Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen, und ich hoffe, jetzt wird nicht wieder alles unendlich zerpflückt hier - es ist nun mal schwierig, Dinge, die man eigentlich vormachen und zeigen muß, schriftlich festzuhalten.
Hallo hasenbein,
ich weiß, dass du schon von der Tonleiterdiskussion damals ziemlich genevt warst. Und das lag natürlich an mir und meinem penetranten Nachfragen.
Aber trotzdem ist es mein großes Bestreben, Klarheit in die pianistischen Bewegungsabläufe zu bringen. Auch wenn wir uns vielleicht oder sogar wahrscheinlich im direkten Gegenüber/Kontakt sofort einig wären, ist es doch auch für die Mitlesenden wichtig, dass wir versuchen, eine Wortwahl zu finden, bei der wir uns größtenteils einig sind und wissen, was gemeint ist.
Bitte, bitte versteh es also nicht als persönlichen Angriff (gilt auch für klavigen), wenn ich jetzt doch noch mal meinen Senf dazugebe. Vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich, gleich Gemeintes auch ähnlich zu formulieren.
Grundsätzlich sind wir uns bestimmt alle einig, dass "alle Achsen und Gelenke frei" sein sollten beim Klavierspielen. Dieser Ausdruck ist von dir und hat mir super gefallen.
Des weiteren sind wir uns sicher alle einig bei den folgenden möglichen Bewegungen des Handgelenks:
Das Handgelenk (jetzt immer HG genannt) kann mehrere Positionen einnehmen.
Tiefe oder hohe Stellung und auch seitliches Abweichungen.
Dein Unterarm ist ein starker Motor, wie auch andere Muskelgruppen und die müssen die Hauptarbeit verrichten und die Finger nur an die richtigen Positionen bringen.
Diese Bewegungen führen bei einer Fünf-Finger-Übung 12345432123454321 zu einer Ellipse. Man kann sich dabei einen elliptischen Hula-hoop-Reifen um das Handgelenk vorstellen, den man beim Spielen dieser Übung ausfüllt. Tendenziell geht man beim Daumen mit dem Handgelenk nach unten, dann rechts unten zur Seite, dann beim 5. Finger wieder hoch, links oben zur Seite und dann beim Daumen wieder runter. Diese Bewegung sollte leicht, flüssig und gelöst (keine klanglichen Akzente), der Klang frei sein, damit, wie hasenbein befürchtete, keine Spannungen auftreten.
Eine
ganz andere Bewegung ist die Unterarmrotation. Das ist die Bewegung, die man automatisch beim Drehen eines Türknaufs macht (s. auch klavigen Zahnpastatube ). Die benutzt man meiner Meinung nach in der Regel nicht bei 12345432123454321, sondern eine entsprechende Übung wäre z.B. 15141312131415 oder 1515151. Bei Tremolis braucht man diese Bewegung oft, auch z.B. im ersten Satz der Pathetique nach dem Grave (l.Hd.). Bei der Unterarmrotation sollte, wie Rolf schon geschrieben hat, das Handgelenk ganz durchlässig und flexibel sein.
Natürlich ist es so, dass bei pianistischen Bewegungsabläufen oft viele verschiedene Bewegungen zusammenkommen. Bei Anfängern sollte man aber meiner Meinung nach die einzelnen Bewegungen getrennt üben, wobei natürlich, wie oben erwähnt, alle Achsen frei sein sollten. Mir geht es vorwiegend darum, die Unterarmrotation und die Ellipsenbewegung des Handgelenks auseinanderzuhalten, weil es m.M.n. zwei verschiedene Bewegungen mit ebenso verschiedenem Ursprung sind. Natürlich beeinflussen sich Bewegungen gegenseitig und Gelöstheit aller Gelenke ist wichtig.
D.h., wenn man sich mit derartigen Instrumentalbewegungen beschäftigt, ist es zweckmäßig, vorrangig den Ellenbogen (=Armschwerpunkt) zu fokussieren, denn von dort wird die Armbewegung (des ganzen Arms!) am besten geführt. Außerdem prüfe man, ob man die Hand schlapp hängen lassen kann. Denn bei Anheben des Arms beispielsweise muß die Hand sozusagen wie diese Troddeln am "Vileda Wischmop" hängen, damit die Finger so weit wie möglich in Tastenkontakt bleiben. Dadurch entsteht dann die "Handgelenksbewegung nach oben".
Man kann als weitere vorbereitende Übung auch "aus der Luft" die schlapp hängende Hand auf die Tasten senken (wieder erfolgt die Bewegung aus dem Armschwerpunkt heraus) und dann den Arm weiter senken, so daß irgendwann das Handgelenk nach unten einknickt.
Geht das gut, kann man anschließend auch mal mit dem Ellenbogen Kreise fahren, wodurch dann die sogenannte "Handgelenksrotation" entsteht.
Das Ganze kann man auch erstmal an einem Tisch o.ä. machen.
hasenbein, dein Vileda Wischmopp gefällt mir ausgesprochen gut! :D
Sprachlich tue ich mich nur schwer mit dem Begriff Ellenbogen= Armschwerpunkt. Du hast doch selbst mal ein Bild gebracht (welches, weiß ich nicht mehr), dass das Gleiche meinte, was ich schon mal mit dem Bild der Hängebrücke versucht habe zu zeigen: der Arm ist quasi am Schulterblatt als dem einen Punkt und den Fingerkuppen als dem anderen Punkt aufgehängt. Der Arm ist ganz leicht und die Gelenke durchlässig. Der Kontakt der Fingerkuppen mit den Tasten ist sehr intensiv, man kann sich vorstellen, in eine dicke herrliche weiche Matratze einzusinken.
Ich nehme mal an, dass du das auch so siehst und deswegen stört mich diese Konzentration auf den Ellenbogen als irgendeinem Schwerpunkt. Bei Mitlesern könnte das falsch ankommen.
Was du wahrscheinlich meintest, ist die Wichtigkeit des Ellenbogens bei der Armführung. Oder?
Ich hoffe jetzt, dass ich nicht nur genervt habe - ich werde das garantiert nich tständig schreiben. Aber da ich dich und klavigen sehr schätze im Forum, könnte man doch noch mal versuchen, mehr sprachliche Klarheit in die pianistischen Bewegungsabläufe zu bringen.
Viele Grüße
chiarina