Gute Frage - Was darf ein... kosten?

Wo bleibt denn der Bildungskanon, wenn es um Mathematik geht? "In Mathe war ich immer schlecht" - erleichterter beipflichtender Applaus - wer kennt die Szene nicht.
Finde ich auch absolut schrecklich und furchtbar. Mathematik ist schlieszlich eine der bedeutensten Kulturleistungen. Aber es geht auch andersherum, von einem Mathematiker hoerte ich einmal: "Was, Sie interessieren sich als Chemiker fuer Mathematik, dann stimmt bei Ihnen ja irgendetwas nicht" (War natuerlich ironisch gemeint, der Professor war hocherfreut!).

Wenn das stimmt, dasz Musikinstrumente wieder in "Mode" kommen, finde ich das ja gut. Aber das ist vielleicht nur in bestimmten "aufstiegsbeflissenen Kreisen" in Deutschland so? Wie war das bei den "Asian Americans": "Sie spielen Geige? Das ist schlecht, Gitarre, das waere noch tragbar, da viel cooler, aber besser waere, Sie spielten Baseball in der Schulmannschaft. So wird das mit der Eliteuni nichts, Sie wollen schlieszlich spaeter "leadership" ausueben. Wo sehe ich das an ihrem Lebenslauf mit Geige im Orchester?". Scheint tatsaechlich vorgekommen zu sein. Ein Einzelfall? Vielleicht kommt wieder mehr Vielfalt -- hoffen wir es.

Mit "den Klavierunterricht nicht ernst nehmen" meine ich z.B., dasz die Sproeszlinge kommen: "Naechste Woche kann ich nicht, bin auf der Geburtstagsfeier von xy, da muessen Sie mir einen anderen Termin geben." Oder: Da ist Sportfest, Wettkampf etc.. Die Eltern verlangen doch allen Ernstes Nachholtermine fuer die so verpaszten Stunden. Das ist gelebte Realitaet an vielen Musikschulen. Wenn man die Schueler abblitzen laeszt, ist man entweder "der Boese", die Eltern drohen wegzugehen, nicht zu zahlen, bzw. sie versuchen es staendig auf diese Weise. Wo ist da der Stellenwert des Klavierunterrichts? Von beruflicher Laufbahn reden wir doch gar nicht.
Natuerlich gibt es auch ganz andere, auch die Ueberehrgeizigen, keine Frage. Aber gerade die, die wenig zahlen wollen, suchen eben oft einen unverbindlichen Zeitvertreib. Es gibt aber natuerlich auch welche, die nicht oder sogar nichts zahlen koennen, es aber durchaus ernst meinen und sogar sehr begabt sind. Es gibt "das ganze Spektrum".

Jannis
 
Wo bleibt denn der Bildungskanon, wenn es um Mathematik geht? "In Mathe war ich immer schlecht" - erleichterter beipflichtender Applaus - wer kennt die Szene nicht. Bring das mal für Deutsch oder Kunst...peinlich!

Ist bei Physik (und Technik) auch nicht besser. Ich schrub mal:

"...
Was hält Dich auf dem Boden?
Schon mal ein Auto benutzt oder einen Kühlschrank?
Was sichert die Sicherung im Schaltschrank und wie viel Watt dürfen die Verbraucher ziehen, die an einer handelsüblichen Sicherung hängen?
Schon mal einen Regenbogen gesehen?
Einen schillernden Ölfilm? Und was der Pfau damit zu tun?
Warum fliegen Vögel?
Was ist Licht?
Was ist der Doppler-Effekt?
Was heißt 'entspiegelte Gläser'?
Wie macht man Röntgenstrahlung?

Und solche Sachen wie: Woraus besteht unsere Atemluft? Was ist Kochsalz? Seife?
..."

Und die Liste könnte man fortsetzen ... was ist ein Polfilter und was hat 3D-Kino damit zu tun? Und wieso kann man damit Reflexionen auf Wasseroberflächen reduzieren, wenn man eine Fotoaufnahme machen will? Oder dir Radiokarbonmethode zur Altersbestimmung?

"tabula rasa", würde mein Lateinlehrer sagen.

Grüße
Häretiker
 
Mich würde ein besserer Vergleich unter Berücksichtigung der Qualifikation und Unterrichtshäufigkeit interessieren?

Die Regelmäßigkeit der Dienstleistung, sowie zu einem gewissen Grad auch das Persönliche und den Effekt der Veranstaltung kann man sicherlich mit Psychotherapie vergleichen. Normalerweise wöchentliche Taktung, etwa eine Dreiviertelstunde (üblicherweise). Der Unterschied ist, dass das dreifache Honorar des Therapeuten (90 €) normalerweise die Krankenkasse trägt und die Therapie nach einem halben oder einem Jahr zu Ende ist und der Klavierunterricht über Jahre läuft.

