Hm, mir hat noch nie ein Arbeitgeber meinen Weg zur Arbeit bezahlt.
Na und? Muss man sich daran orientieren, wie andere Leute handeln? Oder sollte man sich nicht daran orientieren, wie man selbst gern hätte, dass andere sich einem selbst gegenüber verhalten?
Geld wird als Motivation meist überschätzt. Von beiden Seiten.
... was allerdings nicht den Umkehrschluss zulässt, dass eine zu geringe Vergütung KEINEN Einfluss auf die Motivation hat.
Die Dumping-Vergütung entsteht durch die Dienstleister/Anbieter selbst. Wer gefühlt zu wenig nimmt, weil er meint, sich dem Markt über den Preis anpassen zu müssen, ist der Hauptmotor von Dumping-Preisen, denn so eine Anpassung geht immer nur in eine Richtung: Nach unten.
Das stimmt, das ist Wahnsinn. Ich nehme gern ein Beispiel aus Deiner Branche: Wohl wissend, was zu erwarten ist, wenn Hausdächer und Dachrinnen nicht halbwegs regelmäßig gewartet werden, wandte ich mich mit diesem Anliegen an einen zwei Käffer weiter ansässigen Meisterbetrieb. Der Chef erschien, schaute sich die Sache an, druckste irgendwie komisch herum. Auf meine BITTE, sich frei heraus zu äußern, kam er mit dem Umstand zur Sprache, angesichts der Gegebenheiten aus Sicherheitsgründen lieber mit einem wandernden Gerüst arbeiten zu wollen, aber das koste natürlich... (bekümmerte Miene seinerseits).
Über Kohle war bis dahin noch nicht gesprochen worden, also erkundigte ich mich, von welcher Größenordnung wir überhaupt reden. Der Preis, den er zögernd nannte, war exakt ein Zehntel davon, womit ich gerechnet hatte (zugegeben: in völliger Unkenntnis der Branche). Ich habe verblüfft gelacht! (Ist nicht meine Art, aber in dem Moment konnte ich nicht anders.) Er erwähnte, dass den Kunden (die vermutlich auch keine Branchenkenntnisse haben) das Gerüst oft zu teuer sei. Hallo? Habe ich Lust auf einen Unfall auf meinem Grundstück und die ganze Aufregung, das schlechte Gewissen etc.?
Solche Erlebnisse habe ich dauernd, egal um welche Gewerke es sich handelt.
Irgendwer hat den Reitsport angesprochen - es liegt in meiner Natur, darauf anzuspringen, und dieser Thread bietet mir gleichzeitig die Gelegenheit, den Bogen back to topic zu finden: Ein*e Konzertpianist*in entspricht in pianistischer Hinsicht etwa einer/m Grand-Prix-Ausbilder*in im Dressurreiten. Letztere verlangen und bekommen je nach Gesamtumständen, Bekanntheitsgrad etc. zwischen 70 bis 100 Euro für die halbe Stunde Einzelunterricht.
(Mehr als eine halbe Stunde ist nicht sinnvoll, weil dem Partner Pferd - nach Aufwärm- und Lösungsphase - mehr als eine halbe Stunde intensiver Arbeit nicht zuzumuten ist. Das ist natürlich anders, sobald es sich nur um Menschen handelt wie in der Pianistik - von Menschen darf man mehr verlangen. Was mir persönlich so unwahrscheinlich gut am Klavierspielen gefällt. Wenn etwas nicht klappt, übe ich es halt fünf Stunden, und wenn es sein muss, am folgenden Tag nochmal, und dann klappt es meistens. Wenn man das mit einem Pferd machen würde, hätte man zu Recht die KriPo auf dem Hof wegen Tierquälerei und das Pferd wäre in den darauffolgenden Monaten/Jahren ein Fall für die Weide.)