Gute Frage - Was darf ein... kosten?

Mich irritieren viele dieser Aussagen/Berechnungen. Ich halte es für selbstverständlich, meiner Haushaltshilfe (oder der Klavierlehrerin) die Anfahrt on top zum Gehalt zu bezahlen.

Geschäfte aller Art sind nur so gut, wie beide Seiten sich dabei fühlen.

Sobald einer der beiden Vertragspartner Anlass zum Grummeln hat, und sei es im hintersten Winkel des Unterbewusstseins, ist die Chemie schon beschädigt. Habe ich Bock auf eine*n private*n Dienstleister*in, die/der das Gefühl hat, die kostbare Zeit seines endlichen Lebens unterbezahlt zu vergeuden? Nicht im mindesten. Ich möchte motivierte Mitarbeiter*innen, die mit Freude für mich arbeiten.

Das müssen diese Dienstleister aber selbst reinkalkulieren. Es ist mir als Privatperson schlichtweg schnurz, wie sich der genannte Preis einer Haushaltshilfe oder Handwerkers etc. zusammensetzt, ob er Fahrtkosten etc. da vernünftig angesetzt hat.

Ich frage eine Dienstleistung an und möchte dafür einen Preis genannt haben. Dann vergleiche ich nur Preis und Leistung in einem Konkurrenzumfeld und wähle aus, nicht immer das Billigste (wie gesagt, Leistung etc.) - aber auch nicht das Teuerste damit mein Gegenüber hoffentlich möglichst wohlgesinnt ist.

Ich werde den Anbieter nicht interviewen, ob er denn schon dies oder jenes da reinkalkuliert hätte, weil ich das für zu wenig halte. Ich bin ja nicht der Seelsorger oder Geschäftsberater des Dienstleisters. Diesen Luxus als Kunde kann man sich leisten wenn man sehr viel Geld hat - was für manche hier unzweifelhaft zutrifft. Dann fühlt man sich mental ggf. noch unbeschwerter, wenn man nur glückliche Dienstleister im Haus hat ;)
 
Es ist mir als Privatperson schlichtweg schnurz, wie sich der genannte Preis einer Haushaltshilfe oder Handwerkers etc. zusammensetzt, ob er Fahrtkosten etc. da vernünftig angesetzt hat.

Genau so entsteht Dumping-Vergütung. Jeder muss mit sich selbst ausmachen, ob er das fördert. Es bedarf nämlich in vielen Fällen keiner höheren Mathematik um zu sehen, dass die Kalkulation nicht auskömmlich sein kann.
 
Die Musikausbildung an der Musikhochschule ist für den Staat die teuerste Ausbildung, und die gab es umsonst-das ist Luxus!
Ist das so? Ich hätte erwartet, dass die ein oder andere naturwissenschaftliche Ausbildung (insbesondere Medizin), teurer ist. Mir liegen allerdings keine Zahlen vor.

Ich halte es für selbstverständlich, meiner Haushaltshilfe (oder der Klavierlehrerin) die Anfahrt on top zum Gehalt zu bezahlen.
Hm, mir hat noch nie ein Arbeitgeber meinen Weg zur Arbeit bezahlt.

Ich möchte motivierte Mitarbeiter*innen, die mit Freude für mich arbeiten.
Geld wird als Motivation meist überschätzt. Von beiden Seiten.

Es bedarf nämlich in vielen Fällen keiner höheren Mathematik um zu sehen, dass die Kalkulation nicht auskömmlich sein kann.
Aber dann kann es doch auch der Dienstleister selbst ausrechnen, der seine Kosten und seine Definition von "auskömmlich" viel besser kennt als ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau so entsteht Dumping-Vergütung. Jeder muss mit sich selbst ausmachen, ob er das fördert. Es bedarf nämlich in vielen Fällen keiner höheren Mathematik um zu sehen, dass die Kalkulation nicht auskömmlich sein kann.
...allerdings mit der Untergrenze Hartz IV und dem Mindestlohn, wenn Arbeitnehmer im Spiel sind. Und wenn der Preis zu niedrig ist kann sich das Angenbot verringern, weil die Tätigkeit vllt. niemand mehr ausüben mag und das kann zur Erhöhung der Preise führen.

Aber der etwas durchscheinende Vorwurf wäre wohl fast jedem hier zu machen und ist m. E. auch nicht gerechtfertigt, weil fast jeder mal nach günstigen Angeboten schaut oder sucht hier etwa jemand ständig das teuerste und kalkuliert ständig nach, ob er noch was drauflegen sollte?!
 