Vergleiche hinken immer sehr und auch dieser tut das. Ich möchte mit dem Beitrag nur mal ein bisschen Inspiration geben.

Persönlich wünsche ich mir auch eine Bezahlung/einen Stundensatz, die/der deutlich mehr in die Richtung der meisten selbstständigen Berufe (Psychotherapeuten, Coaches, Handwerker etc.) geht. Das ist jedoch schwierig, angesichts der finanziellen dauernden Last, die regelmäßiger Instrumentalunterricht für eine Familie bedeutet. Doch: Jeder von uns Instrumentalpädagogen muss den Mut haben, weg von den Dumping Preisen zu kommen und für anständige Beazahlung einzustehen. So kann der Berufsstand auch mehr Anerkennung und Wertschätzung bekommen, anstatt dass man all seine Fähigkeit, Leidenschaft und Sachverstand für billig verscherbelt.
 
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Diese Frage, was DARF! ein Klavierlehrer kosten...und dann die Kommentare. Da bin ich fast die Wand hochgegangen. Ich darf kosten was ich will, ob dann jemand noch zu mir kommt ist die andere Frage.

Dito. Diese Fragestellung ist völlig unsinnig und zeigt die Geringschätzung unseres Berufsstandes, die uns von außen teilweise entgegengebracht wird. Da gibt es nur eins: Selbstbewusst sein und gleichzeitig zu dem Wert der eigenen Arbeit stehen in vielerlei Hinsicht: Zum Wert für das Kind, das man unterrichtet. Aber eben auch zum Wert, wie man seine Arbeit honoriert haben möchte.
 
Persönlich wünsche ich mir auch eine Bezahlung/einen Stundensatz, die/der deutlich mehr in die Richtung der meisten selbstständigen Berufe (Psychotherapeuten, Coaches, Handwerker etc.) geht.
Persönlich wünsche mir auch eine Bezahlung für das Verfassen von Forenbeiträgen bei Clavio, die in die Richtung dessen geht, was ein Staranwalt für seine Schriftsätze bekommt. ;-)

Vorschlag: Werde einfach Therapeut oder Handwerker.
 
Also ich würde immer danach gehen, was ich selbst als angenehm empfinde.
Es würde mich als Lehrer stressen, wenn ich sehr hohe Preise verlangen würde.
Gerade meine Musikerkollegen, von denen ich auch z.T. die Kinder unterrichte, haben wenig Geld..dafür tolle begabte Kinder
Mir ist das Wichtigste, dass das Geld zuverlässig gezahlt wird und ich mache Verträge. Wer nicht kommen kann, dessen Stunde verfällt, ich mache keinen Stress mit Nachholen.
Ich werde durchbezahlt.
Alles Dinge, die es mir sehr viel angenehmer machen als z.B. Leuten , die von Einzelaufträgen leben müssen.

Ich weiss auch nicht, ich glaube ich bin so teuer wie die Musikschule-dort ist es so, dass die Lehrer nur 60 Prozent bekommen von dem was die Eltern dort zahlen. Das ist das Problem.
Ich könnte teurer sein-aber ich denke auch, so viel Geld haben gerade Eltern mit Kindern nicht, und ich will den Durchschnitt erreichen und nicht nur die Leute, die viel Geld haben.

In Berlin, da meinte ein Musikschulchef allen Ernstes, er würde seinen Lehrern 10 Euro für 60 Minuten bezahlen.
Die Polen würden das für den Preis machen. Und seine Flyer lässt er auch in Polen drucken.

Das war für mich ein Grund , nicht nach Berlin zu ziehen.




Liebe Grüße
Sweetch
 
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Du überlegst dir nicht, nun womit kann ich einigermaßen verdienen, was interessiert mich bisschen und wofür reicht mein Schulzeugnis? Sondern du wirst Musiker aus Leidenschaft, einfach weil es das Geilste der Welt für dich ist. Da ist das Finanzielle sehr hintergründig.

Das gilt für alle Studienfächer, die nicht unmittelbar zu einem konkreten Beruf führen. Alle Studierenden von Geisteswissenschaften werden von jedem Nicht-Geisteswissenschaftler gefragt: "Soso. Und was machst Du später mal damit - Lehrer?"
 
Die wenigsten Studienfächer führen ohne Umweg in einen konkreten "Beruf". Das mit dem direkten Einstieg ist eine schöne Geschichte, die auch gerne und oft erzählt wird, die meiner Erfahrung nach aber selbst für Betriebswirte (die ebenso oft als Gegenbeispiel zu den Geisteswissenschaftlern herhalten dürfen) nicht standardmäßig gilt.

