Bei meinem Lehrer spielt "Gewichtsspiel" keine Rolle. Wenn man sein "Technikkonzept" ueberhaupt unter einen Begriff bringen will, dann "Durchlaessigkeit", d.h. es geht um die Gesamtbewegung, die moeglichst ungehindert aus dem Koerper flieszen soll. Ziemlich genau das, was
@hasenbein beschrieben hat. "Gewichtsspiel" koennte folgende Probleme implizieren: (i) man "drueckt" in den Tastenboden und verkrampft dadurch eventuell sogar, weil die Finger irgenwie den Arm stuetzen muessen, (ii) beim "Fallenlassen" der Hand, bzw. des Unterarms erzeugt man bei lauten Akkorden eventuell Schlaggeraeusche. Im groszen Konzertsaal mag das im Publikum nicht hoerbar sein, aber in kleinen Raeumen kann das stoerend sein. Wenn man tatsaechlich von oben aktiv schlaegt, wird das eher schlimmer. (iii) man musz nicht immer "im Tastengrund" sein, z.B. bei leisen, schnellen leggiero Passagen ist das hinderlich und klingt "dick".
Mein Lehrer hat mir uebrigens den Clark zum Lesen mit ziemlich genau
@hasenbein s Bemerkungen geliehen (aber er ist sicher nicht
@hasenbein !!).
Allgemein behaupte ich, dasz praktisch jeder mit suboptimaler Technik spielt, d.h. es geht eigentlich immer noch "mueheloser" und mit "weniger Aufwand", immer noch "freier". Was die technische Seite betrifft, so suche ich nach moeglichst muehelosen Bewegungen, die eine bestimmte Klangvorstellung realisieren.
Oft ein Problem: Bei f- oder ff-Stellen meinen viele, alles muesse jetzt nach groszem Kraftaufwand und Anstrengung klingen, denn schlieszlich muesse man ja zeigen, wie man Schweres eben doch bewaeltigt und bezwingt. Das ist nicht mein Ziel. Selbst wenn musikalisch hoechste Leidenschaft und Pathos verlangt ist, soll es sich "technisch" bitte einfach "von selbst spielen", sonst bekomme ich die Stelle nicht sicher hin. Das kann dauern, bis man das kann, ich erreiche es auch nur bis zu einem bestimmten Grade. Es fehlt die Koordination der Finger, irgendein Koerperabschnitt "verklemmt" sich, die Hand ist nicht in der richtigen Arbeitposition usw.. Es paszt eben einfach die Bewegungsabfolge, also der Bewegunsflusz nicht. Mit langsamem Ueben und "Stationsuebungen" kann ich das bei mir oft ganz gut analysieren und verbessern (Voraussetzung ist die vorherige Klangvorstellung, dann erst spielen).
Auf jeden Fall finde ich den Begriff "Gewichtsspiel" mindestens irrefuehrend und gefaehrlich auf Grund seines "Verklemmungspotentials" und daraus folgender Verkrampfung bei falschem Verstehen desselben.
Jannis
PS: Ich kann schon verstehen, dasz manche Lehrer bei Leuten, die mit total festgestellten Unterarmen die Finger ueber die Tasten huschen lassen, voellig ungenau und "verhuscht" spielen, genau durch "Gewicht" das verbessern wollen: Unterarm entspannen, Tasten deutlich fuehlen etc.. Ich kenne mich mit Didaktik nicht aus, aber die Faelle, die ich in diese Richtung kenne, haben einfach mit ALLEM Probleme. Ich waere als Lehrer schlicht verzweifelt und ratlos.