Aber der etwas durchscheinende Vorwurf wäre wohl fast jedem hier zu machen und ist m. E. auch nicht gerechtfertigt, weil fast jeder mal nach günstigen Angeboten schaut oder sucht hier etwa jemand ständig das teuerste und kalkuliert ständig nach, ob er noch was drauflegen sollte?!

Das ist (typisch deutscher) "Relativismus", gut für das eigene Gewissen.
Ich gehe allerdings davon aus, dass Du recht gut verstanden hast, was ich meine.:-)
 
Sobald einer der beiden Vertragspartner Anlass zum Grummeln hat, und sei es im hintersten Winkel des Unterbewusstseins, ist die Chemie schon beschädigt.
Schon richtig - aber es sind beide Vertragspartner in der Pflicht, an der Erzielung eines für alle beteiligten Parteien akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnisses mitzuwirken. Das heißt für den Anbieter im Einzelfall, nicht vor der Angst zu kapitulieren, den Auftrag an einen Konkurrenten zu verlieren, der den Job für noch weniger Kohle zu machen bereit ist. Jede Kröte mit geballter Faust in der Hosentasche schlucken, das muss nicht sein. Der Kunde bekommt eine vorbildlich erbrachte Dienstleistung in erstklassiger Qualität, und die kostet eben den Preis X. Peng, aus.

Mitunter wundere ich mich, warum man sich als Musiker mitunter so klein macht. Da wird eine Hochzeitsfeier mit allem Drum und Dran organisiert - Stretchlimousine & Co. inklusive. Jeder noch so stattliche Preis wird ohne lange zu palavern bezahlt - und der Organist soll um fünfzig Euro mehr oder weniger betteln und schlimmstenfalls seinem Geld hinterherlaufen? Dabei kosten die Tabletts mit dem Glas Begrüßungssekt für die mitfeiernden Gäste nach Verlassen der Kirche schon mehr als die komplette Kirchenmusik... .

Vor wenigen Tagen hatte ich im hiesigen Krankenhaus auf dem Sektempfang zur Amtseinführung für ein neues Mitglied der Direktion die Pianomusik im Hintergrund beizusteuern. Man ging von anderthalb Stunden Spieldauer aus und ich nannte meinen Stundensatz. Vor Beginn der Veranstaltung überreichte man mir einen Umschlag mit dem Honorar...für eine Stunde Spieldauer statt anderthalb. Höfliche Intervention meinerseits - und meine Ansprechpartnerin bat peinlich berührt tausendmal um Entschuldigung und kam kurz darauf mit dem restlichen Geld wieder. Dafür habe ich dann nicht Punkt Glockenschlag am Instrument aufgehört, sondern bis zum Verlassen der letzten Gäste etwa zehn bis fünfzehn Minuten später ohne zusätzliche Berechnung weiter gespielt und mit ein paar gepflegten Abschiedsliedern das Ereignis stilvoll abgerundet. Mit diesem Verlauf der Veranstaltung waren alle beteiligten Personen hochzufrieden. Tipp: Die Spieldauer ohne Rücksprache mit dem Gastgeber erheblich verlängern - davon ist abzuraten. Aber ein paar Minuten bis eine Viertelstunde länger tun niemandem weh - wenn aber der Gastgeber ein oder zwei Stunden länger Livemusik haben will, die Brieftasche öffnet und man hat zum Verlängern die Möglichkeit, darf man sich natürlich ruhig auch darauf einlassen. Kann immer wieder vorkommen.

LG von Rheinkultur
 
Das ist ne faule Ausrede ;-)und zeugt von sehr einseitiger Kenntnis des "Marktmechanismus".
Faul? Ja. Zu faul, alle mir angebotenen Preise nachzukalkulieren. Ausrede? Nein. Jeder, der sich im Markt bewegt, ist zuallererst selbst dafür verantwortlich, seinen Preis zu kalkulieren und so seine Preisuntergrenze festzulegen.

Den Rest Deines Satzes verstehe ich leider nicht.
 
Mich irritieren viele dieser Aussagen/Berechnungen. Ich halte es für selbstverständlich, meiner Haushaltshilfe (oder der Klavierlehrerin) die Anfahrt on top zum Gehalt zu bezahlen.

