Also @xXanonymXx mal im Ernst: Was macht dich so sicher, dass die Etüden für dich sinnlos sind und du den Inhalt schon kannst?
Ich bin mir 100% ig sicher, dass Martha Argerich alle Etüden, die du spielen kannst, so viel besser spielt, dass ich blind und taub den Unterschied heraushöre.
Natürlich kenne ich die Absichten deiner Lehrerin nicht und weiß auch nicht, wie genau du spielst. Aber die wichtigen Grundlagen des wirklich professionellen Klavierspielens kann man an fast jedem Stück demonstrieren, weil man sie auch in jedem Stück anwendet. Sogar in Hänschenklein. Das ist wirklich nicht übertrieben.
Ob man dafür jetzt Etüden hernimmt, ist eine Philosophie-Frage. Ich habe wenig Etüden in meinem Leben gespielt, aber mich doch immer wieder (vor allem zu Beginn des Studiums) mit Brahms-Übungen und Cramer-Bülow beschäftigt, auch Chopinetüden und kleine ausgedachte Fingerübungen, Cortot-Übungen zu den Chopinetüden und so weiter.
Aber ich muss auch sagen: Ich bin kein großer Virtuose. Um das zu werden, hätte ich viel mehr Fingerübungen und Etüden spielen müssen. Ich kann wohl den Großteil der Klavierliteratur schön spielen, wenn ich ihn übe, aber es gibt auch vieles, was ich nie im Konzert, oder auch überhaupt, spielen können werde. Was ich auch nicht muss.
Ich bezweifle es zwar, aber wenn du wirklich, wirklich, wirklich, wirklich Konzertpianist werden willst, solltest du ab jetzt jeden Tag mindestens 3, eher 4-6 Stunden üben und davon auch einen Teil in Fingerübungen investieren. Und du brauchst einen sehr guten Lehrer und musst auch das Vertrauen besitzen, dich auf diesen einzulassen und das zu tun, was er sagt. Ich kenne begabte Studenten, die glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen und üben, was und wie sie wollen, glaub mir, das geht selten gut.