Aber ich schweife ab. Zurück zu den Stundensätzen :-) denn auch wenn man primär der holden Kunst frönt, von irgendwas will die Miete ja bezahlt sein.
 
@Dorforganistin

Das Tertium comparationis war nicht der "direkte Einstieg in ein lukrativ bezahltes Angestelltenverhältnis im ewigen Kreislauf der Kapitalverwertungsinteressen", sondern die Leidenschaft für die (schlimmstenfalls brotlose) Sache.
 
Die wenigsten Studienfächer führen ohne Umweg in einen konkreten "Beruf". Das mit dem direkten Einstieg ist eine schöne Geschichte, die auch gerne und oft erzählt wird, die meiner Erfahrung nach aber selbst für Betriebswirte (die ebenso oft als Gegenbeispiel zu den Geisteswissenschaftlern herhalten dürfen) nicht standardmäßig gilt.

Aber ich schweife ab. Zurück zu den Stundensätzen :-) denn auch wenn man primär der holden Kunst frönt, von irgendwas will die Miete ja bezahlt sein.

Der Unterschied ist allerdings, dass die anderen Geschichten, die über Umwege geschehen, auch reich machen können. Die Umwege des Musikers, sollte er weiter mit Musik zu tun haben, machen eigentlich nie reich.

Eine Zeitlang kursierte die Idee, man könne ja Musik für Manager anbieten...das hat aber dann irgendwie doch keiner geschafft, weil die Manager lieber in den Klettergarten gehen.:coolguy:
 
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Ich kenne persönlich einige, die regelmäßig Musikworkshops in Unternehmen anbieten und damit einen Teil ihres Einkommens bestreiten. Ganz unmöglich ist die Idee nicht, wenn auch selten als Einzelthema erfolgreich. Die Sache mit dem Klettergarten wird inzwischen auch nicht mehr so bereitwillig gebucht wie früher, weil es mit dem Transfer in den Arbeitsalltag doch öfter mal hakt. Aber das ist ein anderes Thema, wir sind hier ja nicht im Personalentwicklerforum. ;-)

Ich hatte erst vor kurzem ein spannendes Gespräch mit einem Berufsmusiker, der seine verschiedenen Einkommensquellen (Unterricht, Konzerte, Workshops...) als sicherer empfand als meinen festen Job in einem Unternehmen in der Entertainmentbranche, wo es durchaus immer mal wieder auf und ab geht und Projekte gestoppt werden.

Nebenbei bemerkt, ich denke, dass die Definition von "reich" auch individuell ist. Mancher fühlt sich schon reich, wenn er jeden Monat einen kleinen Betrag in den Sparstrumpf stecken kann, und manch anderer erst dann, wenn das eigene Motorboot am Bodensee auf ihn wartet.
 
Geht's hier um Reichtum? Die Frage "Was darf ein Klavierlehrer kosten?" Kann man ja auch anders formulieren: Was ist Euch ein guter Klavierunterricht wert?

Der Unterschied zwischen UMSATZ und EINKOMMEN scheint hier nicht jedem geläufig zu sein. Fast jede Dienstleistung, die ich (ohne Schwarzarbeit!) "einkaufe", kostet mich im Stundenlohn mehr als das, was ich selbst verdiene. Allerdings ist mir bewußt, daß jeder Handwerker Sozialabgaben, Steuern und diverse Betriebsausgaben zu zahlen hat. Auch von dem, was ich einnehme, muß ich erst einmal Mehrwertsteuer abführen, Raumkosten, Klavierstimmer und andere Betriebskosten bezahlen.

Es ist ein Leichtes, darüber zu lamentieren, daß die "kapitalistischen Unternehmer" für die Produktion von T-Shirts in der Dritten Welt Hungerlöhne zahen. Aber wenn es darum geht, selber einen angemessenen Stundenlohn zu zahlen, wird der kulturbeflissene Gutmensch auf einmal knauserig.

PS. Wenn ich sehe daß Haushaltshilfen (ohne Ausbildung und Betriebsausgaben) dasselbe verlangen (und auch bekommen) wie ein Klavierlehrer, dann kann irgendetwas in diesem Lande nicht stimmen.
 
Vorab: Ich war bei meiner Suche nach Klavierunterricht zunächst auch sehr überrascht, wie vergleichsweise preiswert der zu haben ist.

Wenn ich sehe daß Haushaltshilfen (ohne Ausbildung und Betriebsausgaben) dasselbe verlangen (und auch bekommen) wie ein Klavierlehrer, dann kann irgendetwas in diesem Lande nicht stimmen.
Doch. Es zeigt, dass der Markt funktioniert. Der Wert einer Dienstleistung (im monetären Sinne) lässt sich ausschließlich über den Preis bestimmen, der tatsächlich bezahlt wird. Und dieser wird im wesentlichen durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage definiert. Das mag man ungerecht finden, aber so ist es nun mal, um nicht zu sagen. Peng. Aus.