Mich irritiert auch das Bild der Klavierunterrichtskundschaft, welches hier und in anderen Themen gezeichnet wird. Nicht wenige der sehr aktiven Clavioten verfügen allem Anschein nach über ein stark überdurchschnittliches Einkommen und Vermögen und das soll auch nicht Gegenstand einer Bewertung sein. Möglicherweise gibt es hier auch Klavierlehrer mit Schülern, die im Cayenne vorgefahren werden. Der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen in dieser Gesellschaft entspricht dieser Wohlstand aber nicht einmal ansatzweise. Wenn ihr euch im Instrumenten-Unterforum anschaut, wie das Budget für ein Instrument oft aussieht, sollte eigentlich klar sein, dass nicht jeder Mitforist 200 Euro monatlich für den Klavierunterricht übrig hat - ohne einen Cayenne zu fahren.

Eine stärkere Berücksichtigung der finanziellen Potenz der Kundenseite wäre vielleicht zielführender als eine pauschale Geißelung, so gerechtfertigt die im Einzelfall auch sein mag.
 

Faul? Ja. Zu faul, alle mir angebotenen Preise nachzukalkulieren. Ausrede? Nein. Jeder, der sich im Markt bewegt, ist zuallererst selbst dafür verantwortlich, seinen Preis zu kalkulieren und so seine Preisuntergrenze festzulegen.
"Zu faul" stimmt nur bedingt. Denn wie will ein Nichtmusiker ermitteln, wie ein Musiker seine Preise kalkuliert? Wäre er dazu in der Lage, wäre er selbst Musiker und bräuchte den angebotenen Unterricht nicht oder jedenfalls nicht im vollen Umfang. Seinem Gegenüber nicht hinter die Stirn schauen können hat mit Faulheit nichts zu tun.

Eine stärkere Berücksichtigung der finanziellen Potenz der Kundenseite wäre vielleicht zielführender als eine pauschale Geißelung, so gerechtfertigt die im Einzelfall auch sein mag.
Sollte für einen professionellen Dienstleister aber selbstverständlich sein. Was hat ein privat unterrichtender Musikpädagoge davon, wenn sein Berufsstand als so elitär und hochpreisig eingeschätzt wird, dass ein nicht geringer Prozentsatz von Interessenten auf eine Anfrage bei ihm verzichtet in der Erwartung, diese Mondpreise sowieso nicht bezahlen zu können? Selbst in klassischen High-Society-Disziplinen wie Golf oder Reitsport ist man inzwischen bemüht, das Etikett loszuwerden, als Kunde müsse man ein mindestens vor dem Komma fünfstelliges Monatseinkommen haben. Warum wohl?

Pauschale Geißelungen von Kunden, die zu wenig ausgeben, sind ohnehin zwecklos. Da sollte man eher unterscheiden zwischen denen, die selbst bei vernünftiger Prioritätensetzung nur begrenzte Mittel aufbringen können, und denen, die mehr bezahlen können, es aber einfach nicht wollen. Da zeigt es sich im Einzelfall, ob argumentativ nach oben etwas erreichbar ist - und idealerweise sind sich dann alle seriösen Anbieter in der Region darüber einig, ein bestimmtes Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zu unterschreiten. Auch zum Preisedrücken oder Lohndumping gehören immer mindestens zwei Parteien.

LG von Rheinkultur
 
Wenn ihr euch im Instrumenten-Unterforum anschaut, wie das Budget für ein Instrument oft aussieht, sollte eigentlich klar sein, dass nicht jeder Mitforist 200 Euro monatlich für den Klavierunterricht übrig hat - ohne einen Cayenne zu fahren.
Wer einen Cayenne fährt, tankt allerdings auch Super - um im Bild zu bleiben. Wer im Monat 1000 € für Kraftstoff aufbringen kann, hätte sogar mit mehr als 200 € für wöchentlichen Klavierunterricht objektiv kein Problem. Allerdings ist auch bekannt, dass wirtschaftlich überdurchschnittlich leistungsfähige Geschäftspartner unangenehme Verhandlungspartner sein können, soweit sie ein Gespür dafür haben, bei bestimmten Geschäftsbereichen die Preise nach unten drücken zu können. Das ist gar nicht so selten und einer der Faktoren, die die Vermögensbildung und Profit-Optimierung ermöglichen. Schon der Volksmund nennt die Dinge beim Namen: Wer hat, dem wird gegeben ("Matthäus-Prinzip": Der Teufel sch***t immer auf den größten Haufen) und Haben kommt von Halten. Wohl dem, der Kraft und Mut hat, dann auch mal Nein zu sagen. Und NEIN, ich verfüge NICHT über ein fünfstelliges Monatseinkommen... .

