die dann allerdings die technischen Mängel nach sich zogen. Anstatt seine Zeit mit Hanon oder ähnlichem Krempel zu verbringen, sollte man lernen, richtig zu hören und die Musik immer besser zu verstehen. Das genügt völlig, um anhand von progressiver Spielliteratur ein mittleres Niveau zu erreichen. Es ist meiner Meinung nach völlig sinnlos, spieltechnisch der musikalischen Entwicklung vorgreifen zu wollen. Aber genau das versuchen viele (erwachsene) Anfänger und scheitern damit kläglich.

Wer in virtuosere Spären vordringen will, muss sicher irgendwann auch technische Übungen machen. Aber das betrifft dann Spieltechniken, die weit jenseits der Fingerübungen von Hanon liegen. Material findet man beispielsweise bei Brahms, Liszt, Busoni, Saint-Saens und eben auch Cortot. Man muss halt damit umgehen können - ich bin allerdings ziemlich sicher, dass das ohne wirklich kompetenten Lehrer kaum jemandem gelingt.

Es mag sein, dass deine Hanon-Abwandlungen im Jazzpiano einen gewissen Nutzen haben. Für einen klassisch orientierten Pianisten wäre es weit sinnvoller, in derselben Zeit ein Schubert-Lied zu transponieren oder in einem Chor mitzusingen.
 

@mick In deinem sonst schönen Post , widersprichst du dir aber ein bisschen, du schreibst
sollte man lernen, richtig zu hören und die Musik immer besser zu verstehen.
Ok einverstanden
und dann schreibst du
von diesen Etüden ...

Jetzt frage ich dich warum soll sich ein Erwachsener mit Etüden herumschlagen wo er sich doch die Technik anhand von Stücken erarbeiten kann, die musikalisch wertvoller sind??
Hier fehlt mir doch die letzte Konsequenz in deiner Aussage.

Fürs Klavier haben wir ja das Glück dass es eine Uferlose Auswahl an Stücken (damit meine ich jetzt nicht Etüden) gibt.

Der konsequente Schluss ist für mich wenn man die Fingerübungen (z.Bsp. Hanon) als überflüssig deklariert, sich dann die Probleme anhand des neu einzuübenden Stücks (nicht Etüden) herauszuwählen.
 
Das gilt - wenn überhaupt - nur für das erste Kapitel.
Hallo Mick,
Ich finde die Übungen von Alfred Cortot auch im ersten Kapitel durchaus sehr effizient! Er arbeitet hier sehr viel mit Stützfinger und lässt die übrigen Finger triolisch spielen, was mir sehr gefällt.
Aber Hanon!?? Da glaub ich sind wir uns alle einig, dass diese Übungen purer Schwachsinn sind!
 
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Man sieht dem Krempel sofort an, daß er am Reißbrett konstruiert wurde.
 
Jetzt frage ich dich warum soll sich ein Erwachsener mit Etüden herumschlagen wo er sich doch die Technik anhand von Stücken erarbeiten kann, die musikalisch wertvoller sind?

Wer sagt denn, dass alle Etüden musikalisch wertlos sind? Czerny war - im Gegensatz zu Hanon - ein hervorragender Pianist. Er hat immerhin Beethovens 5. Konzert uraufgeführt. Auch als Komponist hat er Bedeutendes geleistet - u.a. ein vorzügliches Konzert für 2 Klaviere geschrieben. Und unter seinen hunderten Etüden wirst du nicht eine einzige finden, die handwerkliche Mängel aufweist. Und musikalisch wertlos sind sie ebenfalls nicht - auch wenn der klaviertechnische Aspekt mehr im Vordergrund steht als beispielsweise in den Konzertetüden von Chopin oder Liszt. Hier ein Beispiel - du wirst unschwer erkennen, dass das meilenweit von Hanon entfernt ist:


View: https://www.youtube.com/watch?v=jKJWfUTmZeQ
 
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Soll ja nicht heißen dass es keine halbwegs Etüden gibt. Czerny hat aber viel Mist dabei.
Und trotzdem sind gute Stücke (nicht Etüden) tendenziell musikalisch anspruchsvoller.
Das heißt eine einzelne halbwegs Etüde (mir gefällt sie nicht so) heraus zu zaubern hilft hier wohl als Argument wenig weiter ...;-)

Kontere mit einem guten Stück ...
 
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