Ich verstehe jeden, der sich unterbezahlt fühlt, aber das geht vielen so. Nur hilft es in diesem Fall wenig, in Foren darüber zu diskutieren. Den Markt kann der einzelne nicht ändern, den Wert seiner Arbeitskraft schon eher. Wenn also eine Haushaltshilfe mehr verdient als ein Klavierlehrer, so steht es z.B. jedem Klavierlehrer frei, als Haushaltshilfe sein Geld zu verdienen. Ob man das möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.
 
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PS. Wenn ich sehe daß Haushaltshilfen (ohne Ausbildung und Betriebsausgaben) dasselbe verlangen (und auch bekommen) wie ein Klavierlehrer, dann kann irgendetwas in diesem Lande nicht stimmen.

Legst du da nicht das unterste Perzentil der Klavierlehrer zugrunde? Meinem Eindruck nach sind 100 Euro Monatsbeitrag für 45 Minuten ein recht durchschnittlicher Satz. Das macht bei 38 Unterrichtswochen einen Stundensatz von (100*12)/(38*0,75), also ca. 42 Euro. Ich möchte nicht behaupten, dass das für einen Selbstständigen viel ist, aber so teuer ist eine Haushaltshilfe dann doch bei weitem nicht.

Ergänzung: Vorbereitungszeit habe ich nicht mit reingerechnet, weil die zum einen höchst individuell und auch schon mal 0 ist und zum anderen auch in anderen Berufen anfällt. Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber Haushaltshilfen berechnen keine Anfahrt, oder?
 
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Das gilt für alle Studienfächer, die nicht unmittelbar zu einem konkreten Beruf führen. Alle Studierenden von Geisteswissenschaften werden von jedem Nicht-Geisteswissenschaftler gefragt: "Soso. Und was machst Du später mal damit - Lehrer?"

Die haben's ja noch gut. Mit meinem Fach (das vor dem allgemeinen China-Hype ja noch als "Orchideenfach" galt) wurde ich immer gefragt: "Und was willst du damit später mal machen - Taxi fahren?" :lol:
 
Legst du da nicht das unterste Perzentil der Klavierlehrer zugrunde? Meinem Eindruck nach sind 100 Euro Monatsbeitrag für 45 Minuten ein recht durchschnittlicher Satz. Das macht bei 38 Unterrichtswochen einen Stundensatz von (100*12)/(38*0,75), also ca. 42 Euro. Ich möchte nicht behaupten, dass das für einen Selbstständigen viel ist, aber so teuer ist eine Haushaltshilfe dann doch bei weitem nicht.

Absolute Zustimmung.
Auch der Kommentar mit dem Markt, der entscheidet, hat mir gefallen.

Natürlich verdienen andere mit minderer Ausbildung in diesem Land z.T. deutlich mehr.

Aber wir können vom Unterrichten leben-in anderen Ländern ist das z.T. gar nicht möglich, weil da ganz andere Probleme herrschen.

Die Musikausbildung an der Musikhochschule ist für den Staat die teuerste Ausbildung, und die gab es umsonst-das ist Luxus!

Selbstbewußtsein und sich nicht zum Dumpingpreis anzubieten ist auch eine Sache der Persönlichkeit.
Aber ich glaube auch, dass es nicht einfach ist gerade für Einsteiger. An den Musikschulen habe ich mich unterbezahlt gefühlt. Ich bin erst mit meinem Gehalt zufrieden, seit ich selbstständig bin, und ich bin froh diesen Schritt gewagt zu haben.
 
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Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber Haushaltshilfen berechnen keine Anfahrt, oder?

Mich irritieren viele dieser Aussagen/Berechnungen. Ich halte es für selbstverständlich, meiner Haushaltshilfe (oder der Klavierlehrerin) die Anfahrt on top zum Gehalt zu bezahlen.

Geschäfte aller Art sind nur so gut, wie beide Seiten sich dabei fühlen.

Sobald einer der beiden Vertragspartner Anlass zum Grummeln hat, und sei es im hintersten Winkel des Unterbewusstseins, ist die Chemie schon beschädigt. Habe ich Bock auf eine*n private*n Dienstleister*in, die/der das Gefühl hat, die kostbare Zeit seines endlichen Lebens unterbezahlt zu vergeuden? Nicht im mindesten. Ich möchte motivierte Mitarbeiter*innen, die mit Freude für mich arbeiten.
 

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