LG von Rheinkultur
 
Das ist (typisch deutscher) "Relativismus", gut für das eigene Gewissen.
Ich gehe allerdings davon aus, dass Du recht gut verstanden hast, was ich meine.:-)
Deine Reaktion ist auch typisch. :-)
Du übersiehst, dass ich nicht nur relativiere, sondern den Dumping preis nicht zwingend sehe und die moralische Position deiner Aussage in Frage stelle. Klarstellend: Es geht hier auch nicht um mein Gewissen.
 
...allerdings mit der Untergrenze Hartz IV und dem Mindestlohn, wenn Arbeitnehmer im Spiel sind. Und wenn der Preis zu niedrig ist kann sich das Angebot verringern, weil die Tätigkeit vllt. niemand mehr ausüben mag und das kann zur Erhöhung der Preise führen.
Riskant ist es in jedem Fall, die Preise für die arbeitenden Teile der Bevölkerung in eine Region zu drücken, in der man ohne Arbeit auch nicht weniger Geld zum Leben zur Verfügung hätte. Irgendwann sind Belastbarkeit und Altruismus auch mal erschöpft.

Aber der etwas durchscheinende Vorwurf wäre wohl fast jedem hier zu machen und ist m. E. auch nicht gerechtfertigt, weil fast jeder mal nach günstigen Angeboten schaut oder sucht hier etwa jemand ständig das teuerste und kalkuliert ständig nach, ob er noch was drauflegen sollte?!
Niemandem braucht man einen Vorwurf machen, wenn der Auftraggeber möglichst viel Leistung für sein Geld haben will und der Auftragnehmer möglichst viel Geld für seine Leistung. So funktioniert Marktwirtschaft. Nicht in Ordnung ist es aber, wenn man in Kenntnis der Marktmechanismen die Preise in sittenwidrige Dimensionen drücken will. Während der Arbeitnehmer sich organisiert und seiner Arbeitnehmervertretung den Kampf gegen Missstände überlässt, wird der Freiberufler oder Gewerbetreibende eben im eigenen Interesse solche Aufträge ablehnen. Täten letztere und vorletztere das generell, müsste man auf der Auftraggeberseite wieder mehr Geld in die Hand nehmen - denn die anfallenden Arbeiten sollen ja erledigt werden.

LG von Rheinkultur
 
Dem stimme ich zu!
 
Auch wenn ich Dich voll und ganz verstehen kann: Nein, so entsteht die nicht. Die Dumping-Vergütung entsteht durch die Dienstleister/Anbieter selbst. Wer gefühlt zu wenig nimmt, weil er meint, sich dem Markt über den Preis anpassen zu müssen, ist der Hauptmotor von Dumping-Preisen, denn so eine Anpassung geht immer nur in eine Richtung: Nach unten.
Viel vernünftiger ist es, sich den Markt über Qualität anzupassen. Wenn der Konsument mehr auf den Preis als auf die Qualität schielt, gehört er eh nicht zu der Kundschaft, die einen zufrieden stellt.

Beispiel: Vor knapp 20 Jahren war ich bei einem Referat eines Dachziegelherstellers, der sich (zu Recht) ernsthafte Sorgen um seine Kundschaft (den Dachdeckern) und den Markt hier machte. Es sprach ein Wirtschaftsberater und listete folgende Fakten für die Region Berlin auf (das war 1998):
"Jede dritte Dachdeckerbude wird in den nächsten 5-10 Jahren pleite gehen. Für jede Bude, die pleite geht, werden drei neue aufmachen. Es wird eine Schwemme aus Westdeutschland und Polen geben. Es wird mehr Dachdecker geben als Bedarf da ist. Die Preise werden in den Keller fallen. Löhne und Materialpreise werden dagegen steigen.
Wenn Sie nicht zu denen gehören wollen, die pleite gehen; wenn Sie das überleben wollen: Behalten Sie Ihre Preise stabil bzw. passen Sie die Preise nach oben an. Die Qualität wird den Markt regeln."
Alles was er sagte ist eingetroffen, aber das Wichtigste: Die Qualität hat den Markt geregelt; die Billigheimer sind alle wieder weg vom Fenster und der Markt ist ausgewogen.

So was dauert manchmal sehr lange aber ich bin sicher, dass sich das überall durchsetzen lässt, wenn die Anbieter dazu bereit sind. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob 100 Meter weiter eine staatlich gestützte Musikschule ist. Im Gegenteil: Die kann einem nen Haufen Kundschaft bescheren.
 

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